Wuppertal Erneuter Suizid in der Ronsdorfer JVA
Ein 17-jähriger Untersuchungshäftling hat sich am Samstag in seiner Zelle erhängt.
Ronsdorf. Es ist er wenige Wochen her, da hat in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Ronsdorf ein Häftling einen Mitgefangenen umgebracht. Kurz vorher hatte sich eine Beamtin im Besucherwartebereich des Jugendgefängnisses das Leben genommen. Am Samstag gab es den nächsten Unglücksfall: Ein 17-Jähriger aus Köln, der einen Tag zuvor in die JVA verlegt worden war, erhängte sich mit einem Betttuch in seiner Zelle — trotz verstärkter Kontrolle.
„Der junge Mann war wegen des Verdachts auf schweren Diebstahl mit schwerer Körperverletzung am Donnerstag in Köln verhaftet worden und ist am Freitagmittag zu uns gekommen“, berichtet Anstaltsleiterin Katja Grafweg. Da der Jugendliche als latent suizidgefährdet eingestuft worden sei, sei er engmaschig kontrolliert worden. „Die Kollegen haben gemäß den Vorschriften unregelmäßig spätestens nach 15 Minuten in seinen Zelle geschaut.“ Daher hätte eine Beamtin wenige Minuten zuvor noch mit dem Häftling gesprochen, bevor sie ihn um 16.20 Uhr tot aufgefunden hätte.
Beim letzten Gespräch mit ihm hätte die Kollegin keine Anzeichen dafür festgestellt, dass eine akute Selbsttötungsgefahr bestand: „Der junge Mann wirkte weder besonders traurig noch verzweifelt“, sagt Grafweg. Umso geschockter seien die Mitarbeiter über dieses erneute Unglück in ihrer Haftanstalt. „Wir haben inzwischen eine Reihe von Mitarbeitern, die bei mindestens einem der Todesfälle Dienst hatten“, sagt die Chefin. Diesen Beamten würden seelsorgerische und psychologische Hilfe angeboten; sie könnten sich auch krankschreiben lassen.
Dass der 17-Jährige unter Beobachtung gestanden hätte, hätte weniger damit zutun gehabt, dass er akut damit gedroht hätte, sich umzubringen, als vielmehr mit seiner Historie: „Bei einer anderen Inhaftierung hat er schon mal davon gesprochen“, weiß die Anstaltsleiterin. Sicherheitshalber, da sie den jungen Mann nicht gekannt hätten, sei er als „latent suizidgefährdet“ eingestuft worden, weshalb er keine Gegenstände wie Gürtel oder Schnürsenkel in seiner Einzelzelle haben durfte.
„Keine Anzeichen dafür, dass es in Ronsdorf eine besondere Situation gibt, die ausschlagend für die Häufung von Todesfällen ist“ sieht das Justizministeriums, wie Sprecher Marcus Strunk auf WZ-Anfrage mitteilt. Er könne keine Zusammenhänge zwischen dem Freitod der Beamtin, dem des Jugendlichen und dem getöteten Häftling erkennen. Deshalb sieht er auch keine Notwendigkeit, dass sich beispielsweise ein Ausschuss mit der JVA beschäftigen sollte. „Die Justizvollzugskommission wird den Suizid natürlich besprechen“, sagt Strunk. Seit Anfang des Jahres haben sich zwölf NRW-Häftlinge das Leben genommen.