WZ-Reihe „Wissen“ Die hässlichen Seiten unserer Persönlichkeit

In der WZ-Reihe „Wissen“ machte Prof. Jens Weidner mit „Hart, aber unfair?“ den Start.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Es wird grauenhaft werden.“ Prof. Jens Weidner strahlt in die Menge. Weit über 300 Zuhörer sind zum Auftakt der Vortragsreihe „Persönlichkeitsentwicklung“ ins Casino der Barmenia gekommen. „Hart, aber unfair? Machtspiele schnell durchschauen“ ist der erste Abend überschrieben. Weidner: „Wir werden heute auf die hässlichen Seiten Ihrer Persönlichkeit schauen.“ Aggression stecke in jedem, sie gehöre zum Leben. Und es gelte, sie zuzulassen, wenn es nötig sei. Immer mit Maßen. Aber man solle schon in der Lage sein, sich die zur Brust zu nehmen, die es verdienen. Im Beruf wie privat. Andernfalls drohe man, zum Opfer zu werden.

Mit Aggression kennt sich Weidner aus. Er ist Kriminologe und Viktimologe — Opferlehre. Er hat mit Gewalttätern therapeutisch gearbeitet. Und in der Wirtschaft Mitarbeiter geschult, die Hilfe in Konfliktfällen gebrauchen konnten. Und vermitteln kann er sein Wissen, wie der Abend bewies, auf sehr unterhaltsame Weise. So macht lernen Spaß. Man sieht, dass dem Professor für Erziehungswissenschaften das Vermitteln seinerseits Freude bereitet.

Wissen steht über der Reihe, die die WZ präsentiert. Geschäftsführer Kersten Köhler wies darauf hin, als er mit dem Hausherren Andreas Eurich, Vorstandsvorsitzender der Barmenia, und Nadine Buschhaus, Inhaberin der Agentur Sprecherhaus, welche die Referenten stellt, die Gäste begrüßte. Wissen, was läuft, und wissen, was man machen kann - Weidners Beispiele an diesem Abend gründen auf Empirie, auf unzähligen Gesprächen, die immer wiederkehrende Muster erkennen ließen.

Von Anfang an reagieren die Zuschauer. Es wird gelacht, es gibt überraschte Pausen, manchmal glaubt man, den Zweifel zu spüren: Ist das noch in Ordnung, was er da vorschlägt? Weidner lächelt: „War das jetzt nett? Nein! Tut das gut? Ungemein! Das gibt so ein warmes Gefühl. Es dient Ihrer Gesundheit.“

Weidner teilt den Abend in Abschnitte wie „Beliebteste Machtspiele“, „Das ideale Persönlichkeitsprofil“, „Macht- und Statusanalyse“.

Und er zeigt Wege auf zu einer Art kommunikativem Judo. Elegant vorgehen, nicht mit der Brechstange. Und oft reiche es, zu signalisieren: Ich kann beißen. Weidner: „Meist muss man dann gar nicht mehr.“ Und jede Veränderung beginne damit, nein sagen zu lernen und das immer wieder zu üben.

Zum Thema Selbstbewusstsein und Einstecker-Qualitäten erzählte er: „Einmal kam eine Studentin deutlich zu spät zur Vorlesung. ,Entspricht das Ihrem akademischen Verständnis?’ Sie kommt nach vorne, wo doch alles besetzt ist, kommt auf das Podium - ganz nah an mich ran und sagt in mein Headset: ,Ihre Krawattenfarbe harmoniert heute ganz besonders mit Ihrer Augenfarbe’. Mir blieb die Spucke weg. Wo bleibt denn da meine Reputation als deutscher Professor? Das muss man sich erst mal trauen! Wenn bei ihr noch Fleiß und Disziplin dazukommen - die wird ihren Weg machen.“