Thema des Tages Der Stadtteilservice feiert sein zehnjähriges Bestehen

Sechs Träger bieten in sieben Stadtteilen ihre Hilfe an. Ihr Qualitätsmerkmal ist Zeit.

Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Die Innenstädte sauber halten, Ansprechpartner für die Bewohner bereitstellen, kleine Hilfen für den Alltag — der Stadtteilservice bietet ein echtes Plus an Lebensqualität, besonders für ältere Menschen.

Dieses Jahr feiert das erfolgreiche Konzept sein zehnjähriges Bestehen. In Wuppertal bieten sechs Träger in sieben Stadtteilen ihre Hilfe an. „Unser Qualitätsmerkmal ist Zeit“, sagt Frank Gottsmann, Geschäftsführer des Awo-Kreisverbands. Die Mitarbeiter des Stadtteilservices können zuhören, plaudern und mit ihren Kunden gemeinsam lachen.

Sie werden dem Stadtteilservice vom Jobcenter zugewiesen - erst einmal für sechs Monate, dann wird verlängert. „Viele waren lange arbeitslos, sind psychisch krank oder haben Sprachprobleme“, erzählt die Projektleiterin Silke Costa. Die meisten Mitarbeiter müsse sie zu Beginn erst einmal intensiv betreuen, etwa mit ihnen über ihre Schulden reden und ihnen beim Öffnen von Briefen helfen. Dann vereinbart sie konkrete Ziele. „Das klappt in kleinen Schritten.“

Durch die Arbeit im Team und mit den Kunden lernen die Mitarbeiter Deutsch und entwickeln sich persönlich weiter. „Sie bekommen Selbstbewusstsein durch die Anerkennung, die sie von uns und von den Kunden bekommen“, sagt Silke Costa. Auch die feste Tagesstruktur mit sechs Stunden Arbeit am Tag hilft ihnen, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Der Andrang auf die Stellen ist groß.

Sechs der zwölf Mitarbeiter fanden im vergangenen Jahr anschließend einen Job auf dem ersten Arbeitsmarkt - ein großer Erfolg, der nur durch das Engagement des Teams möglich wurde. Zwei Anleiter, ebenfalls vom Jobcenter vermittelt, nehmen die Anrufe der Kunden entgegen und organisieren den Tagesplan der Servicekräfte. Sie begleiten diese auch bei ihrem ersten Besuch bei einem neuen Kunden.

Neben der Betreuung von bedürftigen privaten Kunden begehen die Service-Mitarbeiter regelmäßig den Stadtteil und fotografieren Missstände - etwa Müll und Bierflaschen auf dem Spielplatz oder überfüllte Papiercontainer.

Die Infos geben sie dann zügig an den ESW weiter. Sie sind immer zu zweit unterwegs. Außerdem unterstützen sie Einrichtungen und Vereine bei größeren Aktionen. So tragen sie bei St. Martins-Zügen die Fackeln oder helfen beim Schulfest. Bei größeren Veranstaltungen wie dem Ölbergfest und dem Vohwinkeler Flohmarkt kommen die Stadtteilservices Wuppertal zum Helfen zusammen. „Beim vergangenen Ölbergfest waren wir 60 Leute“, so Costa.

Ein großes Problem sei allerdings, dass der Stadtteilservice immer nur für ein Jahr verlängert wird. Jedes Jahr müssen die Projektleiter neue Förderanträge schreiben. Und jedes Jahr bangen die Mitarbeiter um ihre Jobs. „Das schürt Angst bei allen Beteiligten.“

Im Stadtteil gilt der Service als feste Anlaufstelle für alle Probleme. So kommen manche Nachbarn ins Büro, wenn sie ein Schreiben nicht verstehen oder Hilfe mit einem Formular benötigen. Das ist nicht die eigentliche Aufgabe des Teams, aber wenn Zeit ist, kümmern sie sich auch darum. tah