Der Hühnerstall-Streit vom Fettenberger Weg

Während die Bauarbeiten für die große Anlage an der Stadtgrenze voran gehen, bleiben deren Gegner bei ihrer vehementen Kritik.

Dönberg. Irreparabler Eingriff in ein Naherholungsgebiet - oder vertretbare Einrichtung eines Betriebsgebäudes nach geltendem Baurecht? An der geplanten Hühnerstall-Anlage am Fettenberger Weg scheiden sich nach wie vor die Geister: "Was hier passiert, ist ein Skandal", meint Anwohnerin Martina Nosbisch beim Ortstermin mit der WZ und deutet auf das Baufeld, in dem eine etwa 112 Meter lange, 24 Meter breite und bis zu 6 Meter hohe Stall-Anlage für fast 15.000 Hühner errichtet wird. "Wir halten uns hier an Recht und Gesetz", erklärt dagegen Richard Hennenberg, Agrarunternehmer aus Neviges und als baurechtlich privilegierter Landwirt Bauherr am Fettenberger Weg.

Fakt ist: Dem umstrittenen Neubau im Landschaftsschutzgebiet am Deilbachtal liegt - wie berichtet - eine Baugenehmigung der Stadt Wuppertal vor. "Die Genehmigung beinhaltet den Legehennenstall mit 14.940 Hennen", berichtet Stadt-Sprecherin Martina Eckermann auf WZ-Nachfrage. Für mehr Tiere, wie die Gegner des Stalls befürchten, biete die Ausstattung der geplanten Anlage keinen Platz. Anwohnerin Nosbisch spricht unterdessen nach Einsichtnahme in Unterlagen bei der Stadt Wuppertal von einem Bauvolumen für bis zu 24.000 Hühner - was Richard Hennenberg wiederum zurückweist: Es bleibe bei den 14.940 Legehennen und einer sechs Hektar großen Auslauffläche, die alle Bestimmungen erfülle.

Jenseits aller Zahlen sprechen Kritiker wie Nosbisch sowie der Bürgerverein "Naturlandschaftschutz Deilbachtal" von einer Zerstörung der niederbergischen Kulturlandschaft unter den Augen der Behörden.

Wie berichtet, steht Hennenbergs Stall-Anlage in Neviges seit Monaten in der Kritik von Umwelt- und Tierschützern. Die dort produzierten Eier darf Hennenberg nach einer Verfügung des Landes NRW, die am 30. März beim Verwaltungsgericht Düsseldorf bestätigt wurde, nicht mehr als Bio-Eier vermarkten. Begründet wird dies damit, dass den Tieren dort nicht genug Auslauffläche zur Verfügung stehe. Werden diese Eier nunmehr als Eier aus Bodenhaltung vermarktet, will Hennenberg die Eier vom Fettenberger Weg wieder als Bio-Eier verkaufen - unter Einhaltung aller Bestimmungen.

"Man darf diese Stall-Anlagen nicht getrennt voneinander sehen", unterstreicht Martina Nosbisch. Neben dem umstrittenen Bestand an der Nordrather Straße und dem Baufeld am Fettenberger Weg wollte Hennenberg auch schon im wenige Kilometer entfernten Elfringhausen eine Stall-Anlage errichten - allerdings ohne Erfolg. Die Stall-Standorte strategisch nahe beieinander zu verteilen und separat genehmigen zu lassen, gehöre zum Kalkül des Unternehmens, meinen die Kritiker. "Eine ganz große Stall-Anlage mit dermaßen vielen Tieren würde die Firma Hennenberg sonst niemals genehmigt bekommen", erklärt Nosbisch und spricht von "agrarindustriellen Massentieranlagen".

Nosbisch kritisiert auch, dass der Fettenberger Weg nicht für den aktuellen Baustellen- und späteren Lieferverkehr ausgelegt sei. In dieser Frage verweist die Stadt Wuppertal auf die Zuständigkeit der Stadt Velbert, die die Erschließung der neuen Stall-Anlage allerdings positiv bewertet habe. Weitere Bauanträge für Legehennenställe lägen in Wuppertal derzeit jedenfalls nicht vor, und im Zuge der üblichen Bau-Überwachung behalte man sich auch am Fettenberger Weg Kontrollen vor. Nach der Errichtung des Stalls werde man auf Dauer auch den Legehennenbetrieb am Dönberg überprüfen - von der Stall-Ausstattung bis hin zum Salmonellen-Monitoring.

In Wuppertal plane er keine weiteren Stall-Anlagen, sagt Hennenberg gegenüber der WZ. "Da gibt es andere Standorte, die weitaus unproblematischer sind", erklärt der Velberter, der auch in Norddeutschland Stall-Anlagen betreibt. Für die am Fettenberger Weg gebe es in Absprache mit der Stadt Wuppertal jedenfalls einen landschaftspflegerischen Begleitplan, der Ausgleichsmaßnahmen vorsieht "und selbstverständlich auch eingehalten wird."

Auf der Baustelle selbst sind die Arbeiten am Fundament mittlerweile abgeschlossen, und und nun soll der Stahlbauer anrücken. Auch die geplante Außengestaltung der Stall-Anlage sei mit den Behörden abgestimmt, heißt es von der Bauleitung.

Das allerdings beruhigt die Kritiker nicht: "Man muss das hier mit eigenen Augen sehen, um einen Eindruck davon zu bekommen, wie groß der Eingriff in die Landschaft tatsächlich ist", sagt Martina Nosbisch. "Es kann nicht sein, dass so etwas überhaupt genehmigt wird. Im Grunde genommen kann ein solcher Stall auch in jedem Industriegebiet stehen - und nicht in dieser schönen Landschaft."