Gericht Entführung in Barmen: Angeklagter schweigt

Auch am zweiten Prozesstag um die brutale Entführung eines Kioskbesitzers aus Oberbarmen wollte sich der 28 Jahre alte Angeklagte in dem Prozess vor dem Landgericht nicht zu den Vorwürfen äußern.

Im Prozess um die Entführung eines Kioskbesitzers aus Oberbarmen wurden Videos von der Tat betrachtet und erste Zeugen befragt.

Foto: dpa/Volker Hartmann

Der Appell des Vorsitzenden Richters Holger Jung hat offenbar keine Wirkung gezeigt. Auch am zweiten Prozesstag um die brutale Entführung eines Kioskbesitzers aus Oberbarmen wollte sich der 28 Jahre alte Angeklagte in dem Prozess vor dem Landgericht nicht zu den Vorwürfen äußern. Dem in den Niederlanden gemeldeten Mann, der derzeit in Untersuchungshaft sitzt, wird vorgeworfen, mit mehreren derzeit noch unbekannten Komplizen Anfang Mai 2019 das 27-jährige Opfer aus dessen Kiosk verschleppt zu haben. Mit der Entführung sollten offenbar von dem Bruder des Opfers, einem in der Drogenszene aktiven Mann, Schulden eingetrieben werden.

Zweite Entführung ereignete sich während des ersten Prozesses

500 000 Euro wollten die Täter von dem Bruder ursprünglich erpressen. Bei der Entführung bedrohten die Täter das Opfer mit einer Pistole, zwangen ihn in ein Auto und fuhren mit ihm zu einer Lagerhalle in der Nähe von Rotterdam. Von dort kontaktierten sie den Bruder des Entführten, beide Seiten einigten sich auf eine Summe von 150 000 Euro sowie einer weiteren Zahlung. Zwei Tage nach der Entführung ließen sie ihr Entführungsopfer in der niederländischen Provinz Gelderland wieder frei.

Kurios an dem Prozess ist die Tatsache, dass der Geschädigte bereits 2015 auf ähnliche Weise entführt worden war. Auch damals ging es offenbar um Drogengeschäfte seines Bruders. Wegen dieser Entführung wurde ein 40 Jahre alter Mann zu einer Haftstrafe von sechs Jahren verurteilt. Die zweite Entführung ereignete sich während des ersten Prozesses.

Der jetzt angeklagte 28-Jährige wird vor allem durch Ermittlungen und Video-Aufnahmen der niederländischen Polizei belastet, die – auch mit Hilfe einer Drohne – gemacht wurden. Deshalb hatte Richter Jung den Angeklagten bereits zum Prozessauftakt aufgefordert, ein Geständnis abzulegen. Auch am zweiten Prozesstag tat er dies noch einmal – mit Verweis darauf, dass der 28-Jährige ein „markantes Äußeres“ habe und durch die Aufnahmen „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ zu erkennen sei. Der Angeklagte schwieg aber auch am Montag beharrlich.

Videoaufnahmen
aus dem Kiosk

Bis auf weiteres ist das Gericht also auf Indizien angewiesen. Dazu wurden zunächst Videoaufnahmen angeschaut, die am Tattag im Inneren des Kiosks von Kameras gemacht wurden. Darauf sieht man drei junge Männer, die am Tattag gegen 22.30 Uhr schnellen Schrittes durch das Kiosk gehen und im Lagerraum den Besitzer des Büdchens mit Schlägen traktieren. Anschließend drückten sie ihr Opfer auf den Boden. Offenbar gingen sie dabei recht brutal vor – bei den Untersuchungen des Tatortes stellte die Polizei später zahlreiche Blutspuren auf dem Boden des Ladens sicher. Die eigentliche Tat ist auf den Videos nur schemenhaft zu sehen, weil die Täter das Licht im Lagerraum ausgeschaltet hatten.

Zudem wurden am zweiten Prozesstag die ersten Zeugen gehört. Ein Polizist schilderte den Zustand des Tatortes einige Stunden nach der Entführung. Zwei Frauen, die sich zum Zeitpunkt der Entführung im Bereich des Kiosk aufhielten, schilderten ihre Beobachtungen.

Für den Prozess sind noch zehn weitere Termine vorgesehen. Das Urteil soll nach jetzigem Stand am 14. August verkündet werden. In dem Verfahren waren ursprünglich zwei Männer angeklagt worden. Der Prozess gegen den 25-jährigen Mitangeklagten wurde jedoch am ersten Prozesstag abgetrennt.