Urgestein Der Mann für Ronsdorfs Heimatkunde
Wuppertal · Günter Konrad (89) ist jetzt mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet worden.
Günter Konrad ist bis auf wenige Wochen ebenso alt wie Wuppertal. Er wurde am 25. September 1929 geboren und hat sich dem Südhöhen-Stadtteil Ronsdorf verschrieben. Und genau dafür wurde er am vergangenen Freitag im Ratssaal in Barmen mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet, einer Ehrung, die Bürgerinnen und Bürgern speziell für lokales Engagement verliehen wird.
Als langjähriges Mitglied im Bergischen Geschichtsverein und natürlich im Ronsdorfer Heimat- und Bürgerverein widmet er sich seit vielen Jahren der Geschichte seines Stadtteils, hat mit einer Vielzahl von Beiträgen für Zeitungen, Publikationen und Vorträgen lokalhistorischen Themen an die Öffentlichkeit getragen und wurde auch deshalb vom Ronsdorfer HBV auf der jüngsten Jahreshauptversammlung zum Ehrenmitglied ernannt.
Schon als Schüler interessierte sich der heutige rührige Senior für das Fach „Heimatkunde“, und wenn er als Junge mit seinem Vater zum Schloss Burg gewandert war und dort im Bergischen Museum einen Einblick in das Leben der Vorfahren nehmen konnte, dann übte das stets eine besondere Faszination für ihn aus.
Das Interesse für die Heimatgeschichte blieb zwar, doch in späteren Jahren wandte sich Konrad eher der Fotografie zu und gelangte auch auf diesem Gebiet zu bemerkenswerten Fähigkeiten.
Als seine Frau nach dem Tod ihrer Tante das von den Urgroßelter stammende Haus in der Breite Straße erbte, da fand das Ehepaar Unterlagen und Dokumente, die bis auf das Jahr 1871 zurückgingen. Eine wahre Fundgrube für Günter Konrad, der den Beruf des Industriekaufmannes erlernt hatte. Und ein Anlass, Schriften und Fotos von der Breite Straße, im Ronsdorfer Volksmund „Gate“ genannt, zu sammeln.
Aus diesem Material wurde dann auch die Ausstellung „Die Gate einst und jetzt“ gespeist, die in der Ronsdorfer Stadtbibliothek im November 1985 zu sehen war. Und nicht nur dort, sondern wegen des großen Erfolges auch später in der Elberfelder Zentralbibliothek, wo sie ebenfalls starken Anklang fand.
Dass seine Ausstellung so gut ankam, bedeutete für Günter Konrad auch einen Motivationsschub, und so ging er, der ebenso wie seine Frau Grete engagiertes Mitglied der Evangelischen Kirchengemeinde in Ronsdorf ist, das nächste große Thema an: „200 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Wuppertal-Ronsdorf“, die in der Filiale der Stadtsparkasse zu sehen war.
Als sich die Inbetriebnahme der Ronsdorf-Müngstener Eisenbahn zum 100. Mal jährte, trug Konrad selbstverständlich alles ihm verfügbare Material zusammen und musste dabei eine betrübliche Tatsache zur Kenntnis nehmen: Umfangreiches Bildmaterial war als „nutzloser alter Krempel“ in die Mülltonnen gewandert und damit für die Nachwelt verloren gegangen.
So etwas, so gelobte er sich, sollte zukünftig nicht mehr passieren. Und deshalb nahm er eine Mammut-Aufgabe in Angriff: „Im Ruhestand will ich mich der Sichtung und Sicherung alter Fotos und Dokumente widmen.“
Konrad, der 1973 vom Schreibtisch des Industriekaufmannes auf die Position des Geschäftsführers beim Elberfelder Erziehungsverein gewechselt war und 1992 pensioniert wurde, machte sich mit der ihm eigenen Energie an die Arbeit. Er wertete alte Dokumente aus und trat nun auch als Autor auf den Plan. Zeitungsartikel und zwei Bücher, die im Selbstverlag erschienen, zeugen gleichermaßen von seiner heimatgeschichtlichen Kompetenz und seinem Sammlerfleiß.
„Unser Ronsdorf“ hieß die Dokumentation des Stadtteils, die er zusammen mit Marga Rühl und Friedhelm Peters verfasste, und „Lebendige Vergangenheit“ hießen die Vorgänger nachfolgender Werke wie „Fäden, Farben, Wasser, Dampf- Industriegeschichte im Wuppertal“, das er zusammen mit Kurt Florian zusammenstellte. Auch der Band „Auf den Spuren einer vorindustriellen Stadtgründung“ entstammt seiner Feder.
Führer zu den verschiedenen Rundwegen auf den Südhöhen, Vorträge und immer wieder Dokumentationen vervollständigen Konrads Werk. Christel Auer, die Vorsitzende des Ronsdorfer Heimat- und Bürgervereins, sagt voller Hochachtung über ihn: „Wir sind stolz, dass Günter Konrad mit uns zusammen arbeitet und, dass er uns sein Archiv später einmal zur Verfügung stellen wird.“