Garten der Religionen Eine Oase der Toleranz und der Ruhe in Wuppertal
Wuppertal · Am 3. Oktober soll das Richtfest gefeiert werden.
Den Verein „Garten der Religionen e.V.“ gibt es schon seit rund fünf Jahren, und mit diversen Veranstaltungen ist er auch schon mehrfach an die Öffentlichkeit getreten. Doch den idealistisch gesinnten Mitgliedern dieses Vereins fehlte bisher vor allem eins: der Garten selbst, an dem Menschen von insgesamt zehn Religionen sich treffen, allein oder im kleinen Kreis eine stille Andacht abhalten konnten.
Eine solche Oase der Toleranz, der Ruhe und gegenseitiger Hinwendung ist seit Mitte dieses Jahres auf 750 Quadratmetern im Entstehen. An der Nordbahntrasse in Gestalt von zwei ehemaligen Eisenbahnergärten mit Zugängen von der Markusstraße, der Andreas-Hofer-Straße und demnächst von der Trasse aus. „Das werden die Mitarbeiter des Wichernhauses und der Trassenmeisterei machen“, verriet Dieter Bieler-Giesen, Stammpersonal bei der Anlage der zukünftigen Stätte der inneren Einkehr, mit Blick auf den Maschendrahtzaun, der den einstigen Schienenweg vom zukünftigen Garten der Religionen mit seinem alten Baumbestand trennt.
„Die Kräfte des Wichernhauses haben hier auch auf dem abschüssigen Gelände eine Fläche planiert und eingeebnet, auf dem die Sankt-Georgs-Pfadfindergruppe ‚Die Gallier’ ihr Zelt errichten werden“, verriet Anne Wiechmann, die Initiatorin des „Gartens der Religionen“. Die Vorsitzende des Vereins, Anne Wiechmann, war Lehrerin an der Europaschule und ist dort auch heute noch ehrenamtlich pädagogisch tätig. Dort hatte sie viele junge Menschen aus unterschiedlichen Ländern kennengelernt, unter anderem eine Ezidin (die Bezeichnung „Jesiden“ möchte diese Glaubensgruppe gern ablegen), die gern mit anderen Angehörigen ihres Glaubens Andachten feiern möchte. Anne Wiechmann griff das auf, besprach sich mit Pfarrer Martin Grütering von der Stiftung Seelsorge, und es entstand der Plan des Gartens der Religionen, der in anderer Form auch schon in Recklinghausen und Köln umgesetzt worden ist. „Wir haben diese Gärten besichtigt“, so Wiechmann, „und sind auf die Suche nach einer geeigneten Fläche in Wuppertal gegangen.“
Nachdem die Idee, einen stillgelegten Friedhof dafür zu nutzen, nicht verwirklicht werden konnte, ist man zwischen Markusstraße und Andreas-Hofer-Straße in Wichlinghausen fündig geworden und möchte nun den zehn mitmachenden Religionsgemeinschaften Judentum, Christentum (Mitglieder des ACK, des Arbeitskreises christlicher Kirchen), Islam, Buddhismus, Hinduismus, Alevitentum, Ezidentum, Bahai, Konfuzianismus und Sikhismus die Gelegenheit bieten, in diesem Garten der Religionen Gottesdienste und Andachten abzuhalten oder einfach zu feiern. „Kindergarten-Rallye, Konfirmations- und Firmungsunterricht, Koran-Lesungen oder Gespräche von Seniorinnen und Senioren, alles soll möglich sein“, so Anne Wiechmann.
Es warten noch viele Aufgaben
„Wir wollen in Wuppertal einen Ort der Begegnung schaffen, an dem Menschen verschiedener Religionen und Weltanschauungen in einen interreligiösen Dialog treten können. Der soll dazu dienen, alten und jungen Menschen in der Stadt aus den verschiedensten Kulturen mit Respekt vor den anderen zu begegnen und zu mehr Gemeinsamkeiten führen“, heißt es sinngemäß auf der Homepage des Vereins.
Doch um das zu verwirklichen und zu ermöglichen, dass der Tag der Einheit, der 3. Oktober, auch der Tag des Richtfestes im Garten der Religionen sein kann, ist noch viel zu tun.
Deshalb auch der Aufruf, unter anderem an dem Zaun in der Markusstraße: „Mach mit. Wir brauchen Dich“, denn es warten noch viele große Aufgaben auf die Hilfswilligen vor Ort und die fleißigen Pfadfinder. Ständig mit dabei ist Arndt Klapper, der auch beim „Wupperbuddeln“ aktiv ist und sagt: „Ich gärtnere einfach gern“ und dem Aufruf zur Mithilfe als Mensch mit Sachkenntnis, gepaart mit einer sozialen Ader, gefolgt ist.
Ist der Abgang von der Markusstraße zum geplanten Mittelpunkt nur mit robustem Schuhwerk und einer ordentlichen Portion Trittfestigkeit zu meistern, so soll dort ein gut begehbarer Weg entstehen, ebenso wie vom unteren Ende von der Andreas-Hofer-Straße aus. „Barrierefrei wird allerdings nur der verschließbare Zugang von der Trasse aus sein“, stellt Dieter Bieler-Giesen fest. „Schließlich sind wir hier im Bergischen Land.“
Ein Schacht für ein Wasserzugang ist schon gegraben und man wartet auf den Anschluss ans Wassernetz, womit auch ein plätschernder Brunnen gespeist werden soll. So wie auch die Stromversorgung im zukünftigen Garten gesichert werden muss. „Es wird auch noch eine Hütte, eine Gartenlaube von 4,50 Metern Länge und 2,50 Metern Tiefe gebaut, sodass wir uns äußerlich gar nicht von einem ganz normalen Garten unterscheiden werden“, so Bieler-Giesen, „denn wir möchten hier den Menschen sonntags auch Kaffee und Kuchen servieren.“ Und so, wie bei anderen Gärten auch, soll er zwischen Dezember und März, in der kalten Jahreszeit also, stillgelegt werden, wobei allerdings trotzdem ein christliches Adventssingen angedacht ist.
Für die Finanzierung dieses Projekts wurden vom Lokalen Beirat des Projekts Soziale Zusammenarbeit Oberbarmen-Wichlinghausen 35 000 Euro genehmigt, doch nach wie vor sind Spenden herzlich willkommen.