Wuppertal Verein Neue Ufer: Der Flutgraben soll Gracht werden
Der Verein Neue Ufer lässt durch einen Gutachter des Wupperverbandes die Aberkennung des Gewässerstatus prüfen.
Wuppertal. Im Flutgraben herrscht Ebbe. Treibgut, Äste und Schlamm haben den künstlichen Seitenarm der Wupper in einen morastigen Sumpf verwandelt. Ursache für die zunehmende Verlandung des Gewässers sind die Arbeiten rund um den Döppersberg. Als sich die Trasse der B7 senkte, schwand der Raum für das Wasser. Er fließt nun nicht mehr durch ein Gewölbe, sondern muss sich durch ein Rohr von nur einem Meter Durchmesser zwängen.
„Davor bleibt alles hängen, was nicht durchpasst“, berichtet Dajana Meier vom Verein Neue Ufer. Dessen Mitglieder machen sich dafür stark, dem Graben seinen Gewässerstatus zu entziehen und ihn in eine Art Gracht zu verwandeln. „Die Entscheidung darüber liegt derzeit bei einem Gutachter des Wupperverbandes.“
Der Experte untersucht den verkleinerten Kanal auf Spuren von Leben. „Dabei geht es darum, ob das Gewässer ein Potenzial als Lebensraum für Fische hat. Aufgrund der geringen Fließgeschwindigkeit könnte es möglicherweise als Kinderstube dienen. Das müssen wir zunächst prüfen“, sagt Ilona Weyer, stellvertretende Sprecherin des Wupperverbandes.
Die Ergebnisse des Gutachtens, die frühestens in vier Wochen vorliegen sollen, sind die Grundlage für eine langfristige Weichenstellung. „Wenn der Flutgraben weiterhin den Status als Gewässer beibehält, müssen wir ihn nach einer EU-Richtlinie in einem Zustand erhalten, dass er Fischen einen Lebensraum bietet. Bekommt er den Status aberkannt, entfallen die Auflagen“, erläutert Ilona Weyer. Das eröffnet Perspektiven einer städtebaulichen Gestaltung.
Die hofft der Verein Neue Ufer nutzen zu können. „Ein Biotop mit einer Schwimminsel oder ein Seerosenteich — wir könnten uns eine Menge vorstellen. Doch zunächst müssen die Voraussetzungen geklärt sein. Derzeit ist es ein Fließgewässer, das de facto nicht fließt“, betont Dajana Meier.
Sie würde bei einer möglichen Umgestaltung gerne die Schüler des Berufskollegs Elberfeld einbeziehen. „Der Flutgraben führt gewissermaßen über ihren Schulhof. Er böte sich daher für verschiedene Projekte an.“ Eine Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtheater wäre ebenfalls denkbar. Das seien bisher jedoch alles nur erste Ideen, die sich erst weiterdenken ließen, wenn der Gutachter grünes Licht gibt.
„Die Entscheidung liegt letztlich bei den Behörden. Deshalb müssen wir unsere Ergebnisse mit dem Fischereibeauftragten, der Fischerei und der Unteren Wasserbehörde abstimmen“, sagt Ilona Weyer. Es seien noch mehrere Schritte nötig, bis die Planungen ins Detail gehen könnten. Nur eines steht bereits fest: Es soll auch in Zukunft Wasser in dem Graben bleiben. Für einige Gebäude in Elberfeld dient er möglicherweise auch noch als Regenwasser-Abfluss. „Im Moment wissen wir gar nicht, was dort alles hineinfließt“, betont Dajana Meier.
Den insgesamt 450 Meter langen Kanal, der zwischen dem Berufskolleg und dem Köbo-Haus parallel zu einem Wupperbogen verläuft, umzuleiten, ist aufgrund der Bebauung nicht möglich. Er verläuft derzeit nur auf rund 150 Metern oberirdisch, die übrige Strecke ist verrohrt. Nach ursprünglicher Planung sollte ein Steinwall an der Kluse verhindern, dass das Treibgut aus der Wupper sich vor dem Rohr sammelt und es verstopft. Das scheint jedoch nicht zu funktionieren, so dass im Flutgraben Ebbe herrscht.