Ein Abschied nach 41 Jahren
Christa Klosterköther hat am heutigen Montag ihren letzten Tag in der Bibliothek in Cronenberg.
Cronenberg. Als Christa Klosterköther 1977 in der Cronenberger Stadtteilbibliothek anfing, musste sie noch jeden Morgen Karteikärtchen durchzählen und von Hand notieren, wie viele Romane ausgeliehen wurden. 41 Jahre später werden Bücher einfach für die Ausleihe gescannt. Oder CDs oder Spiele oder DVDs. Ein Drittel der rund 17 500 Medien in der Stadtteilbibliothek sind gar keine Bücher mehr.
Leiterin Christa Klosterköther hat den ganzen Wandel mitgemacht. Am 15. November 1974 startete sie als Bibliothekarin in der Zentralbibliothek in Elberfeld, bevor sie nicht einmal drei Jahre später die Leitung in Cronenberg übernahm.
Warum Bibliothekarin? Klosterköther interessierte sich schon im jungen Alter eher für Bücher als für Zahlen. „Eine Ausbildung bei der Sparkasse war nicht das, was ich wollte“, sagt die 65-Jährige. Ihr Lieblingsbuch war der 1960er Roman „Stella Termogen“ von Utta Danella. Nach Wuppertal zog sie die Nähe zu Düsseldorf, wo sie aufgewachsen war.
Der Anfang als Bibliothekarin war zunächst nicht so einfach, erinnert sich Klosterköther. Stressig fand sie es, wenn sie als Berufsanfängerin nach Buchtipps gefragt wurde. „Am Anfang hat man ja noch nicht so ein großes Titelwissen. Und ich dachte mir immer: Nach was fragen mich die Leute heute wieder?“, berichtet die Leiterin. Inzwischen kennt sie so gut wie jeden Buchtitel in ihren Regalen und kann den Kunden Klassiker und Geheimtipps ans Herz legen.
Was bei den Leuten angesagt ist, weiß die Bibliothekarin manchmal schon, bevor die Anfragen kommen. „Da braucht man nur den Blick ins Fernsehprogramm, um zu wissen, was gerade angesagt ist“, sagt Klosterköther. Laufe gerade eine Neuauflage von Sherlock Holmes, sei auch die literarische Vorlage wieder gefragt. Ebenso etwa, wenn mal wieder ein Stephen King im Kino oder TV läuft.
Ein Dauerbrenner-Buch, das sich über die Jahre immer unter den Top-Ausleihen gehalten hat, gebe es nicht. „Karl May ist es auf jeden Fall nicht mehr“, sagt Klosterköther und lacht. Angesagt seien im Moment Thriller, Mystery- und Fantasy-Romane. Stark habe das Interesse bei den Sachbüchern nachgelassen. „Heute gehen die meisten Leute an den PC und googeln“, sagt die Cronenbergerin.
Das veränderte Medienverhalten der Jugend nimmt Christa Klosterköther betrübt zur Kenntnis. „Wenn Kinder zu uns kommen, dann laufen sie eigentlich immer sofort zum DVD-Ständer“, so ihre Beobachtung. „Das Interesse bei den jungen Leuten am Buch hat abgenommen. Die sind lesefaul und spielen lieber Computerspiele“, sagt sie. Auch die digitalen Spiele lassen sich — zumindest über die Zentralbibliothek in Elberfeld — mittlerweile in der Bücherei ausleihen. Am Hauptstandort ist man in Sachen Gaming besser ausgestattet als in Cronenberg. Dort können die Kunden die Konsolenspiele auch direkt vor Ort ausprobieren.
Am heutigen Montag, 30. April, hat Klosterköther ihren letzten Arbeitstag — Langeweile wird sie zu Hause nicht haben. So will sie noch mehr Zeit mit ihrem Partner verbringen und ihr Hobby, das Singen, intensivieren. Seit Kindesbeinen sei sie im Kirchenchor tätig, nun will sie auch mal die Proben des Cronenberger Chors „4Voices“ besuchen. Klosterköther sagt: „Die finden freitags um 17 Uhr statt — da musste ich bislang immer arbeiten.“