Ehemaliges Spaßbad Bergische Sonne in Wuppertal soll Gewerbe weichen

Wuppertal · Die Stadt Wuppertal will auf dem Gelände des ehemaligen Spaßbads Bergische Sonne hochwertige Arbeitsplätze schaffen. Doch noch sind einige Fragen offen.

Im Innern der Bergischen Sonne wird schon seit gut sechs Jahren nicht mehr gebadet.

Foto: Fries, Stefan (fr)

Wo bis vor ein paar Jahren Badespaß angesagt war, sollen in einigen Jahren High-Tech-Firmen an innovativen Produkten arbeiten. Das jedenfalls ist der Plan der Stadt für das Areal des Spaßbads Bergische Sonne auf Lichtscheid. Was mit dem Kunstwerk darauf geschieht, ist noch nicht klar.

Ebenfalls noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist die Entscheidung über das Vorgehen bei der Umwandlung des Grundstücks in ein Gewerbegebiet. „Wir sind dabei, verwaltungsintern zu diskutieren“, sagt Stadtdirektor Johannes Slawig (CDU). Die Frage sei, ob das 25 000 Quadratmeter große Grundstück an einen Projekt-Entwickler verkauft wird oder ob die Stadt alles selbst macht: Abriss des Bads, Auffüllen des Geländes mit Erdreich, Vermarktung.

„Es spricht viel dafür, es selbst zu machen“, sagt Johannes Slawig. Dann könne die Stadt besser beeinflussen, wer sich dort ansiedelt. Der Stadt ist wichtig, dass dort viele und hochwertige Arbeitsplätze entstehen, Slawig nennt „Smart City“ als Stichwort. Dafür sei das Grundstück in der Nähe zur Uni und zum Gründerzentrum W-Tec gut geeignet.

Bergische Sonne: So sieht das geschlossene Spaßbad heute aus
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Gelände muss mit Erde aufgefüllt werden

Das bedeute zunächst eine Investition. „Das Teuerste ist der Abbruch“, so Slawig. Inklusive der Auffüllung des ehemaligen Spaßbad-Standorts mit Erde, damit das Gelände wieder eben ist, müsse man wohl mit Ausgaben von einer halben bis einer Million Euro rechnen. Damit gehe die Stadt in Vorleistung, bevor jemand Grundstücke kauft. Mit einem Geschäft rechnet Slawig dabei nicht. „Wenn wir eine schwarze Null erreichen, dann ist das ein gutes Ergebnis.“ Der eigentliche Gewinn werde in Arbeitsplätzen und Gewerbesteuern bestehen.

In diesem Jahr soll, wenn die Stadt tatsächlich alles selbst macht, die Ausschreibung für den Abriss erfolgen. Wegen der Vermarktung ist Slawig zuversichtlich. Es habe bereits Anfragen gegeben. Dabei werde die Stadt auch länger warten, bis sie die aus ihrer Sicht richtigen Bewerber gefunden hat. Bis tatsächlich erste Firmen ihre Büros beziehen, werde es wohl drei bis vier Jahre dauern.

Was aus der Kugel-Skulptur wird, ist noch unklar

Zeit, um auch über den Verbleib des Kunstwerks „Bergische Sonne“ nachzudenken, das das Gelände schmückt. Die Skulptur des Künstlers Klaus Rinke ist in einem schlechten Zustand. Das weiß auch Carmen Klement, die sich mit der blassgelben Kugel von fünf Meter Durchmesser, die in einem kreisrunden Wasserbecken gegenüber den leerstehenden Spaßbadgebäuden ruht, aus beruflichen Gründen beschäftigt.

Während die Stadt Pläne für die Vermarktung des Geländes macht, sollte sich das Von der Heydt-Museum um die Skulptur kümmern. Soweit der Stand vom Mai 2018. Seither hat sich nicht viel getan, die Zukunft der Kugel ist weiter ungewiss.

Die Mitarbeiterin des Von der Heydt-Museums, Klement, hat sich aber schlau gemacht. Ihre Recherche fand zwar keine Lösung, wohl aber genauere Informationen über das riesige Aluminiumobjekt und seine Kunststoffhaut, die in ihrer Konsistenz an eine Apfelsinenhaut erinnere.

Klaus Rinke hat das Objekt 1992 entworfen, die Kunstschlosserei Huiskens in Düsseldorf hat sie angefertigt. Laut Rinke besteht die Kugel aus vier bis fünf Millimeter starkem Aluminium, sei in Vierteln nach Lichtscheid transportiert und dort zusammengeschweißt worden. Speichen im Inneren hielten die Schale auf Rundung. Die Oberfläche sei durch eine Fachfirma für Kunststofftechnik mit Matten aus glasfaserverstärktem, gelben Kunststoff (Polyester) überzogen worden. Überdies ist die Kugel verankert: Ursprünglich mit Stahlseilen befestigt, die dem Wind auf Lichtscheid nicht standhielten, konstruierte der Schlosser eine Art Eierbecherschale, in der die Kugel seither ruht.

Ein Abtransport der Kugel als Ganzes scheidet weitgehend aus, da ein Lkw mit ihr auf Wuppertals Straßen und unter Brücken hängen bliebe. Auch ein Hubschrauber, den Rinke bei einer anderen Kugel-Skulptur vor einem Einkaufszentrum in Österreich einsetzte, komme „über bewohntem Gebiet“ nicht in Frage, so Klement.

Bleibt das erneute Zerlegen: „Ein Auseinanderschweißen der Kugel ist aufwendig. Mehr als 30 Meter Nähte, die es erst zu finden gelte, wären aufzutrennen. Die vier Teilstücke der Kugel müssten am neuen Standort wieder zusammengeschweißt werden. Die Gefahr einer Verformung wäre nicht auszuschließen. Die Polyester-Oberfläche müsste anschließend komplett erneuert werden“, erklärt Klement.

Der Künstler selbst, der nach vielen Jahren in Haan seit 2007 in Österreich lebt, hat natürlich Interesse am Verbleib seines Werkes. Im Mai letzten Jahres konnte er sich gut vorstellen, die Kugel mit schwarzer Farbe zu überziehen und in einen Bombentrichter im Skultpurenpark Waldfrieden seines Freundes Tony Cragg zu legen.

In einer Stellungnahme für die Stadt betonte er mittlerweile, dass das Objekt regelmäßig gereinigt werden und am besten alle zehn Jahre möglichst mit stabilen, umweltresistenten Lacken neu bemalt werden sollte. Dabei könne unter dem Gelb Rot und Rot-Orange hervorschimmern.

An dieser „malerischen Lebendigkeit“ würde er sich selbst - zusammen mit jüngeren Kollegen - beteiligen. Die Kugel müsse nicht in einem Wasserbecken aufgestellt werden, sie könne auch auf einem, blau lackierten Kubus aus Beton ruhen. „Wichtig sei die Qualität der Lacke.“