Rosenfest: Die "Oma" von 1882 war mal eine technische Sensation
In der Bandweberei Kafka drehte sich alles um das bergische Traditionshandwerk.
Langerfeld. Currywurst handgeschnitten. Solch liebevoller Service beim Imbiss ist schon der adäquate Einstieg in das Rosenfest am Samstag in der Bandweberei Kafka. Nach der Übernahme des Traditionsbetriebes durch Christine Niehage lebt das Handwerk nun an der Öhder Straße weiter. Wenn es nach Christian Lenkeit ginge, darf das getrost noch eine Weile dauern. „Ich würde gerne bis zur Rente hier bleiben“, sagt er und blickt auf einen Stapel von Lochkarten.
Diese Karten, in einer eigenen Kartenschlägerei gefertigt, sind gleichsam die Steuerzentrale der alten Jacquard-Maschinen, die Niehage von Vorbesitzerin Kafka übernommen hat. Jupp heißt eine der Maschinen, Oma eine andere. Oma stammt aus dem Jahre 1882 und war 1900 eine technische Sensation bei der Weltausstellung in Paris. Versierte Bandweber könnten schon anhand der Karten erkennen, welches Muster gewebt werde, sagt Lenkeit. Er selbst verfüge noch nicht über solche Kenntnisse.
Tastet die Maschine ein Loch ab, so zieht sie den Kettfaden hoch, erklärt derweil der Kollege André Homberg. Alle halbe Stunde erläutert er kleinen Besuchergruppen die Technik im Betrieb. „Die alten Maschinen arbeiten relativ langsam, deshalb müssen ihre Bausteine nicht so präzise sein, wie das heute der Fall ist.“
Die kleinen Unregelmäßigkeiten, auch wenn für den Laien kaum erkennbar, tragen zur Attraktivität der gewebten Bänder bei. Rings um die Bandweberei haben Kunsthandwerkerinnen zum Rosenfest ihre Stände aufgebaut und zeigen, was sich mit solchen Bändern machen lässt.
Elke Weiler aus Bonn arbeitet seit 30 Jahren mit den Produkten der Bandweberei Kafka. Postkarten zählen zu ihren beliebtesten Artikeln. Sie fahre regelmäßig nach Wuppertal, um bei Kafka neue Ware auszusuchen, aber von der Stadt habe sie bislang kaum etwas gesehen — nicht einmal die Schwebebahn.
Immerhin sei sie über die Bandweberei aufs Bergische aufmerksam geworden. „Es ist sehr schön hier. Ich mag die alten Häuser“, sagt sie und blickt auf die Bandweberei, die so heimelig an der Wupper steht, als habe die Neuzeit noch gar nicht begonnen.