Für ein besseres Gefängnis: Häftlinge packen selbst mit an

In der Justizvollzugsanstalt Simonshöfchen haben Gefangene im Rahmen eines Sozialprojekts zwei Räume renoviert.

Vohwinkel. Wer wegen einer Straftat im Gefängnis landet, ist zunächst auf den wenige Quadratmeter kleinen Lebensraum seiner Zelle beschränkt. Da fällt es manchem schwer, eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu finden oder mit seinen Mitmenschen konfliktfrei umzugehen. Auch um diese Situation zu verbessern, hat die Justizvollzugsanstalt Simonshöfchen für geeignete Gefangene eine spezielle Abteilung eingerichtet — Sora. In der sozial orientierten Abteilung bieten geschulte Mitarbeiter Gruppenarbeit und Projekte zur Förderung der familiären und partnerschaftlichen Bindungen sowie zur Vermittlung praktischer Fähigkeiten an.

Ein Ergebnis dieser Arbeit wurde jetzt vorgestellt. Im Rahmen eines Projektes haben sich zwei Gruppen von je zehn Gefangenen zwei für sie wichtige Räume verschönert. Dabei entstand im Besucherbereich ein völlig neu gestalteter Raum für die Begegnung von Häftlingen mit ihren Familien.

Ansprechende Farbgebung an den Wänden und eine Ausstattung mit Spielzeug für Kinder machen den Besuch im Gefängnis für die Angehörigen angenehmer und die Besuchsatmosphäre weniger steril.

In der Haftabteilung hat eine zweite Gruppe den Aufenthaltsraum erneuert. Zur Gestaltung gehört jetzt neben einem großen Sofa und einem Kickertisch auch ein Wandbild, in dem in sieben Sprachen der Spruch „Die Hoffnung stirbt zuletzt“ zu lesen ist.

Die Häftlinge haben die Gestaltung selbst geplant und sämtliche Arbeiten in ihrer Freizeit erledigt. „Das war nicht immer einfach“, berichtet Sozialarbeiter Bernd Jakobi, der die Sora-Arbeit betreut. Schon die Beschaffung der Wandfarbe war ein echtes Problem. „Weil der Landeshaushalt noch nicht rechtskräftig ist, dürfen wir außer für dringend gebotene Dinge wie die Verpflegung kein Geld ausgeben“, erläutert Anstaltsleiterin Angela Wotzlaw die Schwierigkeiten.

Am Ende ermöglichte die katholische Gefängnisseelsorge mit Spenden die neuen Räume. Ob es derartige Folgeprojekte gibt? Bernd Jakobi nennt die Voraussetzung: „Notwendig sind immer eine ausreichende Personaldecke und finanzielle Mittel.“