Interview „Die Wuppertaler CDU ist leider eine inhaltsleere Hülle“

Der neue Juso-Vorsitzende Max Guder fordert ein Ende der Großen Kooperation.

Foto: Süleyman Kayaalp

Herr Guder, als neuer Juso-Vorsitzender stehen sie in einer Reihe bekannter Namen: Andreas Mucke war Wuppertals Juso-Vorsitzender und ist jetzt Oberbürgermeister, Gerhard Schröder war Juso-Vorsitzender und schaffte es sogar ins Kanzleramt. Stehen Sie auch vor einer Tür und wollen da rein?

Foto: Süleyman Kayaalp

Max Guder Ich gehöre nicht zu den Menschen, die bloß vor dem Kanzleramt stehen. Ich bin mehr an der inhaltlichen politischen Arbeit und den Arbeitsfeldern interessiert, deshalb habe auch ich die Sozialarbeit als Beruf gewählt. Ich glaube, dass die SPD die richtige Partei ist, um aus meiner Profession heraus dies anzupacken.

Von einem Juso könnte man erwarten, dass er gegen die eigenen Eltern rebelliert. Nun kommen sie aus einer Familie, in der ihr Vater Manfred schon für die SPD im Rat saß. Wie passt das zusammen?

Guder Meine Eltern sind beide Lehrer, denen habe ich gesagt, dass ich nicht Lehrer werden möchte. Das hat aber mehr mit meiner Einstellung zum Lehrerberuf, als zu meinen Eltern zu tun. Die politische Abgrenzung war nicht erforderlich, weil wir in der Familie immer kontrovers diskutiert haben und uns nicht immer einig sind. Ich denke, in mir steckt ein roter Gedankenteppich mit grünen Tupfern. Das war nie so von meinen Eltern vorgegeben.

Den Einzug in den Stadtrat haben Sie bei der Kommunalwahl 2014 knapp verpasst. Sind Sie noch sehr enttäuscht?

Guder Nur 42 Stimmen haben in einem früher tiefschwarzen Wahlbezirk im Briller Viertel und am Arrenberg gefehlt. Nein, bei einem Plus von sieben Prozent für die SPD im Vergleich zur vorherigen Wahl in diesem Wahlbezirk kann ich nicht enttäuscht sein. Damit war nie und nimmer zu rechnen. Als ich aufgestellt wurde, war ich 22 Jahre alt. Ich durfte als Student einen Wahlkampf bestreiten und habe wichtige Erfahrungen gemacht. Am Wahlabend war ich froh, dass es vorbei war, aber auch stolz, dass ich so weit gekommen war. Diese Zeit hat mich motiviert, weiter zu machen. Anscheinend kommt noch einiges.

Schon vor der Kommunalwahl 2014 haben sich die Jusos auf einem Unterbezirksparteitag der SPD gegen die Fortführung der Großen Kooperation zwischen SPD und CDU ausgesprochen. Bleiben die Jusos bei dieser Meinung unter Ihrer Führung?

Guder Die Jusos sind keine Freunde der Großen Kooperation. Nach zehn Jahren wäre es an der Zeit für die SPD, andere Parteien zu suchen, um andere Themen anzupacken und die politische Kultur im Tal zu verändern. Wir werden die Große Kooperation kritisch und konstruktiv begleiten, obwohl wir glauben, dass sie falsch ist.

Warum ist sie falsch?

Guder Ich persönlich sehe die CDU in Wuppertal leider als inhaltsleere Hülle an.

Wie ist es um die Jusos bestellt?

Guder Es ist gut so, dass die Jusos sich kritisch mit der eigenen Partei auseinandersetzen. Dass wir oft linker und idealistischer sind, ist gut, um eigene Inhalts-prozesse zu befeuern. Mein Vorgänger Alexander Hobusch hat es geschafft, die Jusos inhaltlich zu positionieren. Und immerhin haben es fünf Jusos in den Stadtrat geschafft. Der OB-Wahlkampf war einer der besten, die ich mitgemacht habe. 40 Jusos arbeiten kontinuierlich aktiv mit.

Wie lange wollen Sie die Jusos in Wuppertal anführen?

Guder Der Juso-Vorsitzende wird jeweils für ein Jahr gewählt. Über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren wie Alexander Hobusch werde ich es sicher nicht sein, denn mit 24 Jahren bin ich dafür schon zu alt. Kommunalpolitisch möchte ich auf jeden Fall weitermachen. Die Kommunalpolitik kann und sollte aber nicht meine Lebensgrundlage sein.

Was machen Sie beruflich?

Guder Seit zwei Wochen bin ich als Sozialarbeiter für die Stadt Erkrath verantwortlich für die Flüchtlingskoordination. Das ist ein Thema, das auch die Jusos neben dem gesellschaftlichen Wandel und speziellen Wuppertaler Themen ganz oben auf der Liste haben.