Bürgerengagement Der Stadtrand soll lebenswerter werden
Verein „Leben Wuppertal-Nord e.V.“ unterstützt die Energiewende und die Verschönerung des Gebietes mit vielen Projekten.
„Die Lebensqualität in Wuppertal-Nord zu erhöhen und aus einem Verkehrsbrennpunkt etwas lebenswertes machen, das ist unser Hauptziel.“ Darüber sind sich Beate Petersen, Reiner Ifang, Rolf Kinder und Bernd Wilmes einig. Um dieses Ziel erreichen zu können, haben sie 2009 den Verein „Leben Wuppertal-Nord e.V.“ gegründet. Drei neue Projekte sind seit dem letzten Jahr entstanden: Die Grünflächenpaten, Steckersolar und die Gemeinwohl-Ökonomie. Drei Projekte, die zeigen, dass sich Bürgerengagement auszahlt und dass ehrenamtliche Tätigkeiten durchaus etwas bewegen können.
Der Verein, der inzwischen rund 100 Mitglieder umfasst, gründete sich aus dem gemeinsamen Entschluss heraus, den Bau von Ikea in Wuppertal-Nord zu verhindern. „Das haben wir zwar nicht geschafft, dennoch konnten wir den angrenzenden Homepark, der geplant war, abwehren“, sagt Vorstandsmitglied Beate Petersen. Die eigentlich geplanten 60 000 Quadratmeter Verkaufsfläche schrumpften dadurch auf lediglich 25 000. Ein Erfolg, der die Mitglieder umso mehr bestärkte weiterzumachen. Daraus entstand 2012 die Bergische Bürgerenergiegenossenschaft (bbeg), in der Bürger gemeinsam an einer nachhaltigen, erneuerbaren und dezentralen Energieversorgung im Bergischen Land arbeiten. Durch diese Genossenschaft wurde es im Juli dieses Jahres möglich eine Steckersolar-Sammelbestellung in Auftrag zu geben.
Baumspinat und Lavendel wachsen direkt am Straßenrand
Steckersolaranlagen sind Geräte, die ganz einfach über PV-Module an eine Haussteckdose angeschlossen werden, und so erneuerbaren Strom produzieren. So können sich nicht nur Eigentümer, sondern auch Mieter an der Energiewende beteiligen, indem sie die Anlagen am Balkon, auf dem Garagendach oder auf der Terrasse montieren.
Das Projekt sei durch die Corona-Pandemie begünstigt worden, sagt Rolf Kinder, da die Firmen, mit denen die Zusammenarbeit erfolgte, mehr Zeit hatten und man so öfter zusammenkommen konnte. „Steckersolar war sozusagen unser Corona-Kind“. Die Ehrenamtler bieten dazu verschiedene Workshops an, „um dem normalen Bürger die Angst zu nehmen, dass Solarenergie etwas kompliziertes ist“, erklärt Aufsichtsratsmitglied Rainer Ifang. Beratung, Information und Vermittlung von Kenntnisse über Solarenergie stehen bei diesen Workshops im Vordergrund.
„Das neuste Baby sind unsere Hochbeete auf den Straßenbegleit-Grünflächen“, sagt Petersen stolz und zeigt auf die großen Holzbeete, bepflanzt mit Baumspinat, Wildkräutern, -rosen und Lavendel. Diese sind Teil der „Zukunfts-Schmiede W-Nord“, die auch Gießen und Schneiden der inzwischen aus der Pflege der Stadt herausgenommenen Grünstreifenteile übernommen hat. Auch der Frühjahrsputz und der Herbstkehraus, zwei jährliche Putzaktionen im Umkreis von 600 Metern rund um die Autobahnauffahrt Oberbarmen, finden im Rahmen der Zukunftsschmiede statt. Die Anwohner klagen über eine extreme Vermüllung an den Straßenrändern, überwiegend mit Zigarettenstummeln, Alkoholflaschen und anderen Dingen, die den Lebensraum verunreinigen. Hier haben sie auch an der Social-Media-Aktion „Fill the bottle“ teilgenommen, bei der die Zigaretten in einer Flasche gesammelt werden, um die Umgebung sauber zu halten.
Das dritte Projekt „Gemeinwohl-Ökonomie Regionalgruppe Ennepe, Ruhr & Wupper“ unterstützt die Methode, anderes Wirtschaften sichtbar zu machen, in dem es nicht nur um Geld geht. Sie analysieren und bilanzieren, ob und wie gute Werte wie Menschenwürde, ökologische und soziale Gerechtigkeit sowie Transparenz und Mitbestimmung gelebt werden.