Energie Die Stadt Wuppertal gibt Eigentümern und Mietern einen Plan für die Heizung der Zukunft
Wuppertal · Wärmeversorgung soll bis 2045 klimaneutral sein – neuer Gesetzentwurf setzt den Rahmen, wie es mit Öl und Gas weitergeht.
Wie geht es weiter mit Öl- und Gasheizungen – und mit ihrem Austausch gegen erneuerbare Energien? Wuppertaler Hauseigentümer und die Stadtverwaltung denken, dass mit dem Gesetzentwurf der Bundesregierung nun mehr Klarheit herrscht. „Das ist wichtig, denn es geht um riesige Investitionen“, sagt Hermann Josef Richter, Vorsitzender des Eigentümervereins Haus und Grund für Wuppertal und Umgebung. „Alles ist besser als die Unsicherheit der vergangenen Monate. Wir brauchen eine verlässliche Politik.“
Die Stadtverwaltung bereitet derzeit eine kommunale Wärmeplanung vor. „Das ist ein wichtiges Instrument, um die Wärmewende voranzubringen“, sagt Klimamanagerin Sandra Langenbach. Damit sollen Eigentümer und Mieter einen Plan bekommen, auf welche Heizung sie in ihrem Haus zukünftig setzen können. Ist geplant, das Fernwärmenetz dorthin auszubauen oder müssen sie nach anderen Lösungen suchen, zum Beispiel eine Wärmepumpe anschaffen? Wenn die alte Heizung ersetzt werden muss, soll der Plan eine Entscheidungshilfe sein. Hermann Josef Richter weist aber darauf hin, dass die Zeitspannen groß sein können: „Wenn es einen Plan gibt, wo Fernwärme ausgebaut werden kann, gibt es sie dort noch nicht sofort.“ Die Sanierung und der Ausbau des Netzes, der derzeit in der Elberfelder Innenstadt läuft, wird, Stand jetzt, bereits bis 2034 dauern.
Die Energieversorgung soll
bis 2045 klimaneutral sein
Der Gesetzgeber will, dass eine Wärmeplanung bis 2028 zur Pflicht für die Städte wird. Wuppertal hat Anfang des Jahres Fördergeld beantragt. Das ist nur möglich, solange der Plan noch keine Pflichtaufgabe ist. Die Verwaltung hofft auf eine Zusage in den nächsten Wochen. Dann könnte sie die Aufgabe ausschreiben und nach einem Büro suchen, das den Wärmeplan erstellt. Der Gesetzentwurf gibt den Rahmen vor, damit der Plan den Anforderungen der Regierung entspricht. Für die praktische Arbeit ist dann ein Jahr vorgesehen.
„Das ist ein umfangreiches Vorhaben“, sagt Sandra Langenbach. Ein Teil der Wärmeplanung ist die Analyse des Bestands. Möglichst Gebäude-genau sollen die Experten Daten erheben, wie viel Wärme verbraucht wird und welche Heizungsanlagen verwendet werden. Der nächste Schritt ist eine Potenzialanalyse. Abhängig zum Beispiel von der bestehenden Infrastruktur, der Gebäudestruktur im Quartier und der Topografie wird festgehalten, welche erneuerbaren Energiequellen dort eingesetzt werden könnten. Dafür wird die Stadt in Gebiete eingeteilt. Auf dieser Grundlage werden Zielszenarien entwickelt, wie bis zum Jahr 2045 eine klimaneutrale Energieversorgung sichergestellt werden kann. „Die ganz konkreten Umsetzungsmaßnahmen haben unterschiedliche Zeithorizonte, zum Beispiel kurzfristig innerhalb von zwei oder fünf Jahren, mittelfristig innerhalb von zehn Jahren oder längerfristig“, erklärt Sandra Langenbach. Gerade bei Fernwärme gebe es längere Planungszeiträume – und die Maßnahmen müssen wirtschaftlich umsetzbar sein.
Außerdem entwickelt sich die Technik weiter. Laufende Projekte sollen in das Konzept einbezogen werden – zum Beispiel das Fernwärmenetz in Elberfeld oder eine Studie zur Tiefengeothermie, die die Stadtwerke derzeit in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut durchführen. Doch bis das Ergebnis der Studie vorliegt, ist überhaupt nicht klar, welche Rolle Tiefengeothermie für die Wärmeversorgung in Wuppertal spielen kann. Deshalb soll die Wärmeplanung alle fünf Jahre fortgeschrieben werden. Das Büro soll für die Erstellung ins Gespräch mit verschiedenen Akteuren gehen: zum Beispiel mit Energieversorgern, insbesondere mit den Wuppertaler Stadtwerken, mit den Verwaltungsfachleuten für Stadtplanung und Bauleitplanung, mit Industrieunternehmen, die besonders viel Wärme verbrauchen, und mit Wohnungsbaugesellschaften.
Hermann Josef Richter berichtet, dass es den Eigentümern wichtig ist, dass die Orientierung durch die Wärmeplanung schnell, aber gut durchdacht kommt. „Davor lohnt sich eigentlich kein Umbau von Heizungen.“ Eigentümer und Mieter bräuchten Klarheit. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass der Eigentümer seine Mieter zu einem gewissen Teil an Investitionen beteiligen darf. Wichtig ist dem Vorsitzenden von Haus und Grund Wuppertal, dass es eine soziale Absicherung gibt. Es dürfe nicht sein, dass vorgeschriebene Investitionen so hoch sind, dass das Eigentum nicht gehalten werden kann. Er wünscht sich, dass zwischen privaten Vermietern und großen Gesellschaften unterschieden wird. Außerdem müssten Fristen so gesetzt werden, dass sie eingehalten werden können – auch mit den derzeitigen Lieferengpässen und dem Handwerkermangel.