Barmer Anlagen Eisverkauf unter Auflagen: „Abstand sollte zumutbar sein“

Barmen. · Der Eisverkauf läuft trotz Corona auch am Toelleturm auf Hochtouren. Die Regeln sind den meisten bewusst — werden aber nicht immer beachtet.

Der Großteil der Besucher hält sich auch an der Eisdiele an den Abstand.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Ich kenne jemanden, der das Bußgeld bezahlen musste“ — die Rede ist von den mehr als 200 Euro, die fällig werden, sobald „Speisen oder Getränke im Umkreis von 50 Metern um diejenige gastronomische Einrichtung, in der die Speisen erworben wurden“ verzehrt werden, eine der Corona-Auflagen des Landes NRW also  nicht befolgt wird. Sabine Franke sind die Regeln und auch die Folgen der Missachtung bekannt. Mit ihren Freundinnen beginnt sie den Eisgenuss in den Barmer Anlagen erst mit gebührender Distanz. Auch untereinander wahrt die Gruppe Abstand. Die Frauen betrachten die Auflagen als sinnvoll, denn: „Sonst würde es vor dem Stand zu viel Gedränge geben“.

Dass auch in der Schlange der Mindestabstand eingehalten wird, kann Luciano Sudano bestätigen. Mit seinem Eiswagen steht er am Toelleturm. Trotz des allgemeinen Appells, daheim zu bleiben, ist die Resonanz groß. „Ich kann mich nicht beschweren“, sagt Sudano und gibt zu Protokoll, gegenüber des Vorjahres — begünstig auch durch das Wetter — keine Einbußen zu erleben.

Manchen ist sogar zu viel los. Das Ehepaar Teller verzichtete zuletzt  sogar lieber auf den Eisbecher: „Hier war es so voll, dass wir wieder gegangen sind — aus Vorsicht vor zu großen Menschenansammlungen.“

Diese sollen bei Creme Eis, ebenfalls in Blickweite des Toelleturms, weitestgehend vermieden werden. Kunden werden in ein provisorisches Leitsystem geführt, das geregelt zum Verkaufsfenster führt. Die Mauern am Brunnen vor dem Turm sowie rund um den Eisstand sollen darüber hinaus nicht als Sitzplätze genutzt werden. Darauf weisen entsprechende Schilder hin. Und auch der Abstand in den Wartereihen, so der Eindruck vor Ort, wird mit einer großen Selbstverständlichkeit eingehalten.

Momentaufnahme am Toelleturm: Der Großteil verhält sich richtig

Sich auf die geltenden Ausnahmefälle einzustellen, hält Rocco für eine leichte Aufgabe. „Den Abstand zu halten, sollte jedem zuzumuten sein“, sagt der Sonntagsausflügler. Er spricht sich daher für eine Fortführung der Auflagen bis Ende Mai aus. Für die Vorgabe, die Speisen erst 50 Meter entfernt vom Verkaufsort zu essen, zeigen dagegen nicht alle Verständnis. Radfahrer Michael Ernst hält das für „übertrieben“, glaubt aber, dass „alle langsam verstanden haben, worum es geht“. Schwarze Schafe gibt es allerdings überall.

Einige Kunden verzehren ihr Eis bereits auf den Bänken in unmittelbarer Nähe der Eisdiele. Es gehe schließlich darum, „wie es sich verteilt“, erklären die Sünder zum Thema Distanz. In diese Kerbe schlägt auch das Ehepaar Böhm, das beim Eiskauf festgestellt hat: „Es funktioniert alles super.“ Beide sind der Meinung, bei der Bestrafung etwaiger Fehltritte müsse „tolerant und flexibel“ reagiert werden. Oft sei es Unwissen und die fehlende Verinnerlichung kurzfristig beschlossener Gesetze. „Wiederholungstäter sollte man aber belangen“, meint das Paar.

Grundsätzlich herrscht an den Eisständen am Toelleturm also das geregelte Geschehen, Unvorsichtigkeiten oder gar bewusste Missachtungen lassen sich dort nicht feststellen. Ob als Familie, in Zweiergruppen oder allein: Spaziergänger jeden Alters benehmen sich in den Barmer Anlagen der Situation entsprechend.

Nicht ganz so positiv fällt dagegen die Bilanz von Michaela Dereschewitz aus, Geschäftsführerin des Barmer Verschönerungsvereins, dem die Anlagen gehören. Insbesondere der Müll sei ein Problem. Seitdem die Eisdielen geöffnet sind, hätte sich die Situation wieder in Richtung Toelleturm verlagert. Manchmal finde sie die gestapelten Becher auf den vollen Mülleimern, was ja noch in Ordnung sei. Viele Eisesser würden ihre leeren Becher aber auch einfach im Grünen entsorgen, ärgert sie sich.