Zwischen Wahrheit und Lüge
Literatur-Biennale: Schauspieler der Bühnen lasen im Swane-Café.
Wahrheit oder Lüge? Im Theater liegt beides oft dicht nebeneinander. Das Wuppertaler Schauspielensemble passte also sehr gut ins Programm der Literatur Biennale. Unter dem Biennale-Motto #SchönLügen lasen die Schauspieler im Swane-Café an der Luisenstraße. Die ausgewählten Texte machten ein weites Feld auf. Von amüsantem Geflunker bis provozierender Wahrhaftigkeit war alles erlaubt.
Erfolgsautor Daniel Kehlmann gilt nicht gerade als Freund des zeitgenössischen Theaters. Dass sich Kehlmanns Roman „F“ wunderbar in Szene setzen lässt, bewies Schauspieler Stefan Walz. Im Plauderton stellte er sich als Nachlassverwalters eines gefragten Malers vor. Wie nebenbei erwähnte er, dass er diesen Nachlass vergrößert, indem er Bilder fälscht. „Es ist die Kunst selbst, die es nicht gibt“, bekannte Walz mit feinem Lächeln. „Das gehört zum Spiel.“
Eine ganz andere Seite zeigte der Schauspieler mit einer Rede von Dramatiker Wolfram Lotz. Diese trug er ebenso begeistert wie begeisternd vor. „Die Würstchen der Wahrheit wollen wir nicht mehr essen“, erklärte er. „Süße Früchtchen“ schmeckten doch viel besser.
Der trügerischen Erinnerung widmete sich Martin Petschan. In Tilman Rammstedts „Episode 1“ spielte er die Versionen durch, die der Erzähler und seine Freundin von ein und demselben Erlebnis im Kopf haben. „Natürlich ist das eine große Lüge“, sagte Petschan im Brustton der Überzeugung. Oder wollte er damit auf die falsche Fährte locken? Am Ende musste der Erzähler zugeben: „Lenas Version ist schöner als die Wahrheit.“
Schauspielerin Philippine Pachl und Dramaturgin Elisabeth Wahle lieferten sich ein Wortgefecht zum Thema Ehrlichkeit. „Dir blüht viel Lächeln und Lügen“, so die Partyverächterin zur Partygängerin. „Humanes Lügen erfand der Mensch, um sich nicht zu zerfleischen“, lautete die Antwort. Für einige Szenen von Wolfram Lotz taten sich die beiden Damen mit Petschan und Walz zusammen. Stefan Walz spielte Banker Josef Ackermann - und das war erst der Anfang der Komödie. dad