Der Nahverkehrsplan kommt später
Es droht eine Verzögerung von bis zu einem Jahr. Der Verwaltung fehlen Planer. WSW müssen deshalb vorpreschen. Grüne üben Kritik.
Wuppertal. Kurz gesagt geht es um einen Rahmenplan für den gesamten ÖPNV: Um die Busse und Schwebebahnen, das Liniennetz, die Bushaltestellen und vor allem auch die Taktung. Und anhand des Nahverkehrsplans (NVP) soll die Stadt auch den WSW Vorgaben für ihre Planung geben können. Doch wann es soweit ist, steht in den Sternen. Geplant war, dass die Stadt 2018 den NVP abschließt und er bis Ende 2019 in Kraft tritt. Jetzt gibt es mindestens ein Jahr Verzögerung, wie Verkehrsdezernent Frank Meyer in der jüngsten Sitzung des Verkehrsausschusses eingeräumt hat.
Das Problem ist eins, das bei vielen städtischen Projekten zu hören ist: Der Verwaltung fehlen die Planer. Im konkreten Fall, so Meyer, sei es seit fast zwei Jahren nicht gelungen, eine Stelle wieder zu besetzen. Statt zwei Mitarbeitern kümmert sich aktuell nur einer um die Fortschreibung des NVP, dessen aktuelle Auflage aus dem Jahr 1997 stammt. Zwei Ausschreibungsrunden habe es bereits gegeben, in Kürze starte die dritte. „Wir hoffen, dass es diesmal klappt“, bleibt Volker Klöpper Zweckoptimist. Seit dem Ausscheiden seines Kollegen zum 31. Dezember 2015 ist er als einziger Planer verblieben — und betreut nicht nur den NVP. In den vergangenen Monaten war er zum Beispiel mit den Auswirkungen der Bahnsperrung auf den ÖPNV beschäftigt, demnächst dürften die Folgen des Dieselgipfels ein Thema für ihn werden.
Unterstützt wird er beim NVP von einem Planungsbüro aus Köln. Diesem mehr Aufgaben zu übertragen, wie es einige Stimmen fordern, sei aber nicht so einfach. Zumal der NVP eine „hoheitliche Aufgabe“ der Stadt sei, wie die Verwaltung betont. Zudem dürfte das Abgeben von Aufgaben auch Geld kosten.
„Das ist sehr schade“, sagt Sabine Schnake von den WSW zur neuerlichen Verzögerung. Die Stadtwerke hätten sich eine schnellere Umsetzung gewünscht. Denn schließlich stünden aus WSW-Sicht demnächst einige Änderungen an, die eigentlich in den NVP mit hätten einfließen sollen: Ende 2018 wird bekanntlich der neue Busbahnhof am Döppersberg in Betrieb genommen, für 2018 planen die WSW außerdem die Einführung des Zwei-Minuten-Taktes für die Schwebebahn, und 2019 stellt der VRR bei einigen S-Bahn-Linien den Grundtakt von 20 auf 30 Minuten um, wovon in Wuppertal zum Beispiel die Linie S 9 betroffen ist.
Deshalb müssten auch die WSW die Taktung ihrer Buslinien umstellen — womit man nicht warten könne, bis die Stadt endlich den NVP umsetzt. Das Problem: Kommen die Experten anschließend beim NVP zu dem Schluss, dass weitere Änderungen am Netz notwendig sind, müssten die WSW noch einmal ihre Pläne ändern. Die Fahrgäste müssten sich also zweimal umstellen. Ausschließen könne er das nicht, sagt Klöpper vorsichtig.
Kritik kommt aus der Politik, etwa von den Grünen. Der NVP sei momentan „wie eine Blackbox“ für uns“, sagt Anja Liebert. Man wisse gar nicht, „wo wir jetzt stehen“. Der NVP sei eigentlich ein Verfahren, für das eine Bürgerbeteiliggung explizit vorgesehen war. Erste Veranstaltungen gab es bereits. „Ich hoffe nicht, dass die Stellungnahmen und Einwände der Bürger durch die Verzögerung auf der Strecke bleiben“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat. Zudem dürfe der NVP „nicht mit der heißen Nadel gestrickt werden“, schließlich sei der Plan ein Gerüst für bis zu zehn Jahre. Zukunftsperspektiven müssten betrachtet werden. „Gerade beim Thema Verkehr tut sich so viel“, sagt Liebert und verweist auf zum Beispiel auf Elektromobilität.
Die Ideen der Bürger seien auf jeden Fall noch gespeichert und würden auch mit einfließen, bekräftig Volker Klöpper. Nachzulesen sei alles auf den Internetseiten der Stadt. Der NVP sei keine „schwarze Box“. Zukünftig, so sein Ziel, solle der NVP auch in kürzeren Abständen fortgeschrieben werden, dann sei der Aufwand auch nicht mehr so groß. „Aber nach 20 Jahren fängt man jetzt praktisch wieder bei Null an.“ “ Kommentar S. 14