Ein schöner Traum ist geplatzt
Kolumnist Uwe Becker hadert noch immer mit dem Tanztheater.
Mein Angebot aus der Vorwoche, dass ich spontan die Geschäftsführung und Intendanz des Wuppertaler Tanztheaters übernehmen würde, um größeren Schaden für das Gesamtwerk von Pina Bausch abzuwenden, stieß bei der Stadtspitze und dem Beirat leider auf taube Ohren. Aber wenn ich ehrlich bin, so recht daran geglaubt, habe ich zu keiner Zeit.
Begrabt mein Herz
in Wuppertal
Ich bin gerade privat, da darf ich an dieser Stelle auch mal sehr intim werden, sehr, sehr glücklich. Wenn Sie alle diese Kolumne lesen, bin ich noch mit meiner Freundin in Südholland. Wir sitzen wahrscheinlich gerade auf unserer Hotel-Terrasse, werfen uns verliebte Blicke zu, albern herum und kichern wie Teenager. Wenn sich später dann die Sonne langsam zur Ruhe begibt, dann gehen wir noch in die Strandbar, genießen den milden Sommerabend, essen ein paar leckere Muscheln, trinken einen guten Wein und lassen den Tag entspannt ausklingen.
Aber zurück zum Tanztheater, es hätte zu schön werden können, wenn man mein Angebot befürwortet hätte, dass ich zukünftig beim Wuppertaler Tanztheater die künstlerische und geschäftliche Leitung übernehme. Meine Planung sah vor, dem Ensemble und der Trainingsleitung freie Hand zu lassen, welche Stücke sie in der Spielzeit 2018/2019 aufführen möchten. Natürlich hätte ich als Intendant, genau wie Adolphe Binder, Gast-Choreographen verpflichtet. Zusammen mit dem Von der Heydt-Kulturpreis-Träger 2018, dem Maler, Zeichner und Autor, Eugen Egner und der Kompanie, hätte ich gerne einen wundervollen, langen und grotesken Tanzabend (viereinhalb Stunden ohne Pause) einstudiert. Als Name für das Stück würde mir der Titel von Eugen Egners Cartoon-Band, „Glücklich ist, wer vergisst, dass er nicht zu retten ist!“, sehr gefallen. Egners Oper, „Der Universumsstulp“, kam vor ein paar Jahren sehr gut an, und ein Tanzabend aus Egners Feder, würde bestimmt ein sensationelles Erlebnis für alle Sinne, nicht nur in Barmen, sondern auch in New York, Berlin, Tokyo und Paris.
Aber auch andere schöne Ideen schwirren in meinem Kopf herum. Ich weiß nicht, ob es diese Gruppe noch gibt, aber ich hätte mir auch eine Co-Produktion mit dem Bonner Improvisitations-Theater „Springmaus“ vorstellen können. Die Zuschauer wären da gefordert, spontane Wünsche zu artikulieren, welche das Ensemble dann umsetzt. Zum Beispiel: „Tanzt euch mal einen Wolf!“ oder „Lauft mal alle volle Lotte gegen die Wand!“. Aber ich merke gerade, diese Idee ist jetzt nicht sooo super lustig. Ein Tanzabend mit Eugen Egner hingegen, das wäre wirklich echt toll, aber man lässt mich ja nicht machen.
Es ist ja nicht so, dass ich nicht genug andere Jobs hätte. Und natürlich nimmt auch die Liebe in meinem Leben einen sehr breiten Raum ein. Ich reiße mich jetzt nicht wirklich darum, neuer Intendant und Geschäftsführer des Wuppertaler Tanztheaters Pina Bausch zu werden, aber dass man mich noch nicht mal zu einem lockeren Vorstellungsgespräch mit Kaffee und Gebäck ins Rathaus gebeten hat oder zu einer Rotweinrunde beim Italiener um drei Ecken, das ist schon sehr enttäuschend. Nun ist mir ein schöner Traum geplatzt, aber wie eingangs schon erwähnt, ich bin momentan privat so unglaublich glücklich, da wird alles andere wirklich zur Nebensache. Trotzdem: Der Beirat hätte mich schon, wenn nicht zum Geschäftsführer, wenigstens zum Intendanten der Wuppertaler Zappelbude ernennen können.