Die Lebenshilfe setzt auf Produktvielfalt

Die Werkstätten sind Zulieferer für namhafte Unternehmen wie Vorwerk und Gedore.

Foto: Lebenshilfe

Wuppertal. In den Werkstätten der Lebenshilfe Wuppertal werden von den rund 400 behinderten Mitarbeitern die unterschiedlichsten Aufträge bearbeitet. Rockreifen für Brautkleider, Bierkästen oder Schneckenbänder — die Produktpalette, die hergestellt oder konfektioniert wird, ist riesengroß.

Foto: Lebenshilfe

„Wir versuchen, unseren Kunden für alles eine Lösung anzubieten“, sagt Uwe Meyer, Technik- und Vertriebsleiter der Lebenshilfe Wuppertal. „Denn wir können besondere Dinge, die Firmen mit großen Automatisierungsstraßen nicht können, etwa Tüfteln, eine Maschine umbauen, Lösungen für kleine Produktionen finden. Das ist unsere Stärke.“ Durch die unterschiedlichsten Aufträge bietet die Lebenshilfe den Menschen mit Behinderung immer wieder neue Herausforderungen und Möglichkeiten, zu lernen.

Rockreifen für Braut- und Ballkleider hieß ein Auftrag der Solinger Firma Lüttges. 24 500 Reifen, die für den ausladenden Sitz der prachtvollen Roben sorgen, wurden 2015 in der Werkstatt Heidestraße produziert, weitere 21 300 Stück folgen in diesem Jahr. Ein anderer Auftrag kommt von der Wuppertaler Firma Barthels-Feldhoff. Schneckenband, eine Alternative zum Schneckenkorn zum Schutz von Blumen und Salat vor den gefräßigen Tieren, werden an der Heidestraße auf Rollen gewickelt. Für den Werkzeughersteller Gedore sortieren die Lebenshilfe-Mitarbeiter hochwertige Schraubenschlüssel in so genannte Hang Tags (Kunststoffhalter für Werkzeuge), konfektionieren sie einheitlich und versehen sie mit neuen Etiketten.

Selbst das renommierte Wuppertaler Unternehmen Vorwerk, das kürzlich erfolgreich den Twercs Ladekoffer für Heimwerker auf den Markt gebracht hat, lässt die im Koffer integrierte Zubehörmappe mit Tackerklammern, Heißklebepatronen und Sägeblättern von der Lebenshilfe Wuppertal bestücken. „Seit Dezember 2015 haben wir viele Tausend Zubehörmappen konfektioniert. In diesem Jahr sollen bis Oktober weitere folgen“, sagt Rainer Speker, Leiter der Lebenshilfe-Werkstatt Hauptstraße.“

Dekorative Bierkästen für das selbst gebraute Bier des Wuppertaler Brauhauses? Für die Lebenshilfe kein Problem. Sie werden in der Schreinerei an der Hauptstraße zusammengebaut. Ein weiterer Großauftrag für die Schreinerei: Die Produktion von Versandkisten für Überseetransporte, in die keine Feuchtigkeit eindringen darf. Denn in den Kisten werden hochwertige Wälzlager mit über 30 Kilogramm für Windkraft und Eisenbahn transportiert. Der Auftrag kam von der international agierenden Schaeffler-Group. In diesem Jahr produzieren die Menschen mit Behinderung rund 65 000 dieser Versandkisten. Speker: „Die Fertigung in dieser Größenordnung garantiert uns langfristige unveränderte Arbeitsplätze, angefangen vom Mitarbeiter, der Filz schneidet bis hin zu demjenigen, der einzelne Teile zusammenfügt.“

In der Werkstatt Heidestraße sind die schönsten Dekorationsbänder, versehen mit Perlen oder Goldstickerei zu bewundern. Sie werden für das Remscheider Unternehmen Halbach per Hand auf Spulen gewickelt. Später zieren die Bänder Brautsträuße oder Blumengestecke. „Ein Band, etwa mit Goldfaden, kann maschinell nicht gewickelt werden. Da die eigenen Kapazitäten nicht ausreichen, ist das Unternehmen zu uns gekommen“, erklärt Frank Suhre, Leiter der Werkstatt Heidestraße.

„Da wir so viele verschiedene Abnehmer in verschiedenen Branchen haben, besteht keine Gefahr, dass wir von einem Kunden abhängig werden“, sagt Geschäftsführer Stefan Pauls. „Unser Job ist es, für jeden Mitarbeiter den geeigneten Job zu finden. Wir müssen aber auch mit unseren Produkten Geld verdienen und über die Preise und Angebote konkurrenzfähig sein“, so Pauls. Flexibilität ist daher beim Einsatz und bei der Verarbeitung höchst unterschiedlicher Werkstoffe angesagt. „Manchmal liefern die Kunden das Material und die entsprechenden Maschinen mit, in anderen Fällen kaufen wir alte Maschinen und richten sie auf unsere Bedürfnisse ein“, verrät Stefan Pauls. red/ab