Film Diskussion in Wuppertal: Der Klimawandel vor der Haustür
Starkregen gab Frank Ns Film aktuelle Brisanz.
Aufgeladen war schon der Vorführort: „Oh Karl“, ein Film des Künstlers Frank N zur Klimazerstörung, musste vom Internationalen Begegnungszentrum Hünefeldstraße ins nahe KuKuNa-Atelier verlegt werden - dort stand noch vor Tagen das Wasser. Unfreiwillig gab der Kontext der Regenflut so dem Abend noch verschärfte Brisanz.
Der fürs Engelsjahr entstandene Film zeigt, so meditativ wie suggestiv, die Folgen menschlichen Eingriffs für die Umwelt. Mit treibendem Soundkonzept von Charles Petersohn reihen sich Bilder zu einem bedrohlichen Szenario - von der kosmischen Perspektive bis zum toten Wal inmitten von Abfall. Intensive Einstimmung in eine Gesprächsrunde, zu der für die erkrankte Yazgülü Zeybek (Grüne) die langjährige Ratsfrau und Parteikollegin Anja Liebert gekommen war.
Gleich ging es gewissermaßen in die Vollen: Höflich, doch unbeirrbar lenkte eine Zuschauerin das Gespräch auf den Brennpunkt Osterholz. Um Platz zur Kalkgewinnung zu schaffen, soll dort viel Wald gerodet werden. Anja Liebert meinte, da sei noch nichts entschieden, die Diskutantin widersprach: Ihres Wissens sei die Genehmigung erteilt. Wenn jetzt - mangels Einsatzes der Politik - aus Bürgerkreisen dagegen geklagt werde, sehe sie es kritisch, „dass das Privatmenschen angehen müssen.“ Liebert verlegte sich dazu auf Zuständigkeiten: „Eine Partei oder ein Stadtrat kann nicht dagegen klagen.“
Eine Entwicklung, auf die die Politikerin direkt angesprochen wurde, war der „Flächenfraß“, also die Umwidmung grüner Areale für Bauprojekte. „Können Sie Beispiele nennen, wo Sie persönlich sich dagegen eingesetzt haben?“, fragte ein Besucher. Liebert verwies dazu unter anderem auf die Kleine Höhe, wo die Grünen zusammen mit der CDU einen Freiraum für eine Ansiedlung der Forensik-Klinik ausschlossen.
Petersohn ist stolz auf viele
bürgerschaftliche Initiativen
Etwas versöhnlich wirkte bei alldem ein allgemeines Bekenntnis zu vereinter Aktion. Charles Petersohn hob speziell diese Stadt heraus: „Ich persönlich bin dankbar, dass wir in Wuppertal so viele bürgerschaftliche Initiativen aus dem Boden stampfen.“ Er machte das konkret anhand dreier zeitlich nahen Ereignisse vor einigen Jahren: der Solidarität mit dem damaligen Schauspiel-Chef von Treskow, der Etablierung der Utopiastadt und dem frühen Einsatz fürs Freibad Mirke. Wobei sein Urteil, damit funktioniere „wunderbar“, was früher die „Außerparlamentarische Opposition“ wollte, auch wieder auf Kontra stieß.
Kontrovers hatte schon Frank N selbst den Gesprächsteil eingeleitet. Bekannt sei doch seit langem speziell das Problem der Überbevölkerung, legte er als Schöpfer des Films prompt eine Eigendeutung vor. Sofort kam Widerspruch - schien doch dieser Aspekt nach dem breiten Ansatz des Films zumindest nicht selbstverständlich. Später aber griff ein Diskutant ihn auf: „Gerade die Bebauung ist doch Folge der Überbevölkerung.“ Bis einleuchtete: Ja, auch Filmthemen wie die Vermüllung lassen sich mit auf die weltweite Bevölkerungszahl zurückführen. Jedenfalls aber streitbar war gewiss schon dieser Einstieg in einen an Uneinigkeit nicht armen Abend.