Ein Viertel der Wupper erreicht bereits einen „guten Zustand“
Ideal der EU-Rahmenrichtlinie ist aber nicht vollständig zu erfüllen.
Die Wiederherstellung eines möglichst natürlichen Zustands der Flüsse bis 2027 ist das Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die im Jahr 2000 in Kraft trat. Aber davon sind wir noch weit entfernt: Nur 6,6 Prozent der erfassten Flussabschnitte von 9000 Flüssen erreichen die Bewertung „guter Zustand“, gerade mal 0,1 Prozent die Bewertung „sehr guter Zustand“. Die Wupper schafft auf 25 Prozent der Fläche die Note „guter Zustand“. Das sei schon ein großer Fortschritt, wenn man die Geschichte des Flusses bedenke, sagt Susanne Fischer, Sprecherin des Wupperverbands.
Flüsse seien die „Lebensadern unserer Landschaft“, hat die Grünen-Politikerin Steffi Lemke gesagt. Sie seien ein Garant für Artenvielfalt, aber akut gefährdet. Die Politikerin hatte eine Kleine Anfrage zum Zustand von Flüssen und Auen an die Bundesregierung gestellt, die die oben genannten Zahlen veröffentlichte.
Susanne Fischer erläutert, dass sich der Wasserschutz weiterentwickelt habe: „Früher interessierte nur: Ist das Wasser sauber?“ Heute gehe es darum, ob das Flussbett natürlich oder ob der Fluss für Fische und Kleinlebewesen durchgängig sei. Sie erinnert an die Geschichte der Wupper, die durch die Industrialisierung stark gelitten habe: „Jahrzehnte lang war die Wupper ein toter Fluss.“ Das erste Klärwerk entstand 1906, aber noch bis in die 80er Jahre sei der Fluss stark verschmutzt gewesen. Investitionen in die Abwasserreinigung hätten zu einer allmählichen Verbesserung der Wasserqualität geführt: „Es geht Schritt für Schritt voran.“ Anzeichen dafür seien zum Beispiel die Lachse, die wieder in der Wupper laichen.
Die EU-Rahmenrichtlinie messe die Qualität der Flüsse an einem vom Menschen unbeeinflussten Zustand. Dieser könne bei der Wupper aber gar nicht mehr erreicht werden: „Wir können den Alten Markt nicht wieder in eine riesige Aue verwandeln“, nennt sie als Beispiel. An vielen Stellen könne die Uferbefestigung nicht entfernt werden, die Talsperren verhinderten zwar die Durchlässigkeit für Fische und andere Tiere, seien aber für die Trinkwasserversorgung nötig.
Dennoch arbeite der Wupperverband mit den Wupperstädten daran, so natürliche Verhältnisse wie möglich zu erreichen. Etwa die Hälfte der Strecke durch Wuppertal sei renaturiert. Zwischen Solingen und Leichlingen gehöre ein Stück zu einem besonders geschützten „Flora-Fauna-Habitat-Gebiet“. 25 Prozent der Wupper seien bereits im guten Zustand — der zweitbesten Bewertung. Der Bundesdurchschnitt betrage nur 8 Prozent.
Für die Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie im gesamten Wuppergebiet hat der Wupperverband für den Zeitraum 2008 bis 2018 ein Maßnahmenpaket in Höhe von 8 Millionen Euro beschlossen - wovon etwa 80 Prozent das Land übernommen hat. Bis 2030 sollen weitere 14 Millionen Euro investiert werden.