Fußball Die Jugendarbeit ist für den WSV ein großes Kapital
Wuppertal · Von den Erfolgen der Jugendförderung profitiert auch die erste Mannschaft des Wuppertaler SV.
Fast selbstverständlich hat A-Jugendtrainer Pascal Bieler nach der Beurlaubung von Adrian Alipour am Dienstag das Training der Regionalliga-Mannschaft übernommen. Schließlich übt er seit Januar auch schon das Amt des Co-Trainers aus und ist jetzt zumindest übergangsweise gefragt. Genauso wie A-Jugendspieler Phil Britscho, der angesichts der jüngsten Verletzungsmisere in der Regionalliga in Aachen und Köln ins kalte Wasser geworfen wurde und gegen die Topclubs souverän den Freischwimmer machte.
Nur zwei Beispiele, wie der Wuppertaler SV gerade in der jetzigen existenziellen Phase von seiner hervorragenden Jugendarbeit profitiert. Die hielt auch den Wirren des Jahresanfangs stand und wird angesichts des erst noch zu schärfenden neuen Profils von Interims-Vorstandssprecher Alexander Eichner als eine der drei Säulen bezeichnet, auf denen man auch ein Zukunftskonzept aufbauen wolle (daneben die Tradition und das Stadion).
Sportlich ist die Jugendabteilung derzeit so erfolgreich wie seit dem Abstieg der A-Jugend aus der Bundesliga 2017 nicht mehr. Erstmals seit langer Zeit stehen sogar zwei Mannschaften vor dem Aufstieg in die höchste Jugendspielklasse - die A- und die B-Junioren-Bundesliga West.
Die U19 steht acht Spieltage vor Saisonende mit drei Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, muss allerdings noch auswärts gegen die direkten Konkurrenten FSV Duisburg (Sonntag) und Klosterhardt antreten. Die B-Jugend hat sich nach stotterndem Saisonstart durch eine überragende Serie von elf Siegen in Folge an die Spitze geschossen und mittlerweile zehn Punkte Vorsprung auf den nächsten Aufstiegskonkurrenten Rot-Weiß Oberhausen. In beiden Niederrheinligen stellt der WSV mit Mike Osenberg (U 19, spielte am Samstag ein paar Minuten Regionalliga) und Isaak Akritidis (U 17, ab Sommer Drei-Jahres-Vertrag beim WSV), die je 17 Treffer erzielt haben, auch die besten Schützen. Die U 19 hatte im vergangenen Jahr mit dem Erreichen des DFB-Pokals und den Spielen gegen Nürnberg und Stuttgart sogar ein bisher einmaliges Kapitel geschrieben.
„Wir wollen hoffen, dass wir mit beiden Teams den Aufstieg schaffen“, sagt Jugendleiter Dirk Schneider. Schließlich betreibt der WSV auch einen großen Aufwand, spielt mit allen neun Mannschaften leistungsorientiert und trainiert schon in der U 10 dreimal die Woche. Mit U 10, U 11, U 12, U 13, U 14, U 15, U 16, U 17 und U 19 sind fast alle Jahrgänge besetzt, haben alle zwei Trainer, dazu gibt es zwei Torwarttrainer und einen Athletiktrainer. Der Gesamtetat beträgt gut 100 000 Euro. „Abstriche mussten auch wir machen, als der Sparkurs angesagt war, etwa bei Sprit- und Schiedsrichterkosten, konnten das aber durch eigene Sponsoren auffangen“, sagt Dirk Schneider.
Zu Bundesligsten pflege man ein gutes Verhältnis. „Wenn jemand in der U 15 zu Leverkusen oder Gladbach geht, um es dort zu versuchen, habe ich damit kein Problem, aber wir haben auch nicht selten Fälle, in den Spieler von dort zurückkommen“, sagt er. Ziel sei es natürlich, immer wieder Spieler für die eigene erste Mannschaft vorzubereiten. „Der Sprung zur Regionalliga ist deutlich größer als in der Oberliga, als damals ein halbes Dutzend ehemalige Jugendspieler zum Aufstiegsteam gehörten“, so Schneider, doch auch die laufende Saison habe gezeigt, dass es möglich ist.