Ein Wuppertaler am Nordpol
Rolf Höner hat die Erde auf kürzestem Weg zweimal umrundet.
Wuppertal. Zweimal hat Rolf Höner auf dem kürzesten Weg die Welt umrundet. Einmal rechts herum, einmal links herum und das alles in wenigen Minuten. Dabei saß der Wuppertaler bequem zurückgelehnt in 1000 Metern Höhe und schaute hinab ins gleißende Weiß.
„Es war ein einmaliges Erlebnis“, schwärmt der 49-Jährige von seinem Flug zum Nordpol. Das luftige Abenteuer hat er sich selbst zum bevorstehenden 50. Geburtstag geschenkt und den Ausflug in vollen Zügen genossen. „Es war einfach perfekt. Die verschiedenen Fels- und Gletscherformationen waren sehr eindrucksvoll. So schön hatte ich es mir gar nicht vorgestellt.“
Ein Film von dem Flug hatte ihm erste Impressionen vermittelt und den Wunsch geweckt, selbst im Flieger Platz zu nehmen. „Da ich luftfahrtbegeistert bin, hat mich das besonders interessiert und ich habe mich sofort für den Newsletter des Veranstalters angemeldet“, berichtet Rolf Höner. Als das Buchungsangebot in seinem Postfach landete, sicherte er sich sofort einen Platz an Bord. Nicht ohne sich vorher über den besten Blick Gedanken zu machen. „Da die Route an Norwegens Küste entlang hin- und über Grönland wieder zurückführt, war die Wahrscheinlichkeit groß, auf der rechten Seite mehr zu sehen und so war es dann auch.“
Die Bücher, die er sich gegen jeden Anflug von Langeweile während der Zwölf-Stunden-Reise eingepackt hatte, rührte er nicht an. „Es war jemand von der ESA mit dabei, der uns sehr kompetent begleitet hat. Zwischendurch konnten wir auch Fragen stellen und so ist die Zeit verflogen.“ Die Atmosphäre an Bord sei auch ganz anders gewesen, als bei einem Linienflug. „Wir hatten alle das gleiche Interesse und die Leute mit Fensterplatz sind zwischendurch immer mal aufgestanden, um mit den Passagieren aus dem Mittelgang zu tauschen.“, berichtet Rolf Höner.
Über der Bäreninsel stellte die Besatzung Funkkontakt zu einer meteorologischen Station her. „Die Norwegerin, die in Berlin studiert hat, berichtete auf deutsch von ihrer Arbeit dort. Das war sehr spannend.“ Als die Stadt Longyearbyen unten auftauchte, machte sich der Wuppertaler schon Gedanken darüber, was die Menschen dazu veranlasst, ein Leben am Ende der Welt zu führen.
Doch selbst im ewigen Eis stießen die Reisenden auf Lebensspuren. „Wir konnten von oben Zelte erkennen“, berichtet der 49-Jährige. Über das Internet erfuhr er später, dass dort zwei Neuseeländer unterwegs waren. „Was sie wohl gedacht haben, als wir plötzlich, abseits von jeder Route, ihre Stille gestört haben.“ Eisbären waren hingegen nicht zu erkennen. „Dafür waren wir zu hoch.“ Nach dem langen Flug über Schnee und Eis, kann sich Rolf Höner nur schwer vorstellen, dass die weiße Schicht rasant schmilzt. „Der Experte von der ESA berichtete jedoch, dass viele Fjorde und freie Fläche vor fünf Jahren noch mit einer dicken Eisschicht bedeckt waren.“
Die Vielfalt der erstarrten Landschaft begeisterte Rolf Höner. „Das ist ein Eindruck, der ganz tief sitzt.“ Eine Zwischenlandung hätte sich der Wuppertaler bei aller Faszination nicht gewünscht. „Dann wären Kälte und Wind und alle Unannehmlichkeiten dieser Klimazone dazu gekommen.“
Mit vielen Eindrücken und 900 Fotos im Gepäck ist der Wuppertaler nach zwölf Stunden in Düsseldorf gelandet. „Mein GPS-System hat die Koordinaten des Nordpols angezeigt. Wir waren wirklich dort.“ Wiederholen würde er die Reise nicht. „Dann wäre ihre Einmaligkeit verloren.“