„Der Hospizdienst ist nicht nur Tod und Traurigkeit“
Das ambulante Angebot der Caritas sucht weitere Ehrenamtler — vor allem junge.
Wenn Claudia Riegel von einem Besuch bei dem sechsjährigen Jannis (Name geändert) und seiner Familie kommt, empfindet sie reine Freude. „Es ist das Glück meines Lebens, dass ich diesen Kurs gemacht habe.“ In ihrer Freizeit kümmert sie sich seit drei Jahren um den Jungen, der an einer unheilbaren Muskelerkrankung leidet und im Rollstuhl sitzt. Sie ist eine von 64 Ehrenamtlichen, die sich für den ambulanten Kinderhospizdienst des Caritasverbands Wuppertal/Solingen engagieren. Sie begleiten Familien, deren Kinder lebensbedrohlich erkrankt sind, weil sie an einer Muskel- oder Stoffwechselerkrankung oder an Krebs leiden. Der Dienst sucht händeringend weitere Freiwillige — im bergischen Städtedreieck und Umgebung.
Denn die Caritas deckt mit ihrem Angebot nicht nur Wuppertal und Solingen, sondern auch Remscheid, Hückeswagen, Radevormwald und Wermelskirchen ab. 99 Familien habe der Dienst seit der Gründung 2007 vor zehn Jahren unterstützt, berichtet Koordinatorin Kornelia Smailes. „Derzeit sind es 45 Familien, in Solingen vier.“ Anders als bei Erwachsenen beginne die Begleitung bei Kindern schon nach der Diagnose. „Sie geht also oft über Monate oder gar Jahre.“
So wie bei Claudia Riegel und Jannis. Die 50-jährige Wuppertalerin kam nach ihrer Schulung für Hospizhelfer 2014 zu der Solinger Familie. „Ich wollte immer etwas Ehrenamtliches machen und habe sofort gedacht: „Das passt.“ Zunächst half sie mit einer anderen Ehrenamtlichen in der Familie, inzwischen kümmert sie sich allein um Jannis und seine vierjährige Schwester. „Die Chemie stimmt einfach.“
Riegel holt die Kinder regelmäßig aus der Kindertagesstätte ab, bringt sie nach Hause und betreut sie dort. „Wir spielen oder ich lese ihnen vor.“ Oft springt sie auch spontan ein. Dass Jannis unheilbar krank ist, rücke dabei in den Hintergrund. „Viele verbinden den Hospizdienst mit Tod und Traurigkeit, aber so ist es nicht.“ Die Zeit mit den Kindern beschere ihr schöne Momente. „Ich komme bei den Besuchen auch selbst ,runter’.“ Zwar gebe es auch Tage, an denen es Jannis nicht gut geht, zum Beispiel, wenn er einen Infekt hat. „Aber Kinder sehen immer etwas Positives.“
Für die Eltern sei die Hilfe der Ehrenamtlichen eine große Entlastung, erklärt Kornelia Smailes. Wer ein krankes Kind habe, dem fehle oft die Zeit für sich selbst, für den Partner oder für die Geschwisterkinder. Im Idealfall sollten sich zwei Helfer um ein Kind oder einen Jugendlichen kümmern.
Doch dafür gibt es derzeit nicht genug Ehrenamtliche. „Wir brauchen dringend Nachwuchs“, sagt Kornelia Smailes. Die Koordinatorinnen würden sich vor allem über junge Interessenten freuen. „Wir betreuen viele Jugendliche und junge Erwachsene.“ Und die wünschten sich gleichaltrige Hospizbegleiter — um mal etwas anderes zu unternehmen als mit ihren Eltern: ins Kino gehen oder einen Cocktail trinken. „Aber grundsätzlich ist der Dienst für alle Altersgruppen etwas.“ Für das Ehrenamt mit Begleitung, Treffen und Supervision müsse man allerdings rund 15 Stunden im Monat einplanen.
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