Gut für Wuppertal Eigenständiges Wohnen für Menschen mit Behinderung

Langerfeld. · Gut für Wuppertal: Der Verein Villa Handicap sucht Spenden, um das Wohnhaus umzubauen.

Gut für Wuppertal neu 2019

Foto: Gut für Wuppertal

Nach der Schule ausziehen, flügge werden – in die erste eigene Wohnung oder WG ziehen. Da, wo man dann selbst bestimmen darf, wie es aussieht, wann es Abendessen gibt und wie lange man aufbleiben will. Ganz ohne Eltern eben. Das ist für viele junge Leute ganz normal. Für die, die eine körperliche oder geistige Behinderung haben, allerdings nicht.

Das wollten die Eltern dieser Kinder ändern – denn Kinder sind die irgendwann auch nicht mehr, haben auch das Bedürfnis nach Selbstständigkeit, Privatsphäre und Abnabelung von den Eltern. 2012 gründeten sie den Verein „Villa Handicap“. Für die Wohngemeinschaft suchten sie lange ein passendes Haus. Ein ehemaliger Kindergarten in Oberbarmen wurde gefunden und mit Hilfe eines Investors umgebaut – 2015 konnten zehn junge Leute dort einziehen. Und die leben heute noch hier. „Viele kannten sich schon vorher und hatten den Wunsch, zusammen zu wohnen – wie andere junge Erwachsene eben auch“, sagt Heidrun Grau, Vorsitzende des Vereins.

„Das Zusammenleben funktioniert super, alle fühlen sich so wohl, dass keiner ausziehen möchte.“ Anfangs habe man gedacht, vielleicht gewinnen manche der Bewohner so viel Eigenständigkeit, dass sie ganz allein in eine Wohnung ziehen wollen. Aber keiner will die Gemeinschaft verlassen. „Wir freuen uns richtig darüber, dass das so gut klappt“, sagt Grau.

In der Wohngemeinschaft wohnen zehn Menschen zwischen Anfang 20 und Ende 30 mit unterschiedlichen Behinderungen. Doch auch wenn viele Unterstützung brauchen, ist das Wohnen in der Villa Handicap doch etwas ganz anderes als betreutes Wohnen, das sonst eine Möglichkeit für diese Menschen wäre. „Sie haben ihr Zimmer selbst gestaltet, einen eigenen privaten Raum“, sagt Grau. Sie können Freunde einladen, mal eine Geburtstagsparty schmeißen, selbst entscheiden, ob jemand mal dort übernachtet.

Und sie müssen sich auch mit den ganz normalen Konflikten und Problemen auseinandersetzen, die das Leben in einer WG mit sich bringt. „Klar zoffen die sich mal. Aber sie klären Konflikte eben auch“, sagt Grau.

Grau würde sich wünschen, dass es mehr solcher Angebote gäbe. „Unsere Warteliste ist sehr lang“, sagt sie. Denn die Nachfrage nach so einer Wohnform ist groß. Eltern behinderter Kinder machten sich viele Gedanken über die Zukunft: Was, wenn ich selbst mal nicht mehr da bin, mich nicht mehr um mein erwachsenes, behindertes Kind kümmern kann? Mit der Villa Handicap gewöhnen sich die jungen Leute an mehr Eigenständigkeit. Und das tue ihnen auch selbst gut, bemerkt Grau.

Der Verein ist momentan auf der Suche nach Spenden – über die Seite von Gut für Wuppertal. Gerade komme nahezu eine Kostenwelle auf sie zu. Der Brandschutz müsse neuen Bedingungen angepasst werden. Außerdem haben die Bewohner im Haus festgestellt, dass der Eingangsbereich für die großen Rollis etwas zu schmal ist. Der soll für 8000 Euro verbreitert werden.