Vohwinkel „Ein Kilo Vohwinkel“ im Buchformat
Vohwinkel. · Ein Band zum Jubiläum des Bürgervereins erzählt Anekdoten aus 125 Jahren.
Er war eine imposante Erscheinung, die im Stadtteil garantiert niemand übersehen konnte. Mit ordenbehängter Uniform, Pickelhaube, langem Rauschebart und mächtiger Leibesfülle dürfte Vohwinkels erster Polizist Adams seinen Zeitgenossen anständig Respekt eingeflößt haben. Ende des 19. Jahrhunderts ging der treue Gesetzeshüter, dessen Vorname nicht überliefert ist, auf Streife. Im Gegensatz zu seinem furchteinflößenden Äußeren soll er eine gutmütige und lebensfrohe Natur gehabt haben. Landstreicher, die im Karzer an der Bahnstraße landeten, bekamen von Adams zwar eine kräftige Standpauke – aber vor ihrer Entlassung auch eine Tasse warmen Malzkaffee.
Die Geschichte des ersten Polizisten Vohwinkels gehört dazu
„Der Mann war ein echtes Original“, erzählt Andreas Schäfer. Zum 125-jährigen Jubiläum der ersten offiziellen Namensnennung des Vohwinkeler Bürgervereins hat er ein Buch mit Aufsätzen über die Menschen und die Historie des Stadtteils zusammengestellt. Dabei darf die Geschichte Adams natürlich nicht fehlen, ist aber nur ein kleiner Ausschnitt aus einer Fülle weiterer Texte.
Auf knapp 600 Seiten erfährt der Leser Wissenswertes über Vereine, Wahrzeichen, Firmen, Schulen, Gewässer, Honoratioren, den Bahnhof und vieles mehr. Das Buch „Vohwinkel, Geschichte(n) aus dem Westen Wuppertals“ ist eine wahre Fundgrube an Informationen. „Wir haben uns bei der Auswahl viel Mühe gegeben“, sagt Andreas Schäfer, der das Buch angesichts des enormen Umfangs auch gern als „ein Kilo Vohwinkel“ bezeichnet. Schließlich soll dadurch das Jubiläumsjahr des Bürgervereins entsprechend gewürdigt werden.
Quelle der ersten Namensnennung ist der General-Anzeiger, wo im Februar 1894 die Ankündigung eines Vortrags im Lokal Albert Feuerstein erschien. Prominenter Redner war der damalige Chefredakteur der Zeitung.
„Wir haben uns überlegt, was wir zum Jubiläum anbieten wollen und sind schnell auf die Artikel in den Bürger-Infos gekommen“, erläutert Andreas Schäfer das Konzept. Seit 1991 wird die Broschüre regelmäßig vom Bürgerverein herausgegeben. „Es sollte aber nicht nur eine Zusammenfassung der besten Aufsätze sein, sondern ein richtiges Buch“, sagt Vorsitzender Udo Johenneken. Dafür wurden die Texte überarbeitet und teilweise mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen bebildert. „Das war die größte Herausforderung“, erklärt Andreas Schäfer, der sich durch die Bildarchive gearbeitet hat. „Wir sind sehr stolz auf das Ergebnis“, betont Udo Johenneken.
Dabei bekommen die Leser auch Anregungen für einen eigenen Streifzug durch das alte Vohwinkel, denn nicht wenige Gebäude haben eine lange Geschichte – und zeugen heute noch vom Glanz des Stadtteils in der Gründerzeit.
Ein echtes Prunkstück ist etwa das Eckhaus an der Gräfrather Straße, in dem sich früher die Schankwirtschaft Otto Hüser befand. Fachwerk, Schiefer und ein reich verzierter Erkerturm lassen das Herz jedes Architekturfans höher schlagen.
Nach wie vor wird in dem Haus eine Gastwirtschaft betrieben.Der Name „Zur alten Pferdetränke“ erinnert an die Fuhrwerke, die hier auf dem Weg nach Solingen eine Rast einlegten
Nach wie vor in Betrieb ist auch das ehemalige Volkmann Bad, in dem sich schon vor dem ersten Weltkrieg die Badegäste an warmen Tagen eine Abkühlung gönnten. Mit dem selbstbewussten Anspruch, „das Schönste Bad im Bergischen Land“ zu sein, wurde damals in den Zeitungen geworben. Gegenüber der Konkurrenz hatte der findige Betreiber den Vorteil, über einen eigenen Brunnen zu verfügen. Davon profitiert das Freibad Vohwinkel noch heute. Mittlerweile wird es durch den ehrenamtlichen Einsatz eines Fördervereins erhalten und konnte durch den Supersommer 2018 sogar einen Besucherrekord verzeichnen. Auch über diese Geschichten von Tradition und Moderne im Stadtteil gibt das Buch Auskunft.