Die Wupper rückt noch ein Stück näher: Neues Islandufer ist fertig
Bauarbeiten sind abgeschlossen: Gastronomie und eine Treppe sollen die Menschen in die City holen.
Wuppertal. Darauf hat Wuppertal schon lange gewartet: Der Umbau des Islandufers ist abgeschlossen, auch wenn die Autofahrer noch nicht in gewohnten Bahnen fahren können. Das neue Areal zwischen IHK-Gebäude und Wupper hat nun eine 200 Meter lange Promenade und einen Vorplatz mit integrierter Freitreppe hin zum Fluss.
Als Spätzünder der Regionale liefen Anfang 2007 die Bauarbeiten an. Zusammen mit dem jüngst eröffneten Gastronomiebetrieb "Island Café und Bar" soll endlich Leben an die Wupper - und das in bester Citylage. Am heutigen Freitag wird das neue Islandufer offiziell eingeweiht. Es ist der Schlusspunkt in einer Reihe von neuen Wupper-Zugängen
Zur Erinnerung: Lange Zeit sah es so aus, als würden die Stadt und ihr Fluss keine Berührungspunkte mehr haben. Der frühere Industrie-Fluss blieb versteckt, wurde kaum wahrgenommen. Viele Städte haben längst vorgemacht, wie man mit einem Fluss das Stadtbild verschönert und Lebensqualität erzeugen kann. Die Aufwertung der Wupper wurde daher zu einem Schwerpunkt des Freiraumprogramms der Regionale.
"Leitlinie Wupper" hieß der Wettbewerb, der die Menschen an die Wupper zurückbringen sollte: Promenaden - Balkone - Terrassen - alles war möglich, um die Stadt zum Fluss hin zu öffnen. Das Resultat: An Ufern wie etwa am Beer-Sheva-Ufer, Hartmannufer sowie am Helene-Stöcker-Ufer ist ein Zugang zum Fluss nun möglich. Treppen, Kleine Nischen, Aussichtspunkte sollen zum Verweilen locken
"90 Grad" hieß das Motto, mit dem das Essener Architekturbüro Davids-Terfrüchte und Partner die Umgestaltung der Wupperufer in Angriff nahm: Im 90 Grad-Winkel abbiegen, raus aus dem Verkehrsstrom, ran an die Wupper: spielen, ausruhen, genießen
Dieses Prinzip gilt auch für das Islandufer, wo sich die Passanten ab sofort überzeugen können, ob das Ziel erreicht wurde. Die WZ fragte schon mal Architekten, was sie vom neuen Wupperzugang halten. "Das Islandufer ist hochwertig gebaut, die Geländer sehr detailliert gearbeitet," meint Architekt Achim Osterritter. Allerdings sei die Erweiterung als Aufenthaltsort nicht gelungen.
"Die Wupper erlebbar zu machen, ist ein wichtiger Ansatz", so der alt eingesessene Wuppertaler. Die Ausführung am Islandufer sei aber nichts Halbes und nichts Ganzes. "Vielleicht hätten einfachere Konstruktionen eine großzügigere Platzgestaltung zum gleichen Preis ermöglicht." Eine Treppe allein sei nicht genug.
Dem schließt sich auch Architekt Christian Schlüter vom Büro Müller Schlüter an: "Der Fluss hat zu wenig Priorität in der Stadt". Von Aufenthaltsqualität könne nicht gesprochen werden. "Das, was da ist, ist dürftig."
Einige Maßnahmen, die das Wupperufer erlebbar gemacht hätten, seien wieder eingestanzt worden. Zum Beispiel die Kulturachse Barmen, bei der ursprünglich als große Lösung eine Verbindung der Wupper bis zum Haus der Jugend geplant war. "Schade, dass das geplatzt ist. Wenn die Stadt gewollt hätte, hätte sie es auch geschafft."
Insgesamt betrugen die Baukosten der Leitlinie Wupper vier Millionen Euro - davon gingen mehr als zwei Millionen Euro an die Umgestaltung des Islandufers. Jetzt entscheiden die Wuppertaler, ob das Geld gut investiert wurde. Sie müssen das neue Islandufer annehmen.