Die Photovoltaik-Technik liegt ungenutzt in der Garage

Hans-Jürgen Münnig findet keinen Handwerker, der ihm die Anlage installiert. Bereits bei der Lieferung gab es Probleme.

Foto: Stefan Fries

Hiddinghausen. Die Energiewende kann nicht immer nur von oben verordnet werden, sie muss auch auf lokaler Ebene Akteure finden, die sich für das Thema engagieren. Dass es aber in der Praxis nicht immer einfach mit der Umsetzung ist, davon kann Hans-Jürgen Münnig ein Lied singen. Seit gut eineinhalb Jahren möchte er seine bereits bestehende Photovoltaik-Anlage um eine weitere Photovoltaik-Anlage sowie einen Solarstromspeicher erweitern. Bislang ist es ihm allerdings nicht gelungen, die zusätzliche Anlage zum Erzeugen alternativen Stroms installieren zu lassen.

Zunächst hatte Münnig Probleme bei der Bestellung der sogenannten Power Walls, der Solarstom-Akkus, die von einem für seine E-Mobile bekannt gewordenen US-Unternehmen entwickelt und vertrieben werden. Ende 2016 bestellte Münnig die Technik, etwa 2700 Euro wurden angezahlt. Für Februar 2017 wurde ihm die Installation auf seinem Haus in der Weidenstraße avisiert. Aufgrund technischer Probleme und eines fehlenden Vertriebsnetzes konnten die Akkus aber nicht ausgeliefert, musste der Installationstermin immer wieder verschoben werden. Die Zeit drängte: Aus steuerlichen Gründen wollte Münnig die zusätzliche Anlage bis Ende 2017 in Betrieb nehmen.

Im Oktober 2017 folgte dann die Information des Unternehmens, „dass die gesamte Jahresproduktion der Power Walls bereits ausverkauft“ sei, berichtet Münnig. Die Auslieferung der Technik sei vermutlich nicht vor Ende 2018 möglich. Als Reaktion entschied das Ehepaar Münnig, die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen einzustellen. Zudem behält sich das Paar rechtliche Schritte vor.

Über ein anderes Unternehmen könnte Münnig eine alternative Technik geliefert bekommen, Hardware für mehr als 50 000 Euro hat er jetzt in seiner Garage liegen. Nun steht er allerdings vor dem Problem, einen Elektriker zu finden, der die Solarstromanlage aufbauen kann. „Bei bisher 16 angeschriebenen Unternehmen zeigt bisher lediglich ein Unternehmen Interesse, lehnte wenig später allerdings mit dem Hinweis ab, man sei mindestens bis Ende 2018 ausgelastet“, erzählt Münnig. Er verstehe nicht, warum sich kein Handwerker für diesen Auftrag finden lasse. „Traut sich niemand an neue Techniken heran?“, fragt er. Oder hätten sie kein Interesse an dem Auftrag, weil sie an dem verbauten Material nichts mehr verdienen könnten.

Mit dieser letztgenannten Einschätzung weist Münnig in die richtige Richtung. Das Problem sei, dass die Elektriker für das verbaute Material bei Privatkunden eine Gewährleistung übernehmen müssten — und zwar auch dann, wenn die Technik von den Kunden über eine andere Firma beschafft wurde. Diesem „erhöhten Risiko“ setze sich kein Handwerksunternehmen aus, sagt der Obermeister der Fachrichtung für Elektrotechnik im Bereich der Kreishandwerkerschaft Ruhr, Carsten Schaldach. Gerade weil Handwerker eben mehr seien wollten als die „Schrauber der Nation“, müssten sie beim Kauf der Technik ein Wort mitreden können und in den Planungsprozess eingeschlossen werden.

Zudem sei gerade der Einbau der Batteriespeicher ein „heißes Eisen“, erklärt der Obermeister. Um die entsprechende Installation durchzuführen, müssten die Elektriker eine Konzession für eine bestimmte Marke haben und über eine Zertifizierung dafür verfügen. Deshalb sei es unabdingbar, bei der Planung einer Photovoltaik-Anlage vorab den Handwerker zu konsultieren und den Vertriebsweg einzuhalten, betont Schaldach.

Auch der Referent für Photovoltaik bei der Verbraucherzentrale NRW, Thomas Seltmann, rät Interessenten für eine Photovoltaik-Anlage dringend dazu, den Elektriker vor dem Kauf einer bestimmten Technik zu konsultieren. „Das Handwerker sollte das zu verbauende System kennen“, sagt Seltmann. Zudem lohne sich ein Vergleich der Technik: So gebe es reichlich ebenbürtige oder sogar bessere Alternativen zu den von dem bekannten US-Unternehmen angebotenen Akkus.