Diakonie hofft auf die Rückkehr

Pläne trotz des Traumas der Bluttat an der Straßburger Straße.

Foto: Holger Battefeld

Wuppertal. Erst seit der vergangenen Woche haben Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei die Räumlichkeiten des Wohnheims an der Straßburger Straße wieder freigegeben. Dort hatte am Abend des 24. Mai ein 42-jähriger Mann, der nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen nicht schuldfähig ist, drei Mitbewohner einer sozialtherapeutischen Einrichtung erstochen. „Bis zur vergangenen Woche war dieses Haus ein Tatort. Bevor wir es betreten können, muss es zunächst professionell gereinigt werden“, berichtete gestern Prof. Jörg Hohlweger, theologischer Leiter der Bergischen Diakonie, im Rahmen einer Gesprächsrunde, zu der Nachbarn, Angehörige und Mitarbeiter eingeladen waren.

Die Tat hat drei Menschenleben gefordert. Die überlebenden Bewohner des Hauses und Mitarbeiter der sozialtherapeutischen Einrichtungen haben den Abend, als stundenlang Hubschrauber über dem Ostersbaum kreisten und ein Sondereinsatzkommando die einzelnen Wohnungen auf der Suche nach dem Täter durchkämmte, in traumatischer Erinnerung. 21 Bewohner leben seitdem in einer städtischen, provisorischen Unterkunft, wo sie gemeinsam mit ihren Betreuern, Schritt für Schritt den Weg zurück in die Normalität finden wollen. „Gerade in den ersten Tagen waren die Bewohner sehr erleichtert, dass am neuen Ort ein privater Wachdienst für ihre Sicherheit sorgt“, berichtete ein Teamleiter der Diakonie.

Der Schock sitzt bei vielen Bewohnern sehr tief. Einige mussten barfuß ihre Wohnung verlassen, wussten überhaupt nicht, wie ihnen geschah, als plötzlich schwer bewaffnete Polizisten ihre Wohnung stürmten. Andere haben Freunde verloren, müssen nun neue Freundschaften schließen. Einige vermissen ihre vertraute Umgebung, die Nachbarschaft am Ostersbaum.

Für die Diakonie stellte sich die Frage, wie es für die Bewohner und Mitarbeiter weitergehen kann, und wo diese Arbeit fortgeführt werden soll. „Wir haben uns an die Berufgenossenschaft gewandt und um Hilfe gebeten“, sagt Günter Schäfer-Bach. Die Hilfe kommt in Gestalt des Instituts für Trauma- und Konfliktforschung, das nicht nur den Psychologen der Diakonie Unterstützung bietet, sondern Wege beschreibt, wie die Rückkehr in das Gebäude an der Straßburger Straße, dem Mutterheim der Bergischen Diakonie, gelingen könnte. „Wir werden uns das Haus Raum für Raum als Wohnheim zurückerobern müssen“, sagte Prof. Jörg Hohlweger. Dazu habe ein Experte geraten, dessen Institut über Erfahrungen aus den Tragödien in Winnenden und beim Absturz des Flugzeugs von German Wings verfügt. Die anwesenden Anwohner vom Platz der Republik erklärten sich gestern bereit, die Diakonie auf diesem Weg zu unterstützen.