Ein Dolmetscher am Kinderbett hilft den kleinen Patienten
Der Übersetzer soll die Verständigung mit Zuwanderern bei der Behandlung von Kindern erleichtern.
Wuppertal. Ein kleines Kind wird mit Krampfanfällen in die Kinderklinik eingewiesen. Für die Diagnose ist eine genaue Beschreibung der Bewegung und der Vorgeschichte wichtig. Doch die Eltern sprechen kaum deutsch und verstehen nicht, was der Arzt von ihnen will. Ein anderer Fall, aber das gleiche Problem der Verständigung: Ein Mädchen mit irakischen Eltern kommt ins Krankenhaus. Will die Mutter über Nacht bei ihrer Tochter bleiben? Und, wenn ja: Kommt die Krankenkasse für die Kosten auf?
Mit einem neuen Telefon-Dolmetscherdienst versucht das Helios-Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, die Kommunikation zwischen Ärzten und Eltern mit Migrationshintergrund zu erleichtern. In einem Pilotprojekt können die Mediziner seit Dezember einen Dolmetscher einschalten — per Telefon.
Das Thema ist wichtig, liegt der Anteil der unter 18-Jährigen mit Migrationshintergrund in Wuppertal nach Angaben der Statistikstelle der Stadt doch bei rund 48 Prozent. Nicht alle von ihnen sprechen ausreichend Deutsch, um sich gut verständigen zu können.
„Es gibt häufig Verständigungsprobleme zwischen Arzt und Patient“, sagt Kinderarzt Dr. Thorsten Langer. „In der Kinderklinik haben wir es insbesondere im Kleinkindbereich oft mit Müttern zu tun, die nicht gut deutsch sprechen und verstehen“, so der Mediziner. Dabei sei es natürlich der Anspruch der Ärzte, alle Kinder gleich gut zu behandeln — egal ob die Eltern deutsch sprechen oder nicht.
Der Dienst ist nicht nur wichtig, um die Patienten vor Eingriffen aufklären zu können, sondern auch für die Zeit nach der Entlassung: „Wenn wir ein Kind mit Bronchitis behandelt haben, können wir den Eltern die Durchführung der Inhalation erklären und wissen, dass die Information auch angekommen ist“, so Langer.
Und so funktioniert es: Über eine Agentur sind die Telefondolmetscher werktags von 9 bis 17 Uhr zu erreichen. Während der Arzt beim Patienten steht, etwa bei der Visite oder beim Entlassungsgespräch, wird das Telefon auf Lautsprecher gestellt und direkt übersetzt. Bisher wird das in der Kinderklinik etwa zweimal pro Woche in Anspruch genommen.
Nicht nur für die Patienten, auch für die Ärzte ist das Angebot ein Gewinn: Bislang erklärt der Arzt den medizinischen Sachverhalt im Zweifel abends nochmals dem Vater — auch wenn er morgens schon einmal mit der Mutter gesprochen hat.
Doch es gibt auch Situationen, in denen der Telefondolmetscher nicht ausreicht, sondern ein persönliches Gespräch unabdingbar ist. Nicht nur bei komplexen Sachverhalten, sondern vor allem, wenn es um Leben und Tod, wie beispielsweise um eine Krebsdiagnose, geht.
In solchen Fällen greift das Helios Klinikum seit Januar auch für alle Fachbereiche auf die Sprach- und Integrationsmittler von Sprint (siehe Kasten) zurück. Sie leisten über das Dolmetschen hinaus wichtige Arbeit: „Die Sprachmittler sind in den jeweiligen Herkunftsländern aufgewachsen und haben den entsprechenden kulturellen Hintergrund, kennen zum Beispiel die Rolle der Frau oder bestimmte Tabus im religiösen oder gesellschaftlichen Bereich“, erklärt Heike Timmen, Projektleiterin des Sprintpools.