Botanik Die Hardt ist Heimat besonderer Kakteen

Der Künstler Klaus Rinke stellt seine private Sammlung im Botanischen Garten aus. Seine Schätze werden 450 Jahre alt.

Foto: Fischer, Andreas (f22)

Groß, klein, dick, rund, eckig. Schwiegermuttersessel, Bischofsmütze, Silberkerze. Hier ist nicht etwa von Möbel- oder Kleidungsstücken die Rede, sondern von Kakteen jeglicher Art. Diese und weitere Sukkulenten sind in der Kakteensammlung im Glashaus des Botanischen Gartens auf der Hardt zu bewundern. Seit 2007 gibt es dort eine ganz besondere Kollektion der ariden Gewächse: die ehemalige Privatsammlung von Klaus Rinke, dem deutschen Künstler und Kakteenliebhaber. Anlässlich seines Umzugs von Haan nach Neufelden in Österreich schenkte der 79-Jährige die ausgestellte Sammlung dem Botanischen Garten in Wuppertal.

Neben seinem Haus in Haan gründete er in den frühen 80er Jahren in Los Angeles ein zweites Zuhause, nicht weit von den Wüstengebieten entfernt, in denen er seine Liebe zu den Kakteen pflegen konnte. Daher sammelte er seit 1985, die bis zu 450 Jahre alt werdenden Gewächse, kaufte neue und züchtete sie, sodass er am Ende eine beachtliche Anzahl an Kakteen besaß. Ihn faszinierte vor allem die Langlebigkeit der Pflanzen. Zu seinem 60. Geburtstag sagte er: ,,Gerne würde ich so alt wie mein ältester Kaktus, denn ich liebe das Leben.“

Die Kakteensammlung ist so besonders, dass sie es in das Buch „111 Orte in Wuppertal, die man gesehen haben muss“ geschafft hat. „So viele schöne Orte in Wuppertal?“, mag sich manch einer fragen. Doch taucht man tiefer in die Stadt ein, erkennt man den ganz eigenen Charme, der oft erst auf den zweiten Blick sichtbar ist. Allein das Umfeld der Elisenhöhe mit dem Elisenturm, der Hardt-Anlage, der historischen Villa Eller und dem gastronomisch genutzten benachbarten Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert (Café Elise und Hardt-Terrassen), ist schon ein Besuch wert. Die Glashäuser im botanischen Garten runden die traumhafte Szenerie ab.

Das kleine Trabantengewächshaus ist zwar nur im Rahmen von Führungen zu besichtigen, dennoch ist ein Blick durch die Scheiben jederzeit möglich, um die ca. 400 ausgestellten geschützten Arten bestaunen zu können. Viele der Pflanzen sind vom Aussterben bedroht und stehen deshalb unter Artenschutz. Die größte Bedrohung sind dabei nicht natürliche Umweltveränderungen oder der Klimawandel - sondern wir Menschen. Und das ganz direkt, denn das illegale Sammeln und der Schmuggel von Kakteen ist bei 47 Prozent aller bedrohten Kakteenarten der Hauptgrund für die Gefährdung. „Die Natur braucht uns nicht. Die Menschen sind selbst Schuld, dass die Pflanzen unter Artenschutz stehen, denn früher haben sie sie aus der Natur geräubert“, sagt auch Frank Telöken, der Leiter des Gartens und des Parks. Deshalb sollten wir vorsichtig mit den Pflanzen umgehen - nicht, dass wir enden wie die Azteken, bei denen die Kakteen schon als Altar für Menschenopfer genutzt wurden.