Interview Diese Pläne hat der neue Leiter des Botanischen Gartens für die Anlage in Wuppertal

Wuppertal · Im WZ-Interview sprach Dennise Bauer unter anderem über die Einbindung von Bürgern in die Wissenschaft.

Seit Januar hat Dennise Bauer die wissenschaftliche Leitung des Botanischen Gartens übernommen.

Foto: Anna Schwartz/ANNA SCHWARTZ

Seit Januar leitet Dr. Dennise Bauer den Botanischen Garten auf der Hardt in Wuppertal. Der 45-jährige Rheinländer bringt langjährige Erfahrung als Gärtner, Biologe und Botaniker mit. Nach einem Studium an der Ruhr-Uni-Bochum und internationalen Forschungen in Brasilien war er zuletzt im Botanischen Garten in Münster tätig. Welche Pläne er mit dem Botanischen Garten hat und was jeder einzelne hinsichtlich der Klimaanpassung im eigenen Garten tun kann.

Was treibt Sie nach Wuppertal?

Dennise Bauer: In Münster hatte ich die wissenschaftliche und technische Leitung des Botanischen Gartens für sechs Jahre inne, dort hatte ich viele neue Projekte gestartet und gleichzeitig ein Lehrdebutat. Familiäre Gründe und meine Vorliebe für historische Gartenanlagen und ein sehr langer Bezug zum Botanischen Garten Wuppertal, haben mich dazu bewegt, die wissenschaftliche Leitung zu übernehmen.

Gibt es etwas, das Sie hier gerne verändern oder angehen möchten?

Bauer: Der Botanische Garten in Wuppertal ist toll – da ist nicht mehr viel zu machen und nur eine begrenzte Fläche zur Verfügung. Trotzdem lassen sich einige neue Arten einbringen. Das Alpinum, einen Steingarten mit Schwerpunkt auf Alpenflora und Pflanzen aus hochalpinen Regionen, würde ich gerne überarbeiten, genauso wie den Bereich des Heil- und Gewürzpflanzengartens.

Stehen jetzt schon besondere Aktionen fest?

Bauer: Insgesamt haben wir ein großes Veranstaltungsprogramm, das man auf der Webseite der Stadt auch online einsehen kann. Im Sommer, konkreter in der Woche vom 14. bis 22. Juni, wird ein Citizen-Science-Projekt (Bürgerwissenschaft) im Verband der Botanischen Gärten auch bei uns starten.

Worum geht es da?

Bauer: Eine Woche lang sollen Besucher beim „Bioblitz“ mit ihrem Smartphone Arten erfassen. Das geht über eine App auf dem Smartphone, mit der sich alle Pflanzen und Tiere fotografieren und einordnen lassen. Wir schauen dann, ob die Daten korrekt sind und lassen diese in eine nationale Liste einfließen. Dadurch erhalten wir einerseits einen großflächigen Vergleich mit anderen Gärten, die mitmachen, andererseits haben wir so eine ungefähre Idee davon, wie hoch der Artenreichtum ist.

Hat man die aktuell nicht?

Bauer: Bei Pflanzen ist es einigermaßen einfach, die sind ja immer da, wo sie sind und rennen nicht weg (lacht). Schwieriger wird es bei Insekten, Vögeln und anderen Tierarten. Viele Menschen sehen auch mehr. Mit diesen Zahlen und dem Wissen könnten sich dann Folgeprojekte ergeben.

Das muss aber die richtigen Menschen erreichen.

Bauer: Ich würde allgemein gerne die Öffentlichkeitsarbeit ausbauen. Und auch in Zukunft verstärkt mit der Station Natur und Umwelt und der Bergischen Uni zusammenarbeiten, sodass einige studentische Projekte hier stattfinden können. Außerdem ist es sinnvoll, dass man die beliebte Naherholungsanlage für Bildungsangebote nutzt.

Inwiefern Bildungsangebote?

Bauer: Da gibt es ja viele Möglichkeiten heutzutage, ob man klassisch mit Infotafeln arbeitet, oder das Smartphone mit einsetzt. So kann man gerade im Pflanzenbereich viele Informationen an die Menschen weitertragen, die sich neben den klassischen Informationen zur Botanik auch mit aktuellen Themen wie Klimawandel oder ähnlichem befassen.

So könnte man das für viele oft abstrakte Thema Klimawandel womöglich auch anschaulicher und greifbarer machen?

Bauer: Genau. Gleichzeitig kann ich den Menschen zeigen, was sie in ihrem eigenen Garten hinsichtlich Klimaanpassung umsetzen können, wie man die Artenvielfalt mit relativ wenig Geld und Arbeit erhöhen kann – an der Stelle möchte ich auch gerne nochmal anpacken.

So ein Botanischer Garten kostet ja auch Geld, gleichzeitig gibt es keinen Eintritt. Könnte sich das ändern?

Bauer: Ich möchte auf gar keinen Fall Eintrittsgelder einführen. So würde man beispielsweise einkommensschwache Menschen ausschließen, aber alle haben ein Recht auf Bildung und Information. Für Bildungsprojekte gibt es sehr viele Träger, bei denen Drittmittel für die entsprechenden Projekte eingeworben werden können.

Haben Sie denn Tipps, was man einfach im eigenen Garten umsetzen kann?

Bauer: Es sind simple Überlegungen: Brauche ich wirklich eine große Rasenfläche? Kann ich nicht auch einfach eine Blühwiese zumindest in einem Teil davon anlegen? Das ist auch pflegeleicht, muss nur einmal im Jahr gemäht werden; bietet Lebensraum und Nahrungsquelle für viele Insekten. Im Winter finden sich hier Überwinterungsmöglichkeiten. Mit kleinen Inseln aus insektenfreundlichen Pflanzen schaffe ich als Privatperson Biotopvernetzungen, die gerade im eng bebauten innerstädtischen Raum ganz wichtig sind. Auch Dach- oder Fassadenbegrünungen sind gut, die bringen zudem eine Verbesserung des Mikroklimas.