Der Toelleturm ist 130 Jahre alt
Er sollte mehrfach abgerissen werden, wurde aber stets saniert. Die Familie Toelle ließ den Aussichtsturm für 15 000 Goldmark bauen.
Barmen. Er krönt gewissermaßen die Barmer Anlagen, der Toelleturm, und dürfte auch heute wieder ein Anziehungspunkt sein. Der vor wenigen Tagen 130 Jahre alt geworden und eines der Wuppertaler Wahrzeichen ist. Zusammen mit dem Bismarckturm auf der Hardt, dem Elisenturm im Botanischen Garten, dem Von-der-Heydt-Turm auf der Königshöhe und dem Weyerbuschturm auf dem Nützenberg gehört er zu den fünf Aussichtstürmen in Wuppertal und kann von April bis Oktober besichtigt werden.
Seinen Namen hat das aus Beyenburger Grauwacke erbaute gut 26 Meter hohe Bauwerk von dem Unterbarmer Großindustriellen Ludwig Ernst Toelle, der von 1822 bis 1886 gelebt hat. Seine Familie stiftete nach seinem Tod 15 000 Goldmark zur Errichtung eines Aussichtsturms auf den Barmer Südhöhen. Eine Marmorplatte im Innern des ehrwürdigen Gemäuers trägt die Inschrift: „Dieser Aussichtsthurm wurde im Jahre 1887 gebaut und gestiftet zum Eigenthum des Barmer Verschönerungsvereins in Erinnerung an Ludwig Ernst Toelle, 1822-1886, von dessen Familie.“ 1887 begann man mit dem Bau des Turms, der erstaunlicherweise schon am 1. April 1888 erstmals bestiegen und am 29. April 1888 feierlich eingeweiht werden konnte. 130 Jahre beinhalten eine wechselvolle Geschichte des Wahrzeichens, das 333 Meter über dem Meeresspiegel liegt und einen fantastischen Ausblick bietet.
Die großartige Fernsicht machte den Toelleturm im zweiten Weltkrieg auch zu einem Beobachtungspunkt zur Luftraumüberwachung, der mit einer Flak (Fliegerabwehrkanone) versehen war. Was jedoch am 30. Mai 1943 den schweren Angriff auf Barmen durch die britische Royal Airforce nicht verhinderte. Zwar wurde der attraktive Bau von den feindlichen Bomben verschont, doch der Zahn der Zeit nagte an dem alten Gemäuer. Und zwar so sehr, dass er 1949 wegen Einsturzgefahr gesperrt werden musste. Die Wuppertaler liebten ihren Toelleturm, und deshalb kamen durch Spendenaufrufe, den Verkauf von Bausteinen mit Toelleturm-Motiv und Rundblickkarten ausreichend Mittel zusammen, um ihn reparieren und renovieren zu können. Am 3. September wurde der Turm wiedereröffnet.
Doch nach elf Jahren machten sich wieder Risse und Lücken im Gemäuer bemerkbar, so dass der Turm von 1961 bis 1962 aus Sicherheitsgründen wieder geschlossen wurde. Mittel für eine umfassende Restaurierung waren nicht vorhanden, so dass sogar der Abriss in Erwägung gezogen wurde. Aussichten, die den Barmer Verschönerungsverein nicht ruhen ließen.
50 000 Mark trieb er auf, um das beliebte Ausflugsziel zumindest standfest zu machen. Aus dem stolzen Aussichtsturm war jedoch eine unbegehbare Ruine geworden. 150 000 DM wurden für eine Renovierung veranschlagt, die nicht vorhanden waren. Ja, 1977 wurde sogar die Umgebung rund um den Turm abgesperrt, um die Besucher der Barmer Anlagen vor Steinschlag zu schützen. „Wiederaufbau oder Abriss“ hieß die alarmierende Diagnose des Bauordnungsamtes. Das Votum der Bevölkerung war eindeutig: „Erhaltung des Wahrzeichens“. Dank großzügiger Mithilfe der Stadtsparkasse und Sponsorengeldern wurden die Mittel aufgebracht, um am 4. Juli 1978 zum 90-jährigen Bestehen des Toelleturms Wiedereröffnung zu feiern.
Doch der Zahn der Zeit ruhte nicht: 1988 zeigten sich erneut Risse. Beim Abklopfen der Fassade bröckelten Putz und Steine, und man stellte fest, dass die letzte Restaurierung nicht fachgerecht betrieben worden war. Die Bergische Universität wurde mit einer Bestandsaufnahme beauftragt. Ein Gutachten besagte, dass die Rettung des Toelleturms etwa 600 000 DM, ein Abriss 400 000 DM und ein Neubau 1,5 Millionen DM verschlingen würden. So erschien die Rettung des Baudenkmals als verlockendste Variante.
Der Barmer Verschönerungsverein initiierte etliche Rettungsaktionen, erfuhr einen Mitgliederzuwachs bis auf 1000 Freunde des Turms und der ihn umgebenden Anlagen, sammelte bis 1989 fast eine Million DM, um zu renovieren. Mit Erfolg, denn am 7. August 1990 nahm die Baupolizei das restaurierte Gebäude ohne Beanstandungen ab, und vier Tage später durften Wuppertals Bürger erneut die Einweihung ihres Turms feiern.