Bildung und Forschung Bergische Universität Wuppertal vergibt erstmals den Publikationspreis für wissenschaftliche Arbeiten

Wuppertal · Forschung zu Papier und zu Migration prämiert.

Die Bergische Universität hat herausragende Wissenschaftler ausgezeichnet.

Foto: BUW/Tomas Riehle

Erst wenn Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse veröffentlichen, kann die Gesellschaft darauf zugreifen, können andere Forscher darüber diskutieren und daran anknüpfen. Um besonders gelungene Arbeiten ihrer Wissenschaftler zu würdigen, hat die Bergische Universität einen Publikationspreis ins Leben gerufen. Die ersten beiden Ausgezeichneten sind Birte Boes und Elisabeth Badenhoop. Sie erhalten jeweils 6000 Euro.

„Wissenschaftler streben nach Erkenntnisgewinn und danach, ihre Forschung so weit wie möglich zu verbreiten. Das bedeutet Publizieren. Die Bergische Universität hat jetzt zwei Publikationen aus dem Jahr 2023 ausgezeichnet, die Beispiele unserer herausragenden Publikationsleistung sind, ihr jeweiliges Feld neu definieren und einen starken Fußabdruck hinterlassen werden“, erklärt Prof. Dr. Stefan F. Kirsch, Prorektor für Forschung und Digitales an der Bergischen Universität und Mitglied der Jury. In der ersten Ausschreibungsrunde bewarben sich 42 Forscher mit ihren Publikationen.

Birte Boes forscht als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Fakultät für Architektur und Bauingenieurwesen im Fachgebiet Computational Applied Mechanics bei Prof. Dr. Jaan-Willem Simon. Sie veröffentlichte 2023 einen Artikel im Journal „Computer Methods in Applied Mechanics and Engineering“, das in der Fachwelt zu den renommiertesten Magazinen zählt.

Inhaltlich geht es in ihrer Arbeit um eine neue, innovative Materialmodellierung von Papier. Papier wird zwar seit mehr als 2000 Jahren genutzt, wegen seiner komplexen Mikrostruktur ist es in seinen Eigenschaften jedoch noch weitgehend unverstanden. „Um es zukünftig zuverlässig als Baumaterial nutzen zu können, müssen wir verstehen, wie es auf Belastungen ganz unterschiedlicher Art reagiert“, so Boes.

Sie hat ein spezielles mathematisches Modell entwickelt, das nicht nur zuverlässige Erklärungen und Vorhersagen für Papier und Karton ermöglicht, sondern auch auf andere Materialien mit ähnlichen Eigenschaften übertragen werden kann. „Mit dieser Arbeit liefert die Jungforscherin Birte Boes eine exzellente wissenschaftliche Leistung. Gleichzeitig fördern ihre Ergebnisse ein ökologisch, ressourcenschonend, kreislauforientiert und nachhaltig fundiertes Umdenken bei der Nutzung von nachwachsenden Materialien“, urteilt die Jury.

Ein fiktives Ideal des Superstaatsbürgers

Elisabeth Badenhoop ist Junior-Professorin für Soziologie in der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften. Sie forscht zur Soziologie sowie Regelung und Organisation von Migration und Staatsbürgerschaft, Klimawandel und Digitalisierung. Ausgezeichnet wurde sie für ihr Buch „Calling for the Super Citizen“, das 2023 in der international anerkannten Buchreihe „Palgrave Politics of Identity and Citizenship Series“ erschienen ist. Darin untersucht sie die Interaktion zwischen Migranten und staatlichen Akteuren in Einbürgerungsverfahren in zwei der wichtigsten europäischen Einwanderungsländer, Deutschland und Großbritannien.

Durch die Analyse eines umfassenden, innovativen Datensatzes zeigt Elisabeth Badenhoop erstmals, wie staatliche Akteure die verschiedenen Anforderungen und Hürden des Einbürgerungsverfahrens nutzen, um an Migranten die Erwartungshaltung heranzutragen, ihr Selbstverständnis und Verhalten permanent zu optimieren und am fiktiven Ideal des „Superstaatsbürgers“ auszurichten. Neben der Integration von Migranten durch ihre rechtlich-politische Gleichstellung erzeugen Einbürgerungsverfahren in liberalen Demokratien somit gleichzeitig neue Hierarchien und Wettbewerb zwischen Zugewanderten, Eingebürgerten und Einheimischen.

„Durch seine Materialfülle und deren geschärfte Analyse ist das Buch anspruchsvolle und gleichzeitig spannende sozialwissenschaftliche Lektüre. Es ist aber auch über die Wissenschaft hinaus ein wichtiger Beitrag zum aktuellen gesellschaftlichen Diskurs und zu einer kritischen Selbstreflexion der aufnehmenden Länder – in deren Auseinanderklaffen von Ansprüchen an die Zugewanderten und an sich selbst“, so die Begründung der Jury.

(Red)