Pizza-Prozess: Angeklagter überreicht dem Opfer 750 Euro

Die Opfer schildern ihre Angst. Ein Angeklagter übergibt Bargeld als Zeichen der Reue.

Wuppertal. Wegen einer Serie von Überfällen auf Pizzaboten und Taxifahrer müssen sich vier Vohwinkeler (18, 19, 21 Jahre alt) vor dem Landgericht verantworten. Der Hauptangeklagte (19) soll zudem einer Frau die Handtasche gestohlen haben und in die Post am Westring eingebrochen sein. Wie berichtet, hat das Quartett bereits Geständnisse abgelegt.

Unerwartet zu Bargeld kam am Dienstag im Gerichtssaal ein Taxifahrer aus Köln: Alle vier Angeklagten sollen am Tag vor Heiligabend 2010 mit ihm von Köln nach Wuppertal gefahren sein. Am Zielort habe der Beifahrer nach seiner Geldbörse gegriffen. Von hinten bekam der 62-Jährige einen Schlag gegen den Hinterkopf. Schon vor Prozessbeginn hatte einer der Angeklagten (19) dem Taxifahrer schriftlich eine Wiedergutmachungszahlung abgeboten. Darauf hatte der Zeuge jedoch nicht reagiert.

Kurios: Während der Verhandlung vergewisserte sich der Taxifahrer erst beim Richter, dass sich der Angeklagte durch die Zahlung nicht freikaufen könne. Dann nahm er das ihm im Saal angebotene Geld an: 750 Euro zog der Angeklagte aus seiner Hosentasche und überreichte das Geld dem 62-Jährigen.

Gestern sagte auch der Pizzabote aus, der gleich zweimal Opfer der Angeklagten geworden ist. Bei beiden Überfällen soll der Hauptangeklagte dem 21 Jahre alten Studenten ein Messer an den Hals gehalten und gesagt haben: „Geld her oder ich stech’ Dich ab.“ Insgesamt sollen die Angeklagten bei den beiden Überfällen knapp 600 Euro erbeutet haben. Ihr Opfer nahm nach den Überfällen eine Auszeit als Pizzabote. Seit September arbeitet er wieder — allerdings nur tagsüber.

Angst spürt auch jene Wuppertalerin noch immer, die im vergangenen November vom Hauptangeklagten überfallen worden ist. Die 68-Jährige erinnerte sich, wie sie auf einer Brücke über die Wupper angegangen wurde. Als sie ihre Tasche festhalten wollte, zog der Täter so heftig, dass die 68-Jährige stürzte. Die Frau erlitt Verletzungen an der Hüfte und den Knien, hatte wochenlang Schmerzen.

Dem Gericht erzählte sie von ihren Ängsten: „Früher bin ich gerne gewandert, heute traue ich mich nicht mehr allein in den Wald. Ich möchte so nicht weiterleben.“ Der Hauptangeklagte — er befindet sich in U-Haft — entschuldigte sich unter Tränen für die Tat.

Der Prozess wird fortgesetzt.