WZ-Serie Spartag Der Ruhestand als Rechenaufgabe: Was es zu beachten gilt
Wuppertal · Das Leben als Rentner will finanzplanerisch wohl bedacht sein – die Sparmodelle fallen sehr individuell aus.
Welchen Bedarf habe ich im Ruhestand? Das ist eine zentrale Frage, die sich jeder mit Blick auf das irgendwann nahende Ende der Erwerbstätigkeit stellen sollte. Auch Jonathan Hager fordert seine Kunden standardmäßig auf, sich selbst diese Frage zu stellen. Der Wuppertaler Finanzplaner formuliert sie noch etwas präziser: „Wie viel monatliche Rente wollen sie später quasi als Netto-Wunschrente haben?“
Wer diese Rechnung aufmacht, muss freilich einiges beachten: Auch Faktoren wie die Inflation, die gar nicht einfach zu berechnen sind, weil es sich um Prognosen handelt. Auch Steuern und Abgaben sind ein Aspekt, der nicht übersehen werden darf. Hager geht das Thema Kapitalplanung im Gespräch mit der WZ, ähnlich wie mit seinen Kunden, erst einmal ganz grundsätzlich an: „Das ist zuerst einmal nur Mathe. Wenn Sie beispielsweise eine monatliche Rente von 2000 Euro als Zielbetrag für den Ruhestand haben, von der dann aber voraussichtlich 1000 Euro in Steuern und Abgaben abfließen, ergibt sich eine Lücke von wiederum 1000 Euro, die zu schließen ist.“
Den Lückenbetrag multipliziert man mal zwölf auf einen Jahresbetrag. Diesen wiederum multipliziert man mit der Zahl an Jahren, über die sich die Rentenphase erstrecken wird. Eine Summe von rund 500 000 Euro zum Beispiel wäre dann ein konkreter Wert, mit dem man weiter rechnen kann. Den eigenen Tod kann (und will wohl) indessen niemand voraussehen. Aber für die Kapitalplanung muss hier ein Wert benannt werden. Man muss also mit nüchternen Wahrscheinlichkeiten arbeiten.
Auch weiche Faktoren müssen beachtet werden
Damit wird das Ganze schon kniffliger. Dazu kommen einige Einflussfaktoren, die eine Rolle spielen. Welchen monatlichen Sparbetrag für die Rente setze ich an? Mit welcher Ertragshöhe, kann ich in der Sparphase bis zur Rente rechnen – und wie hoch wird diese Rendite voraussichtlich in der eigentlichen Rentenphase sein? Hier geht es schlicht um die Frage, wie lange es noch hin ist bis zum Rentenbeginn.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den avisierten Sparbetrag zu erreichen. Hier kommt es laut Hager auch ein bisschen auf die jeweilige Persönlichkeit der Kunden an. Ist man ein Aktientyp? Dann bieten sich weltweite Aktienfonds an. Hier sei eine Rendite von sechs Prozent auf den monatlichen Sparbetrag nicht unrealistisch. Wer mehr ins unternehmerische Risiko gehen will, kann etwa im Immobilienbereich investieren. Oder ist man eher der konventionelle Sparer? Dann sind etwa zwei bis drei Prozent Rendite absehbar.
Diese Aspekte des Sparens seien vielen im Vorfeld einer Beratung gar nicht bewusst. Insbesondere bei Selbstständigen, wie Jonathan Hager selbst einer ist, sei die Ahnungslosigkeit mitunter katastrophal. Aber auch einige Gutverdiener mit einem zweistelligen Monatsgehalt reiben sich die Augen, wenn sie erfahren, welche Faktoren ihren Rentenbetrag schrumpfen lassen, wenn sie sich nicht darum kümmern. Sogenannte weiche Faktoren kommen zur Ruhestandsplanung noch hinzu.
Dabei geht es um Fragen der Familienplanung und ob es Angehörige gibt, die durch die Rente begünstigt werden sollen. Manche planen auch so, dass das angesparte Rentengeld nach dem eigenen Tod eben verbraucht sein wird. Die eigentliche Rentenphase ist auch genauer zu betrachten: Geht man mit Mitte 60 oder mit 67 in Rente, ist man wahrscheinlich noch sehr aktiv, geht vielleicht auf Reisen oder gibt für andere Aktivitäten Geld aus. Mit zunehmendem Alter werden die Reisen womöglich weniger, ebenso die Gelegenheiten, Geld auszugeben. Dafür muss man sich dann Gedanken um eine eventuelle Pflegebedürftigkeit machen, deren Kosten dann in der Kapitalplanung eben auch eine Rolle spielen sollten.
Eigentümer einer Immobilie sollten sich zudem überlegen, wie sie ihr Eigentum seniorengerecht gestalten. „Es sollte keinen hohen Investitionsstau geben, der in der Rente auf einen zukommt“, sagt Hager. Wer die Immobilie als Vermögenswert in die Rentenrechnung mit einbezieht, sollte nicht vergessen, dass für etwaige größere Kosten verschiedenster Art Geld da sein muss. Da man sonst vielleicht nur die Option des Verkaufs hat, um tatsächlich liquide zu sein.