Linseneintopf und Pralinen am Wahltag
Kolumnist Uwe Becker hofft, dass ihm nach der Hochrechnung nicht der Appetit vergeht.
Bevor Sie alle hoffentlich am Sonntag zur Wahl gehen und Ihre Stimme einer Partei geben - bitte nicht die mit „A“ nehmen - möchte ich Ihnen mein Rezept für eine leckere Linsensuppe mit Bockwurst ans Herz legen. Bei den sinkenden Temperaturen mal wieder eine schmackhafte Sache.
Zunächst nimmt man eine dicke Scheibe durchwachsenen Bauchspeck und brät diese an. Wenn der Speck schön braun ist, wird mit einem guten Schuss Weißwein abgelöscht. Dann fügt man einen Liter Gemüsebrühe hinzu und lässt alles 25 Minuten köcheln. Dann kommen die Tellerlinsen in den Topf. Kurz bevor die Linsen weich sind, ergänzt man alles mit klein geschnitten Kartoffeln, Sellerie, Lauch und Möhren und lässt den Eintopf noch mal 20 Minuten bei kleiner Temperatur garen. Brühe nach Bedarf nachgießen. Zum Schluss kommen die Bockwürstchen in den Eintopf. Mit Salz und Pfeffer sowie Majoran und Essig nach Geschmack würzen. Ich wünsche viel Spaß beim Nachkochen.
Begrabt mein
Herz in Wuppertal
Aber kommen wir auf die Bundestagswahl am Sonntag zurück: In Wuppertal werden voraussichtlich wieder fast 30 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme nicht abgeben. Dabei ist das Wahlrecht ein hohes Gut, das geschützt werden muss. Viele Menschen, die in den letzen Monaten zu uns geflüchtet sind, haben dieses Recht in ihren Heimatländern nicht, das sollten alle bedenken, die am Sonntag zu Hause bleiben. Wenn wir nach Europa schauen, dann gibt es in Ungarn und Polen zwar noch das Wahlrecht, doch schränken dort die rechtspopulistischen Regierungsparteien dieses bereits ein, indem sie die Presse gleichschalten, die Opposition behindern und deren Wähler einschüchtern. Viele glauben, bei uns würde es nicht so weit kommen. Nun, das mag sein und bleibt hoffentlich so. Aber dafür muss man etwas tun.
Bei geringer Wahlbeteiligung profitieren in der Regel immer rechtsradikale Parteien, deren stramme Wählerschaft folgsam und geschlossen ihre Stimme abgibt. Wenn Sie ein enttäuschter CDU-Wähler sind, dann wählen sie doch statt AfDings aus Spaß die SPD oder die Linke! Und alle bisherigen Nichtwähler sollten die Partei Die Partei wählen, dann hätte deren Spitzenkandidat, Serdar Somuncu, den Job als Kanzler oder Vize-Kanzler so gut wie in der Tasche. Ein Türke an der Spitze unseres Landes würde auch unser Verhältnis zum EU-Nachbarn etwas verbessern (Smiley).
Hauptsache, Sie wählen überhaupt! Es gab eine Zeit, in der habe ich auch nicht gewählt. Ich ging zwar in die Wahlkabine, aber statt zu wählen, habe ich die Mine aus dem dort an einer Kordel hängenden Kugelschreiber entfernt - ja, ich gehörte mal zur radikalen Spaß-Guerilla.
Meine Freundin macht das seit Jahren anders. Sie hinterlegt, nachdem sie ihr Kreuz gemacht hat, für den nächsten Wähler ein Ferrero-Küsschen als kleines Dankeschön. Vielleicht sollten wir das auch alle machen und können auf diese Weise wenigstens noch ein paar Naschkatzen zur Teilnahme an der Wahl überreden.
Noch mal zurück zum Linseneintopf: Den gegarten Bauchspeck würde ich herausnehmen, die Speckschwarte entfernen, den Rest klein schneiden und zurück in den Topf geben. Ich werde diesen schmackhaften Eintopf zum Wahlsonntag zubereiten. Ich hoffe sehr, dass mir nach der ersten Hochrechnung nicht der Appetit vergeht.