Wegen Insolvenz Ende einer Ära: Drei Traditionscafés in Wuppertal-Elberfeld schließen ihre Türen

Wuppertal · Wuppertaler Konditormeister Harald Michaelis geht nach 35 Jahren in Rente – Kosten wuchsen ihm über den Kopf.

Aufgrund von Insolvenz hat Konditormeister Harald Michaelis seine drei Cafés geschlossen. Nun geht der 71-Jährige in den Ruhestand.

Foto: Matthi Rosenkranz

So geht eine Ära zu Ende. Gleich drei Cafés, feste Institutionen in Elberfeld, haben zum 31. Dezember geschlossen. Der Grund: Insolvenz. „Für mich ist es eine Chance, in Rente zu gehen“, erklärt Konditormeister und Geschäftsführer Harald Michaelis und blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Schließung seiner Cafés. Betroffen sind das Café Michaelis an der Hochstraße, das Café Nägele am Otto-Hausmann-Ring und das Café Bredtchen an der Hainstraße.

Ein wesentlicher Grund für die Insolvenz seien die Kosten für Energie und Löhne gewesen, die 2023 „explosionsartig“ anstiegen, auch die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Cafés. Darüber hinaus sei er mehrere Monate lang wegen Krankheit ausgefallen. „Das Geschäft ist in Schieflage geraten“, erklärt er. „Ich habe zu spät gegengesteuert“. Darüber hinaus hatte er schon lange mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören, sich gesagt, er müsse auch mal an Rente und Ruhestand denken. Insofern habe die Insolvenz ihm geholfen, diesen entscheidenden Schritt zu machen. „Ich habe das 35 Jahre lang gemacht,“ sagt der 71-jährige Wuppertaler. „Ich bin mit mir im Reinen“.

Das Café Michaelis samt Backstube war das erste, das er vor über drei Jahrzehnten eröffnete. Vor 23 Jahren übernahm er das Café Nägele, vor 18 Jahren das Café Bredtchen. Die Räumlichkeiten des Cafés Michaelis seien auch im Besitz des Konditormeisters, die der anderen beiden Cafés seien gepachtet gewesen. Was mit den nun leeren Räumlichkeiten passiert, ist noch unklar.

Harald Michaelis und sein Team haben die Wuppertaler über drei Jahrzehnte lang mit Kuchen, Torten und mehr versorgt.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Besonders das Café an der Hochstraße mit der Backstube hatte einen spannenden Charme“, sagt Elberfeld Bezirksbürgermeister Thomas Kring. „Und ist, aus meiner Sicht, immer gut frequentiert worden“. Das bestätigt auch Harald Michaelis: „Die Torten und Kuchen haben wir zahlreich machen dürfen“, sind von den Wuppertalern immer mit Begeisterung angenommen worden. Sein Geheimnis: „Jede einzelne Torte hat ein eigenes Rezept, jede hat ihren eigenen Geschmack gehabt“, sagt der gebürtige Wuppertaler. Da würde kein Basis-Rezept nur minimal abgeändert, sondern jedes Werk habe seine eigene Rezeptur, den eigenen Charakter. Eine Konditorei samt Backstube gebe es darüber hinaus nicht so oft in Wuppertal: „Die Qualität hat für sich gesprochen“, sagt er.

Viele Kunden sind traurig über die Schließung des Traditionsbetriebs

Viele Kundinnen und Kunden bedauerten die Schließung der drei lieb gewonnen Cafés. Bis zur endgültigen Schließung am 31. Dezember hatten Harald Michaelis und sein Team noch alle Hände voll zu tun. „Da wird einem bewusst, was man geschaffen hat“, sagt er. In Spitzenzeiten zählte die Konditorei 25 Mitarbeiter. „Das Personal sucht was Neues. Wo ich vermitteln kann, vermittele ich“, sagt er.

„Wenn so ein Traditionsbetrieb schließt, ist es natürlich hochbedauerlich“, sagt Thomas Kring. Was aus den Räumlichkeiten wird, sei noch unklar. „Es wäre bei allen drei Standorten wünschenswert, wenn da eine ähnliche Nachnutzung wieder reinkommt“, so Kring. Sein persönlicher Eindruck sei nicht, dass es insgesamt weniger Cafés in Elberfeld würden, aber: „Die Cafészene ändert sich entscheidend“, sagt er. So gebe es in Elberfeld zahlreiche moderne Cafés, teils mit spezialisiertem Sortiment.

Täglich gab es in den Cafés eine große Frühstücksauswahl, außerdem leichte Mahlzeiten und gutbürgerliche Küche. Und die Spezialitäten der Konditorei: Die Hochzeits- und Dekotorten zu allen Anlässen, heißt es auf der Homepage der Konditorei. Ebenso gab es selbst gemachte Pralinen im Sortiment: „In jedem Stück Gebäck steckt unsere ganze Erfahrung“, hieß es dort weiter.

Sei 1989 stand Harald Michaelis täglich in der Backstube. Was er nun im Ruhestand macht? „Ich bin nicht der Typ, der auf der Couch liegt“, sagt der Konditormeister, und fügt schmunzeln hinzu: „Vielleicht schreibe ich irgendwann ein Rezeptbuch“.