Wie de gebrukte Ritterborg vom Chresdag in Erennereng bliwt Eine geschenkte Ritterburg: Weihnachten in Wuppertal im Schatten der Geschichte
Wuppertal · Sein Großvater schenkte Edwin Markert vor mehr als 80 Jahren eine Holzburg zu Weihnachten – der Cronenberger schrieb die Geschichte in Platt auf .
Neun Reitersoldaten bewachen die Burg, die auf einem Hügel thront. Doch um zu ihnen zu gelangen, müssten potenzielle Angreifer erst einmal die hohe, mit Zinnen versehene Mauer überwinden, die den Burghof umfasst. Oder sich durch das Burgtor trauen. Die Fenster des Hauptgebäudes sind mit roten Backsteinbögen verziert, unter der Turmspitze ist eine Uhr mit römischen Ziffern eingelassen, grüne Flächen deuten Bäume und Büsche an.
Vier Jahre war Edwin Markert alt, als sein Großvater ihm zu Weihnachten diese Ritterburg aus Holz schenkte. Das war 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, in dem man auch in Cronenberg mit anderen Herausforderungen konfrontiert war als darüber nachzudenken, was man den Kindern an Heiligabend unter den Christbaum legen konnte.
Gerade deshalb war und ist dieses Stück für den Hahnerberger eine Kindheitserinnerung, die er heute noch in Ehren hält. „Die gebrauchte Ritterburg kostete meinen Großvater zehn Reichsmark und einen Sack Kalk“, erzählt Markert. Wobei der Kalk wertvoller gewesen sei als das Geld. „Man konnte damit Wände streichen“ – und da sein Großvater Maurer war und Kontakte zur Wuppertaler Firma „Baustoffe Rudolf Scheuermann“ hatte, war der Kauf der Weihnachtsüberraschung für den Enkel gesichert. „Für mich war das eine große Freude, die ganze Kindheit habe ich damit gespielt, auch die Nachbarskinder durften ran und nichts davon ist kaputtgegangen.“
Heute steht sie in seinem Hobbyraum, „da hänge ich so dran“ – und es passt definitiv zu seinem Hobby, das aus der Sammelleidenschaft für historische Gegenstände besteht: Bilder, Säbel, Spazierstöcke, Modellautos, Töpfe. Zudem betreibt Edwin Markert in seinem Gartenhaus ein Privatmuseum, in dem sich eine Auswahl alter Haushaltswaren, aber auch Bahnschildern und ausgestopfter Tiere befindet.
Die Burg jedoch bleibt ganz nah bei ihm – und um ihr auch ein literarisches Denkmal zu setzen, hat Markert die Geschichte unter dem Titel „Weihnachten – damals und heute“ in Cronenberger Platt aufgeschrieben – einen Erzählband mit „Dönekes“ hat er bereits herausgegeben. „Ich lebe gern mit Erinnerungen“, sagt er, und stellt deshalb in seiner Weihnachtsgeschichte auch die Frage, ob die heute oft technikbasierten Geschenke, die auf dem Gabentisch landen, ebenfalls Erinnerungen schaffen können, die Jahrzehnte überdauern. Die WZ darf die Geschichte hier im Original abdrucken:
Chresdag – Domols on Hüt
En Erennereng bliwt, wie mer als Kenk denn i-eschten Chresdag bewosst erlewt het. Et wor de tweide Wei-eltlcri-eg, die Bomben fielen, die Nu-et wor gruet, ko-em hat mer wat te Eten, tem Bü-eten gow et Schlammkohlen, Hu-elt wu-ed em Bosch geklaut. Dat Gei-eld wor knapp. Min Oppa wor Mürer, he kankt völ Lüüt dorch sinnen Beruf, su u-ech Ömmes de ne gebrukte Ritterborg met Ble-isoldaten hat. Dösse Borg wuhl min Oppa för mech han. Ganze 10 Reichsmark mu-eß he doför gewen, dat öwer nit nur, et muss noch en Sack Kalk dobie, wat denn Wert i-escht mahen. Op i-eschten Chresdag 1941, su erenner ech mech noch, kri-eg ech met vollem Stu-elz van minnem Oppa dösse Ritterborg met völlen Reitersoldaten. Ming ganze Kengerjohren han ech domet gespelt on dat nit nur, u-ech die Noberschkenger wie de Wilfried, de llolftang, de Wolter, de Lothar, de Rolf, de Kurt on angere Kenger. Weil dat ganz grit besongersch wor, hon ech die Ritterborg bes hüt en Ihren gehaulen.
On wat kriegen die Kenger en dösser Tiet op Chresdag? Handys, Computer, Fernseher, Spielsaken met allen Techneken. Bau-el meut ech sagen: „Alles wat et göt“. Op Erennerongen bliewen? Op Späder die Technik van Hüt noch su vör denn U-egen dösser Kenger lebendeg es?
Su wönsch ech Önk ollen, besongersch die, die krank send, Nu-ed lieden on op Hölpe aangewi-esen send, ne gesegnete Chresdag.