Drei Generationen von Kunst

Die Galerie Astwerk zeigt in einer Ausstellung künstlerische Familiengeschichte mit Gegensätzen und Gemeinsamkeiten.

Drei Generationen von Kunst
Foto: Schwartz, Anna (as)

Wuppertal. Drei unterschiedliche Stile, eine Familie. Die Galerie Astwerk widmet drei Generationen von Künstlern eine Ausstellung. Die Schau lebt vom Spannungsbogen aus Gegensätzen und Gemeinsamkeiten. Die Mixed-Media-Kollagen des Wuppertalers Gregor Eisenmann hängen neben den Werken seines Ur-Großvaters Otto Schmidt-Groß, der die klassische Moderne vertritt.

Seine abstrakten Werke sind geprägt von einer intensiven Formensprache, die an Zeitgenossen wie Kandinsky erinnern. Seine Motive und Farben scheint Gregor Eisenmann in seinen Kollagen aufgegriffen und in einen neuen Kontext gestellt zu haben. „Wer die Werke nebeneinander sieht, kann nicht glauben, dass ich diese Bilder von Otto Schmidt-Groß gar nicht kannte. Ich war selbst überwältigt von den Ähnlichkeiten, als ich sie das erste Mal gesehen habe“, sagt der 32-Jährige. Er führt die Gemeinsamkeit auf einen verbindenden Bildungshintergrund zurück. „Mein urgroßvater hat sich genauso wie ich mit Kandinsky und Cezanne beschäftigt.“

Jahrelang schlummerte der künstlerische Nachlass im Verborgenen. „Erst nach dem Tod meines Großvaters haben meine Eltern einige Mappen bekommen.“ Otto Schmidt-Groß hat zwei Weltkriege durchlebt, unter den Nationalsozialisten galten seine Werke als entartet. Später war er Vorsitzender der Neuen Pfälzer Gruppe und mit namhaften Kollegen wie Julius Bissier, Johannes-Georg Müller und Otto Ditscher verband ihn eine enge Freundschaft.

„Vor seinem Durchbruch ist er mit nur 65 Jahren verstorben“, berichtet sein Urenkel. Er fühlt sich verantwortlich, seine Kunst der Öffentlichkeit zurück zu geben. „Die Ausstellung soll ein Auftakt dazu sein.“ Gemeinsam mit seinem Vater hat Gregor Eisenmann die Schau selbst gestaltet. „Sie waren eine Woche lang hier und es gab immer zwei Meinungen zu einer Lösung. Doch sie haben sich jedes Mal geeinigt“, sagt der Galerist Dirk Arndt. Er ist selbst begeistert von der Ausstellung. „Das ist schon eine außergewöhnliche Präsentation.“

Während Kollagen und Malerei an den Wänden Kontraste schaffen und Verbindungen aufbauen, nehmen die Skulpturen von Bernd Eisenmann als dritte Dimension den Raum ein. Den organischen Körpen fehlen die klaren Ecken und Kanten der modernen Malerei. In weichen Schwüngen und glatten Oberflächen sind sie der Ruhepol der Ausstellung. „Bernd Eisenmann ist in seinem Schaffen eher zurückgezogen und im Vergleich zu den anderen Familienangehörigen deutlich weniger expressiv“, sagt Dirk Arndt. „Die organischen Formen lassen sich jedoch auch in meiner Bildsprache und der von Otto Schmitt-Groß wiederentdecken“, ergänzt Gregor Eisenmann.

Die Besucher dürfen die geschliffenen Skulpturen nicht nur anschauen, sondern auch anfassen. „Das Material zu erfassen und zu erleben ist für meinen Vater sehr wichtig. Er hat selbst einen sehr persönlichen Bezug zu seinen Arbeiten. Die Steine sind zum Teil Findlinge, die er selbst entdeckt hat, das Olivenholz hat ihm ein italienischer Bauer geschenkt.

Rückzugsort und Inspirationsquelle ist für alle drei Künstler ein Haus am Gardasee. „Das hat mein Ur-Großvater gekauft und selbst dort gemalt. Später sind viele Skulpturen meines Vaters dort entstanden und auch ich habe dort schon gearbeitet. Der Ort verbindet uns“, sagt Gregor Eisenmann. Für ihn ist die Ausstellung eine ganz besondere Familienangelegenheit. „Drei Generationen von Künstlern nebeneinander gibt es sehr selten. Für mich ist das ein sehr emotionales Erlebnis, das mir sehr nahe geht.“