Wupper- und Trassenpaten setzen auf Überzeugungskraft
Die ehrenamtlichen Helfer können sich bei der Pflege der Anlagen gegen Randalierer und Zerstörer nicht auf Sonderrechte berufen.
Wuppertal. Ehrenamtliche Arbeit wird in Wuppertal oft sehr gelobt, aber nicht von allen Wuppertalern entsprechend geschätzt. Diese schmerzhafte Erfahrung musste eine Wuppertalerin machen, die sich an der Hünefeldstraße in Unterbarmen als Wupperpatin für die Sauberkeit und die Pflege des Wupperufers einsetzt. Sie schildert in einer Mail an die Mitglieder des Vereins Neue Ufer folgenden Zwischenfall: „Heute wurde mir das erste Mal Gewalt angedroht. Ein Mann stand im Beet an ’unserer’ Fußgängerbrücke und brach ungeniert die frisch aufgeblühten Rosen. Dabei ließ er alles, was ihm nicht gefiel, einfach fallen.“ Als die Wupperpatin den Mann darauf hinwies, dass die Blumen „eigentlich für alle da sind“, reagierte der aggressiv. Später schnappte dessen Hund zu und erwischte die Frau leicht am Bein.
„Das ist zum Glück bisher der einzige mir bekannte Fall“, sagt Dajana Meier vom Verein Neue Ufer. Allerdings ist ihr bewusst, dass sich solche oder ähnliche Situationen täglich wiederholen können, denn über Sonderrechte verfügen die Wupperpaten oder die etwa 500 Trassenpaten bei der Ausübung ihrer Aufgaben nicht. Sie können zwar Verschmutzer oder Randalierer zur Rede stellen, aber das tun sie auf eigene Gefahr. „Wupper- oder Trassenpaten verfügen über Rechte und Pflichten wie jeder andere Bürger auch. Rein theoretisch können sie zwar jemanden festhalten, der einen Schaden verursacht hat, bis Polizisten oder Mitarbeiter des Ordnungsamtes eingetroffen sind, aber die Frage ist, ob es immer sinnvoll ist. Man sollte es sich gut überlegen, wenn der Gegenüber zum Beispiel einen Kampfhund an der Leine hat“, sagt Stadtsprecher Thomas Eiting. Im Fall der Wupperpatin aus Unterbarmen war es zwar kein Kampfhund, sondern ein Spitz, aber auch der hatte scharfe Zähne.
Dajana Meier sieht das Dilemma darin, dass die Paten kein Hausrecht ausüben dürfen. „Würden die Leute Hausrecht bekommen, dann hätten sie einen anderen Hebel“, so Meier. Deshalb müsse mit der Stadt und dem Wupperverband darüber diskutiert werden, ob zum Beispiel die vom Verein Neue Ufer gepflegten Abschnitte der Wupper an den Verein verpachtet werden könnten. Die Kleingartenvereine zum Beispiel seien auch Dauerpächter ihrer Flächen, verfügten damit auf ihren Anlagen über das Hausrecht. Es müsse geprüft werden, ob ein solches System auch auf andere öffentliche Flächen übertragen werden könne. Darüber müsse die Stadt nachdenken.
Nach Ansicht von Dajana Meier funktionieren viele öffentliche Plätze und kleine Parks nicht so, wie sie in den 1980er Jahren geplant wurden. Sie seien zu Biertrinkerplätzen und Hunde-Klos verkommen. Bei dem Missbrauch würde aber nicht nur der jeweilige Platz in Anspruch genommen, sondern auch das komplette Umfeld. „Familien mit kleinen Kindern meiden solche Plätze weitläufig“, sagt sie. Solche Anlagen seien ein Stück aufgegebene Stadt.
Die Wuppertal-Bewegung und der Verein Neue Ufer wollen die Entwicklung umkehren, verlorene Teile der Stadt zurückgewinnen. Allein die Tatsache, dass jemand an einem Abschnitt der Wupper regelmäßig nach dem Rechten sehe, habe bereis zu einer deutlichen Reduktion des Mülls gesorgt. Allerdings kämpfen die Ehrenamtlichen an vielen Stellen gegen Windmühlen, wenn frisch angelegte Blumenbeete zerstört werden oder Müll an der Wupper abgeladen wird.
Beide Vereine hoffen deshalb darauf, weitere Verbündete im Einsatz für ihre Stadt zu finden. Das können neue Trassenpaten oder Wupperpaten sein, aber auch Menschen, die nicht wegschauen, sondern mutig andere darauf hinweisen, wenn gegen die Regeln des gesunden Menschenverstandes auf der Trasse oder an der Wupper verstoßen und ehrenamtliche Arbeit zerstört wird. Die größte Kraft, die die Wupper- und Trassenpaten haben, ist ihre Überzeugungskraft und das Vorbild, das sie für andere sind. „Wir müssen Präsenz und Stärke zeigen“, fordert Dajana Meier.