Papa wird 60 oder das Glück, das sich wandelt
WZ-Redakteure testen die App „Glücklich in Wuppertal“.
Wuppertal. Es ist Sonntag, 21 Uhr — das Smartphone vibriert. Die App „Glücklich in Wuppertal“, entwickelt vom Wuppertal Institut in Kooperation mit der Düsseldorfer Happiness Research Organisation, will wieder wissen, was ich mit wem wann was gemacht habe. Doch was unter der Woche (meist) gut klappt, ist an diesem Sonntag unmöglich. Schließlich ist die große Familienfeier noch voll im Gang: Papa wird 60.
Und wie das so ist, kommen bei solchen familiären Großveranstaltungen auch die alten Kinderfotos auf den Tisch — oder auf die Leinwand. Gut nur, dass ich die Finger im Spiel, die einzelnen Bilder als Film zusammengestellt hatte. Da konnte ich zumindest bei meinen Kinderfotos entscheiden, welche noch als nicht peinlich gelten. Mein Glück war, dass im Film sämtliche Familienmitglieder dran glauben mussten. Ob sie nun wollten, oder nicht.
Doch der Film, der rund 60 Lebensjahre meines Vaters komprimierte, zeigte eines ganz deutlich: Glück wandelt sich im Laufe der Zeit. Früher, als mein Vater noch kein Vater war, und vermutlich nicht einmal an Kinder dachte, lag sein Glück eher auf dem Sattel seines PS-starken Motorrads. Erst alleine, dann mit Freundin (später Ehefrau). Gerne erzählt er von seinen Touren, die auch durch Waldgebiete führten. „Eine Abkürzung“, wie er meiner Mutter immer wieder sagte, wenn er die Kontrolle über sein Bike verloren hatte. Glücklicherweise ist ihm nie etwas Ernstes passiert.
Im Laufe der Jahre wurde das Zweirad gegen Kinderwagen und „Familienkutsche“ eingetauscht. Und wenn ich die alten Fotos sehe, in denen mein Vater meine Geschwister oder mich in den Armen hält, scheint es, als hielte er sein ganz persönliches Glück in den Händen. Und wir Kinder sahen in seinen Armen auch nicht unglücklich aus.
Während Freunde und Verwandte sich den Film ansehen, fließt die eine oder andere Träne. Es sind keine Tränen der Trauer, es sind Tränen des Glücks. Die Menschen sind glücklich, dass sie einander kennengelernt haben, vieles gemeinsam erleben durften. Die letzten Töne erklingen, und auch ich bin glücklich. Darüber, dass der Film bei allen gut angekommen ist. Darüber, dass ich mit einem kleinen Beitrag andere Menschen glücklich machen konnte und darüber, dass ich trotz der Nickligkeiten eine gut funktionierende Familie habe. In diesem Sinne: Chears, auf die nächste Familienfeier.