Die Erinnerung an den wohl umstrittensten Sohn der Stadt

Friedrich Engels lockte zahlreiche Jubiläums-Besucher an.

Wuppertal. Demonstrationen von Rechtsradikalen und Stinkbomben im Großen Saal der Historischen Stadthalle - es gab Wirbel um Bundeskanzler Willy Brandt, als er vor 40 Jahren, am 27. November 1970, in Wuppertal seine Rede über "Friedrich Engels und die soziale Demokratie" hielt.

Auch der Anlass des Kanzlerbesuchs hatte Teile der Bevölkerung in Aufruhr versetzt. Bereits neun Jahre zuvor hatte die Stadt das Haus Engelsstraße 10 angekauft, um es in ein "Wuppertaler Heimathaus" zu verwandeln. Nun stand es da als Zankobjekt, weil es an Friedrich Engels und damit an den vielleicht umstrittensten Sohn der Stadt erinnerte.

Am vergangenen Wochenende blickte eine Präsentation zurück die Jahrzehnte, in denen sich der Wandel "Vom Engels-Bruch zum Engels-Haus" vollzog. Führungen begleiteten Besucher zu "Friedrich Engels auf historischen Fotografien" oder "Engels, Weerth und Kolping". Im Engels-Keller gab es Eintopf und Kaffee.

Der Berliner Wissenschaftler Jürgen Herres berichtete über Neues aus der Engels-Forschung und im Museumsfoyer wurde über die mögliche Entwicklung des mittlerweile sanierungssbedürftigen Hauses diskutiert, bevor der Posaunenchor Dreiklang ein Ständchen zum 190. Geburtstag von Friedrich Engels gab.

Von den Besucherwogen oder gar den Protesten des Jahres 1970 war die Wochenend-Ausstellung weit entfernt. Sie ließ vielmehr erkennen, dass sich die Aufregung um Friedrich Engels ebenso gelegt hat wie das nötige Interesse an seiner Person und dass es dringend moderner Präsentationsformen bedarf, um dem Engelshaus eine Zukunft zu erhalten.

Dass es genügend reizvolles Material gibt, mit dem sich Interesse wecken lässt, bewies eine Diaschau mit historischen Ansichten aus dem Umfeld des ehemaligen Engels-Bruchs. Zu sehen waren dabei auch die Häuser Wittensteinstraße 282 bis 284, die sich als letzte der ehemaligen Arbeiterhäuser der Firma Engels bis auf den heutigen Tag erhalten haben.