„Die Uniform hat mir imponiert“

Schon als junges Mädchen wollte Juliette Birke Polizistin werden. Ihr Wunsch erfüllte sich.

Foto: Stefan Fries

In loser Folge lädt die WZ in ihrer Serie „Ein Kaffee mit“ Menschen zur Tasse Kaffee ein, um mit ihnen in entspannter Atmosphäre über das Leben und Arbeiten in Wuppertal zu plaudern. Dass sie sich auf keinen Fall zum Kaffee einladen lässt, stellt Juliette Birke (41) kurz nach der Begrüßung im Café Mio klar: „Als Polizistin darf ich gar keine Geschenke annehmen, aber ich kann Sie ja einladen“, sagt sie. Was vom Journalisten ebenso dankend abgelehnt wird, weil auch dieser Berufsstand bekanntlich an Glaubwürdigkeit gewinnt, wenn er professionell auf bevorzugte Behandlung verzichtet.

Ein Kaffee mit

Juliette Birke

Nachdem die Formalitäten geklärt sind, berichtet Juliette Birke über ihren langjährigen Einsatz als Polizistin auf der Wache Döppersberg und ihre Eindrücke aus der Elberfelder Fußgängerzone, wo sie viele Jahre Streife gegangen ist. Doch mindestens so spannend wie ihr Berufsleben verlief ihre Kindheit — auch wenn sie das selbst gar nicht so empfunden haben dürfte.

„Ich bin in Frankfurt/Oder aufgewachsen und habe mich als Kind in der Gemeinschaft immer sehr geborgen gefühlt“, sagt Juliette Birke. Von den damaligen politischen Verhältnissen in der DDR habe sie nicht viel mitbekommen. Das änderte sich, als ihre Mutter 1984 mit ihr in die Prager Botschaft floh. „Zu Weihnachten hat mir Hans-Dietrich Genscher eine Barbie-Puppe geschenkt. Ich erinnere mich an seinen gelben Pullover. Die Puppe hatte nur einen Bikini an, deshalb hat meine Mutter ihr etwas zum Anziehen gestrickt.“

Mutter und Tochter kehrten zurück in die DDR. „Meiner Mutter, die Erzieherin war, wurde nach der Flucht eine Putzstelle angeboten. 1985 wurden wir von der Bundesrepublik freigekauft und mussten innerhalb von 24 Stunden die DDR verlassen. Mein Vater ist dort geblieben, den durfte ich erst zwei Jahre später wieder besuchen.“

Einem Freund der Familie habe sie den frühen Berufswunsch als Polizistin zu verdanken. Der war Polizist, trug eine schmucke Uniform und imponierte dem jungen Mädchen. „Hinzu kommt mein Wunsch nach Gerechtigkeit.“

Im Westen wurde zunächst Dortmund ihre zweite Heimat. Im Dortmunder Norden, der als raue Gegend gilt, absolvierte sie im Ausbildungspraktikum ihre ersten Einsätze im Streifenwagen. „Genau da wollte ich hin. Und ich habe es nicht bereut, denn ich bin sehr gut mit den Leuten dort klar gekommen“, sagt Juliette Birke.

Wie alle jungen Polizistinnen und Polizisten folgten für sie nach der Ausbildung Einsätze im Streifendienst und in der Hundertschaft, womit der berufliche Wechsel nach Wuppertal verbunden war. Irgendwann war sie das Pendeln zwischen beiden Städten leid und wurde in Wuppertal sesshaft.

Juliette Birke

Taschendiebe, Ladendiebstähle — die gehörten für die Oberkommissarin zum Alltag auf der Wache am Döppersberg. Der Einsatz von Gewalt und gewalttätige Auseinandersetzungen waren dort die Ausnahme. „Schwieriger empfinde ich die Situation bei Einsätzen im Streifenwagen, wenn es bei Streitereien oder häuslicher Gewalt zu plötzlichen Gewaltausbrüchen kommen kann, die nicht vorhersehbar sind.“

In einem Fall ging ein Mann mit einem Messer auf die zweifache Mutter los. Ihr Kollege ging dazwischen und wurde dabei an der Hand verletzt. „Erst ein Jahr später löste eine andere Situation mit einem Messer bei mir eine ganz starke Reaktion aus. Da ist mir erst so richtig bewusst geworden, wie gefährlich der Angriff damals war.“

Wuppertals Straßen hat sie zu Fuß und im Streifenwagen kennengelernt, ist längst selbst eine von vielen Zugereisten, die das Wuppertal-Gefühl mit allem Für und Wider für sich entdeckt haben. „Ich bin ganz begeistert, dass so viele Nationen friedlich miteinander umgehen. Im Tagesdienst haben wir auf der Wache am Döppersberg selten Einsätze gehabt, weil sich unterschiedliche Kulturen miteinander streiten.“

Vor einigen Wochen ist Juliette Birke zur Wache Vohwinkel in den Bezirksdienst gewechselt, wo sie sich ihre Stelle mit einem Kollegen in Teilzeit teilt. Dass die Polizei in Zeiten gefühlter Unsicherheit wieder mehr Anerkennung erfährt, hat sie gerne registriert. „Schön, dass sie da sind“, höre man immer öfter, „und das nicht nur beim Kontrollgang über den Weihnachtsmarkt.“