Die WZ fragt nach: Welcher Sisley ist der Schönste?
Wuppertaler präsentieren ihre persönlichen Favoriten aus der großen Ausstellung im Von der Heydt-Museum.
Wuppertal. Es ist die bundesweit erste Ausstellung, die allein Alfred Sisley (1839-1899) gilt. Dabei steht eines jetzt schon fest: Die Hommage an den gebürtigen Pariser dürfte die erfolgreichste Sonderschau werden, die Wuppertal in diesem Jahr zu bieten hat.
Rund 50.000 Besucher sind im Von der Heydt-Museum bereits in Sisleys Bilderwelten eingetaucht. Noch bis Ende Januar können die Werke des französischen Impressionisten bewundert werden, von dem schon der Schriftsteller und Landsmann Émile Zola (1840-1902) schwärmte: „Seine Schneelandschaft hat eine Wahrhaftigkeit und eine bemerkenswerte Darstellungskraft.“
Die Liste derer, die Sisley einst in höchsten Tönen lobten, ist lang. Auch Maler-Kollege Camille Pissarro (1830-1903) gehörte zu den bekennenden Sisley-Fans: „Ich bin der Meinung, dass er gleichberechtigt neben den allergrößten Meistern steht.“ Stéphane Mallarmé (1842-1898), einer der wichtigsten Wegbereiter der modernen Lyrik, sah es so: „Er hält die flüchtigen Momente des Tages fest, er beobachtet eine Wolke und malt, wie sie vorüberfliegt. Auf seiner Leinwand spürt man den Lufthauch noch.“
So weit, so vergangen. Was aber sagen die Betrachter von heute? Die WZ hat sich — zusammen mit Direktor Gerhard Finckh — nicht nur umgehört, sie lädt ab sofort auch zu einer erlesenen Zeitreise ein. In loser Reihenfolge beleuchtet die Redaktion in den kommenden Wochen einzelne Werke von Alfred Sisley.
Zu Wort kommen dabei nicht nur Künstler und Kunstkenner von heute, sondern auch prominente Gemälde-Freunde aus der Politik- und Finanzwelt. So verraten neben dem Komponisten Lutz-Werner Hesse und der Filmemacherin Anne Linsel auch Oberbürgermeister Peter Jung und Kämmerer Johannes Slawig, was ihnen Sisley bedeutet und welches Bild sie am Turmhof besonders bewegt hat.
Unter den prominenten Sisley-Fans ist einer natürlich der größte Bekenner: Hausherr Gerhard Finckh, der die Ausstellung mit Leihgaben aus aller Welt bestückt hat, könnte über die Entstehungsgeschichten der einzelnen vermutlich im Schlaf referieren. Aufgeweckt, wie er ist, muss er deshalb nicht lange überlegen, um , weshalb „Le Pont de Hampton-Court“ sein Lieblingsbild innerhalb der Ausstellung ist: „Es ist faszinierend, wie es Sisley gelingt, die Entwicklung des Wetters im Verlauf eines Tages zu zeigen — vom klaren Himmel, der am Morgen erstrahlte, über die allmähliche Eintrübung, das Zusammenballen der Wolken bis hin zum aufkommenden Wind vor dem unmittelbar bevorstehenden Regenguss.“
Interessant, so Finckh, ist vor allem auch, „dass sich Sisley in seinem Werk so gar nicht für das berühmte Schloss Hampton Court von Heinrich VIII. interessierte, sondern mehr für die reizvolle landschaftliche Umgebung“. Ein Grund mehr, um den Pariser zum „zartesten Maler unter den Impressionisten“ zu erklären — und bis zum 29. Januar 2012 zu feiern.