Wupper und Zuläufe traten 2021 über die Ufer Drei Jahre nach der Flut in Wuppertal: Das meiste ist geschafft
Wuppertal · Drei Jahre nach dem Hochwasser ist ein Großteil der Schäden beseitigt, aber an einigen Stellen dauern die Reparaturen noch an. Im Fokus steht inzwischen der Schutz vor künftigen Gefahren.
Als am 14./15. Juli 2021 anhaltender Starkregen in großen Regionen Westdeutschlands Flüsse und Bäche überlaufen ließ, traten auch die Wupper und ihre Zuläufe über die Ufer, drangen in Keller und Häuser ein. Beyenburg, die Kohlfurth und das Morsbachtal standen großflächig unter Wasser. Es blieb zum Glück bei Sachschäden, die aber zum Teil sehr groß waren. Und der Schrecken der Bewohner war es auch.
Inzwischen ist der größte Teil der beschädigten Häuser wieder hergestellt, vielen hilft das Geld vom Land. Doch noch immer unterstützen Mitarbeiter von Caritas und Diakonie Betroffene bei den Anträgen, denn der Aufwand ist groß. „Wir haben gedacht, das ist ein Selbstläufer, dann aber gemerkt, wie komplex das ist“, sagt Bärbel Hoffmann, Geschäftsführerin der Diakonie.
Rund 200 Haushalte hat die Diakonie betreut, nun unterstützt sie noch 15. Bei diesen seien etwa später weitere Folgen aufgefallen, manchmal fehlten bisher Handwerker. Einigen falle es schwer, Kosten vorzufinanzieren und den 20-Prozent-Eigenanteil aufzubringen. „Dann prüfen wir, ob wie aus Spendengeldern helfen können“, sagt Diakoniedirektorin Sabine Federmann. Sie versichert, dass alle bis zum Abschluss begleitet werden, hofft, dass das bis Ende 2024 der Fall sein wird.
Auch bei öffentlichen Gebäuden sind noch nicht alle Schäden behoben. Gearbeitet wird noch im Opernhaus, die Sanierung der Gesamtschule Barmen „befindet sich auf den letzten Metern“, so Miriam Schmidt, stellvertretende Leiterin des Stadtbetriebs Schulen. Die beiden Gebäude waren am stärksten betroffen. 35 Millionen Euro Wiederaufbauhilfe hat die Stadt für 42 Projekt vom Land bewilligt bekommen, davon jeweils zwölf Millionen Euro für die Gesamtschule und das Opernhaus.
Dass sich die Erlebnisse den Menschen eingeprägt haben, zeigt sich immer dann, wenn der Wupperpegel steigt oder der Regen länger fällt – wie etwa Weihnachten 2023. Dann laufen die Beyenburger und Kohlfurther zum Wupperufer, beobachten sorgenvoll den steigenden Pegel.
„Aber es gibt auch eine trotzige Gelassen hier“; sagt Andreas Bialas (SPD), Bezirksbürgermeister von Beyenburg. Die meisten Häuser seien wiederhergestellt, in einigen werde aber noch renoviert. In der Schützenbrüderschaft werde noch gearbeitet, das Restaurant Haus Bilstein hat geschlossen – die Kosten waren für die Inhaberinnen zu groß.
Zufrieden ist Andreas Bialas damit, dass der Wupperverband jetzt auf gute Kommunikation setzt. Als im Dezember der Pegel stieg, sei ein Mitarbeiter vor Ort gewesen, ebenso jemand von der Feuerwehr. Auch wie der Wupperverband in der Zeit kontrolliert Wasser abließ, habe dieser „gut gemacht“, findet Bialas.
Der Wupperverband lässt inzwischen im Sommer mehr Platz in der Talsperre, um große Regenmengen auffangen zu können. Und prüft Schutzmaßnahmen für gefährdete Orte. Für Beyenburg gibt es Überlegungen für eine Mauer oder Spundwände. Möglichkeiten für die Kohlfurth hat der Wupperverband kürzlich vorgestellt, dabei erklärt, dass eine Ponywiese als Überflutungsfläche nicht reicht. Stattdessen wird wohl ein Knick im Flussbett begradigt. Im Gespräch ist auch eine Mauer. Der Stadtverordnete Holger Reich (CDU), selbst vom Hochwasser betroffen, sagt: „Ich freue mich, wenn die Maßnahmen losgehen. Ich bleibe dran.“
Miriam Scherff (SPD), Bezirksbürgermeisterin von Cronenberg, lobt, dass inzwischen die Herkunft des Wassers analysiert wurde: „überwiegend von den Höhen ins Tal“. Auch sie berichtet, dass viele Sanierungen abgeschlossen sind, einige Flutopfer fielen aber durchs Raster. Für diese wünscht sie sich Härtefallregelungen. Sie kritisiert ebenso, dass Betroffene im Gelpetal und im Mosbachtal kaum berücksichtigt würden.
Im Morsbachtal sind die Bewohner vor allem unzufrieden, weil die Brücke Ulrichskotten noch immer nicht wiederhergestellt ist. Dies verhindert ein Rechtsstreit, was Fahrzeuge zu Wendemanövern zwingt. Nicole Stöhrer etwa muss ihren Müll zu den Nachbarn bringen, weil der Müllwagen nicht bis zu ihr kommt: „Das ist sehr ärgerlich.“
Zudem dauert die Umgemeindung. Die Morsbachtaler, die sich beim Hochwasser von Wuppertal vernachlässigt fühlten, wollen Remscheider werden. Beide Städte haben zugesagt, aber es dauert. Stadtsprecherin Kathrin Petersen versichert: „Wir sind da dran.“ Das Verfahren sei komplexer als gedacht. »S. 14, 28-29