Entdeckungstour im Klärwerk - 1000 ließen sich überraschen
Etwa 1000 Neugierige ließen sich beim Tag der offenen Tür das Klärwerk Buchenhofen erläutern — Überraschungen inbegriffen.
Wuppertal. Raue Sitten waren das in den alten Zeiten, besonders für geruchsempfindliche Naturen. Wer als Auszubildender im Klärwerk Buchenhofen anfing, musste erstmal vier Wochen im so genannten Rechenhaus Dienst tun. Hier werden nicht etwa die Bilanzen bearbeitet, sondern aus dem noch unbehandelten Abwasser mit Rechen die gröbsten Schmutzanteile herausgefiltert. „Da hat sich dann auch bei den neuen Mitarbeitern schnell die Spreu von Weizen getrennt“, sagte Maschinenbaumeister Jürgen Frenzer. Die Anekdote war eine von vielen, mit der Frenzer und seine Kollegen etwa 1000 Besucher am Samstag beim Tag der offenen Tür im Klärwerk unterhielten.
Abgesehen von geruchlich eher deftigen Stationen wie dem Rechenhaus hielt der Termin für die Besucher viel Lehrreiches bereit. Deutlich wurde vor allem: Ein Klärwerk ist heute ein hochtechnischer Betrieb. Unter der scheinbar ruhigen Oberfläche der bis zu zwölf Meter tiefen Becken laufen komplexe Prozesse ab. Dabei geht es dem Dreck etwa mit Hilfe von Bakterien und der Zuführung von viel Sauerstoff an den Kragen. Dabei ist allerdings besondere Vorsicht gefragt, denn dadurch ändert sich die Dichte des Wassers.
„Wer dort hineinfällt, geht durch den fehlenden Auftrieb unter wie ein Stein“, erklärt Wupperverband-Sprecherin Monika Ebers. Unfälle hat es glücklicherweise noch nicht gegeben. Vieles ist mittlerweile sowieso automatisiert. So sind etwa die Tage, als sich pfiffige Firmen-Veteranen mit unachtsam in den Abfluss gespültem Schmuck oder Kleingeld ein Zubrot verdienen konnten, lange vorbei.
Wobei: „Auch heute werden wir noch angerufen, wenn etwa eine Zahnprothese aus Versehen im Abflussrohr verschwunden ist“, erklärt Jürgen Frenzer. Die Chancen, das gute Stück wiederzufinden, sind allerdings schlecht: Die Rückstände vom Filtern des Wassers landen in der Regel im Verbrennungsofen. Trotzdem bereitet den Klärwerksbetreibern Kopfzerbrechen, dass viele Bürger ihre Toilette als Abfalleimer missbrauchen. „Vor allem Kosmetikartikel wie Q-Tips gehören hier nicht hinein und verteuern den Klärprozess“, so Frenzer.
Auch sonst gab es mit vielen Führungen, Vorträgen und Versuchen eine ganz praktischen Einblick in den Klärwerks-Alltag. Den Besuchern gefiel’s: „Das ist wirklich sehr anschaulich dargestellt“, sagt Besucherin Bettina Möller.
Auch für die Kleinen gab es viel zu entdecken — so nahm Clown „Trulli Tropf“ die Kinder mit auf die spannende Reise des Wassers. „Der ist lustig“, freute sich die dreijährige Rike.