Wuppertaler Auslese Die faszinierende Welt der Comics und Graphic Novels im Wuppertaler Comicladen „Kult“

Wuppertal · Der Wuppertaler Comicladen „Kult“ und die Welt der gezeichneten Geschichten: Inhaber Andreas Detering zu Besuch beim WZ-Literaturpodcast.

Mehr als Sprechblasen: Comicbuchladen-Inhaber Andreas Detering spricht über die vielseitige Welt der Comics und Graphic Novels.

Foto: Andreas Fischer

„Bäm, Zack, Pow“ – so hört sich das Klischee von Comics an. Doch sie sind weit mehr als Prügeleien zwischen Galliern und Römern oder Konflikte zwischen Superhelden und Schurken. Die gezeichneten Geschichten befassen sich auch mit Freundschaft, Liebe, Existenzängsten oder Gesellschaftskritik. Einer, der sich damit besonders gut auskennt, ist Andreas Detering. Er betreibt den Wuppertaler Comicladen „Kult“ in Elberfeld.

„Dafür muss man schon eine Passion haben, für das Medium, für die Szene, für die Leute“, erzählt er. Den Laden selbst gibt es seit 1989. Anfang der 90er-Jahre arbeitete Detering als Aushilfe im „Kult“, war dann zwei Jahre Geschäftsführer. 2006 übernahm er den Laden. Nicht nur Comics gibt es im Angebot, auch Graphic Novels, Mangas oder fantastische Literatur – ein kunterbuntes Universum, das sich an der Luisenstraße 18 verbirgt.

Man könne den Comicbereich grob in drei „Schulen“ einteilen, erklärt Detering – den europäischen Bereich mit sogenannten „Funnys“, von denen etwa „Asterix und Obelix“ zu den bekanntesten gehören. „Dann hat man das amerikanische Gebiet, das über die Zeitungscomics entstanden ist“, so Detering. „Das ist das kleinere Format, das wir als Hefte kennen“ – und das seit einigen Jahrzehnten „extrem superheldenlastig“ sei. Schließlich sei der asiatische Markt sehr präsent, stark vertreten durch Comics aus Japan, Korea und China. Die Demografie der Kundschaft sei ebenso breit gefächert. „Der Comicmarkt wird getragen von der Boomer-Generation“, erzählt er. „Die lesen das, was sie auch früher schon gelesen haben.“

Comics und Graphic Novels erzählen Geschichten, ebenso wie ein Roman, allerdings in „Panels“, also Bildsequenzen. Sie können lustig sein, nachdenklich stimmen, in die Tiefe gehen, aufwühlen. Dennoch halte sich in vielen Köpfen hartnäckig das Klischee, dass Comics für Kinder sind. Zu Unrecht. „In dem Moment, in dem sich Autoren, Zeichner, aber auch Leser weigern, dieses Medium zu verlassen, wenn sie älter geworden sind, kommen immer mehr erwachsene Einflüsse hinein“, erzählt Detering. So gibt es auch Superheldencomics, in denen die Helden mit einer posttraumatischen Belastungsstörung kämpfen.

Der Unterschied zwischen Graphic Novels und Comics hingegen sei etwa, „dass Graphic Novels oft mit einem Band abgeschlossen sind“, während sich Comics auf serielles Erzählen konzentrieren. „Meistens haben sie auch anspruchsvollere Themen als Comics und sind schwarz-weiß, während Comics in der Regel bunt daherkommen.“ Auch in der Haptik würden sie sich dem Buch mehr annähern, so Detering.

„Naruto“, „One Piece“ oder „Dragon Ball“: Asiatische Comics haben überwiegend einen anderen Zeichenstil als westliche Werke. „Hinzu kommt, dass sich diese Ästhetik im Laufe der letzten Jahrzehnte verselbstständigt hat“, weiß der Experte. „Man findet sie heutzutage überall in den Computerspielen, die zu meiner Zeit noch keine Rolle gespielt haben, weil es sie nicht gab, die aber heute wichtig sind“, sagt er. „Wenn die Leute damit aufwachsen und das gewöhnt sind, fällt es ihnen leichter, das zu lesen.“ So würden Kunden unter 30 überwiegend Mangas lesen, so Detering. „Ich finde es sehr schade, wenn die anderen Bereiche dadurch anscheinend keinen Nachwuchs mehr haben, weil auch darin großartige Dinge passieren“, sagt er. Es sei keine Kritik an asiatischen Comics, vielmehr sei es schade, dass junge Menschen weniger Interesse an amerikanischen und europäischen Werken zeigten.

Jeden Monat kommen zahllose Comics, Graphic Novels und Manga-Bände heraus. Eine Graphic Novel, die Detering besonders begeistert hat, ist die postapokalyptische Erzählung „Die Straße“ nach dem gleichnamigen Roman von Cormac McCarthy und gezeichnet vom französischen Künstler Manu Larcenet – „von einem der größten Künstler, die wir im Moment haben“.

Übrigens: Obwohl der Schwerpunkt auf Comics liegt, ist „Kult“ eine normale Buchhandlung, betont Detering. Daher können Kunden dort ganz normal Bücher oder auch fremdsprachige Werke bestellen.