Eine Reise in Wuppertals dunkle Zeit

Geschichte: Der Historiker Michael Okroy führte durch das von den Nazis 1939 eingeweihte Polizeipräsidium. Und zeigte, welche Spuren dieser Zeit bis heute zu sehen sind.

Düsseldorf. Wer das Polizeipräsidium betritt, fühlt sich sofort in frühere Zeiten zurückversetzt: Dicke Holzläufe begleiten die Treppen, verzierte Eisenplatten verbergen die Heizungen, in die Fensterscheiben sind Wappen und Symbole graviert. "Kunsthandwerklich befinden sich die Arbeiten auf sehr hohem Niveau", betonte der Historiker Michael Okroy bei einer von der Begegnungsstätte Alte Synagoge veranstalteten Führung. Ideologisch jedoch wird häufig das Gedankengut der Nazionalsozialisten erkennbar.

Schließlich wurde das Gebäude 1939 nach vier Jahren Bauzeit eingeweiht. "Nach außen demonstrierte seine Monumentalität die Machtfülle der 1936 neuorganisierten Polizei im NS-Staat", sagt Okroy. 480 Dienstzimmer, ein großer Fest- und Vortragssaal sowie 100 Haftzellen standen der Ordnungs- und Kriminalpolizei und der Geheimen Staatspolizei kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs zur Verfügung. "Durch die Reichsbrandverordnung konnte die Polizei Menschen ohne Angabe von Gründen zeitlich unbegrenzt in ,Schutzhaft’ nehmen", erinnerte Okroy, während die rund 30 Gäste auf die vergitterten Fenster des Zellentrakts guckten. Heute dürfen die Polizisten Straftäter oder Randalierer höchstens bis zum nächsten Tag in den modernisierten Zellen einsperren.

Der Festsaal ist mit seinen hohen Fenstern und der Holzempore weitgehend original geblieben. Während dort in den letzten Kriegsjahren direkt neben den Vernehmungszimmern der Gestapo über den Einsatz von Zwangsarbeitern verhandelt wurde und nach den Bombenangriffen auch Konzerte stattfanden, tagte hier nach dem Krieg der Entnazifizierungsausschuss. Ab Dezember 1945 fungierte das Präsidium als neues Rathaus. In den 50ern spielten im Saal auch Jazzgrößen wie Wolfgang Sauer, damals rezensiert von Johannes Rau. Eine Etage tiefer finden sich noch Hinweise auf die britischen Besatzungstruppen, die dort ihr regionales Hauptquartier hatten. Auf einer Tür ist noch schwach der Name einer Einheit zu lesen.

Gegenüber befindet sich das umstrittenste Gemälde des Hauses: Neben anderen zeittypischen Malereien wie dem muskulösen Bauern beim Säen befindet sich Hans Kohlscheins "Die neue Zeit". Drei Kämpfer reiten mit Fahnen, auf denen früher SS-Ruhnen und Hakenkreuz zu sehen waren. Heute sind an diesen Stellen nur weiße Flecken. "Vielleicht haben da die Zwangsarbeiter ihrer Wut Ausdruck gegeben", sagt Okroy. Sie hatten direkt nach der Einnahme Wuppertals durch die Amerikaner das Polizeipräsidium gestürmt und verwüstet.

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